Sollten wir die Sonne verdunkeln, um die Erde zu retten?
Die Klimakrise könnte uns irgendwann zu drastischen Mitteln zwingen. Eine Idee wäre, Chemikalien in die Atmosphäre zu sprühen, die das Sonnenlicht reflektieren. Die Natur hat schon vorgemacht, dass das funktioniert – und höchst riskant ist.
Der Sommer des Jahres 1816 war kein typischer Sommer. An der Ostküste der noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika hingen Mitte Juni Eiszapfen von den Dächern. Im Bundesstaat Virginia, wo Sklav:innen in den Vorjahren noch wärmeliebende Baumwolle gepflückt hatten, brachten die Julinächte Frost über die Felder. Im August ging in Massachusetts die Gurkenernte verloren, weil die Temperaturen unter den Gefrierpunkt gefallen waren. Später im Jahr geschah dasselbe mit der Maisernte in anderen Teilen des Landes.
Ein ähnliches Bild in Europa: Aufgrund eines unerklärlich kalten Sommers fielen die Ernten spärlich aus, viele Menschen, vermutlich mehrere Millionen, verhungerten in diesem Jahr, das als das »Jahr ohne Sommer« unvergessen bleibt.
Zu jener Zeit wusste niemand, dass der Ursprung der todbringenden Kälte in über 16.000 Kilometern Entfernung zu suchen war, auf der anderen Seite der Erde, und dass er bereits über ein Jahr zurücklag. Hier, auf der tropischen Insel Sumbawa, die heute zu Indonesien gehört, war im April 1815 der Vulkan Tambora ausgebrochen. In einem der größten jemals aufgezeichneten Vulkanausbrüche hatte Tambora Millionen Tonnen Lava, Asche und Rauch in die Luft geschleudert, in bis zu 45 Kilometern Höhe.
Erst viel später fanden Wissenschaftler:innen heraus, wie die beiden Naturereignisse zusammenhingen: Die Millionen Tonnen Schwefeldioxid, die während des Vulkanausbruchs aus dem Erdinnern in die Atmosphäre katapultiert worden waren, hatten sich in den darauffolgenden Wochen und Monaten in der
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily