Google schafft die Werbe-Cookies ab. Warum ich damit 5 Probleme habe
Ja, Google macht Schluss mit Tracking-Pixel und Co. Aber …
Sie sind überall im Internet und verfolgen dich auf allen Websites. Sie merken sich genau, was du geklickt hast, und halten es dir noch Jahre später vor. Und gemeinsam können sie ein ziemlich genaues Bild davon zeichnen, was du im Internet so getrieben hast.
Die Rede ist von Cookies – nein, nicht die leckeren Plätzchen, sondern Dateien, die von Websites und Anwendungen über dich
Darin finden sich dann etwa Login-Daten, deine Google-Suche, welche Sprache du bei einem Übersetzer bevorzugst oder was du zuletzt in einen Online-Warenkorb gesteckt hast. Die Anwendungsmöglichkeiten sind fast grenzenlos – genau wie der Nutzen für Marketingzwecke. Denn je mehr ein Unternehmen über dich weiß, also je mehr Cookies es auslesen kann, desto besser kann es dich mit relevanter Werbung zukleistern.
Einer der größten Ausspäher der Welt ist Google, das auch hinter Youtube und dem Chrome-Browser
Weltweit fassten Medien die Nachricht positiv überrascht auf: »Google plant, den Verkauf von Anzeigen einzustellen, die auf dem Surfen einzelner Personen auf mehreren Websites basieren. Dies könnte die Umwälzungen in der digitalen Werbebranche beschleunigen«,
Die große »Datenkrake« aus den USA nimmt Datenschutz also endlich ernst? Die Datenschützer:innen haben gewonnen? Von wegen. Denn hinter der leicht klickbaren Nachricht verbirgt sich viel mehr – so wie bei Cookies selbst. Ich habe 5 Probleme damit.
1. Google selbst trackt fröhlich weiter
Wer Googles Ankündigung genau gelesen hat, bemerkt, dass sie mit vielen Einschränkungen verbunden ist. Nicht alle Cookies werden abgeschaltet, sondern nur solche von Drittanbietenden (Third Party Cookies), die ihre Spähprogramme auf Websites platzieren, die gar nicht ihre eigenen sind. So späht etwa Facebook mit dem berüchtigten »Facebook-Pixel« das Verhalten seiner Mitglieder über alle Websites aus, die direkt zu Facebook verlinken. Und das nur, weil irgendwo ein Teile-diesen-Beitrag-auf-Facebook-Knopf prangt. Zugegeben, eine digitale Dreistigkeit, der Google nun tatsächlich entgegenwirken will. Das Wegfallen von Werbe-Cookies bedeutet, dass das individuelle Tracking über mehrere Seiten hinweg nicht mehr funktioniert.
Doch dies hat keinen Einfluss auf die Daten, die Websites für sich selbst erheben – und es hat auch keinen Einfluss auf all die Daten, die Google über seine Suchanfragen, Youtube oder den Chrome-Browser über uns alle abgreift – und wieder an Werbetreibende verkauft. Doch genau die sind ebenfalls ein zunehmendes Problem, da gerade bei Google selbst zahllose Datenquellen zusammenlaufen und Menschen im Netz für Google immer gläserner werden.
2. Der Chrome-Browser ist echt spät dran
Neu ist das Vorgehen gegen Third Party Cookies wirklich nicht. Die Browser Firefox von Mozilla und Safari von Apple haben längst mit den Drittanbieter-Cookies Schluss gemacht, bauen seit Jahren Anti-Tracking-Methoden weiter aus und kommen den Nutzer:innen beim Thema Datenschutz so entgegen. Nun zieht Google mit seinem Browser Chrome also nach. Einerseits ist das gut so, da der immerhin
Auch wenn es bei anderen Medien so klingt: Neu ist übrigens auch diese Nachricht nicht. Bereits Anfang 2020 hatte Google angekündigt, bis Ende 2022 Anti-Tracking-Maßnahmen auszurollen
3. Google macht das nicht freiwillig
Mit den Änderungen reagiert der Internetriese auf die Politik. Einen Hinweis darauf findet man etwa im Ankündigungsblogpost, wenn »rapide verändernde regulatorische Beschränkungen« zitiert werden. Das könnte darauf hinweisen, dass Google von der EU zunehmend ins Visier genommen wird. Und ja, der Wind wird schärfer: Europa-Parlamentarier:innen denken offen über
4. Google hat längst eine Alternative in petto
Aufhören mit dem Datensammeln? Das möchte der Internetriese natürlich nicht. Statt Cookies – da hatte Google ja versprochen, keinen direkten Ersatz zu basteln – bastelt Google an einem indirekten Ersatz in Form des Browsers selbst. Der wird zu einer lokalen Werbeschaltzentrale erweitert. FloC
»Damit FLoC Werbetreibenden nützt, müssen [weiterhin] Informationen über Nutzer:innen-Verhalten preisgegeben werden« – Electronic Frontier Foundation
Das Unternehmen schickt ein Bündel an Werbevorschlägen, aus denen der Chrome-Browser dann, je nach Kohorte, die zutreffendsten aussucht und anzeigt. Für die Nutzenden ändert sich bei dem System wenig: Wir werden also auch in Zukunft mit erschreckend passender Werbung zugekleistert. Damit hat Google bei stärkeren Datenschutzbedenken weltweit einen Wettbewerbsvorteil, der ganz auf die Verbreitung seines Chrome-Browsers setzt. Ernüchtert kommentiert etwa der Branchenverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV):
5. Die Datenschutz-Schlaftablette
Google nutzt den späten Schritt zum Anti-Tracking natürlich für das eigene Marketing. Doch gerade enthusiastische Reaktionen auf Googles Ankündigung zeigen: Beim Thema Datenschutz ist noch viel zu tun.
Dass dies noch lange nicht in den Köpfen angekommen ist,
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Titelbild: Sarah Sperry /Bearbeitung: PD - CC0 1.0