4 Tricks, mit denen sich Tiere vor dem Aussterben retten
Elefanten ohne Stoßzähne, frühreifer Kabeljau und giftresistente Insekten: Wie die Evolution im Schnelldurchlauf viele Tierarten am Leben hält.
Keine Frage, der Westliche Maiswurzelbohrer ist ein Schädling. Der 5 Millimeter große, schwarz-gelbe Käfer frisst am liebsten Maiswurzeln und verursacht damit jedes Jahr erhebliche wirtschaftliche Schäden an Maisfeldern in Europa, Kanada und den
Dabei hat es einer der weltgrößten Pharmakonzerne, Bayer
Doch dem Westlichen Maiswurzelbohrer geht es weiterhin prächtig. Er hat sich damit gegen alle Versuche behauptet, ihn auszulöschen; eine große Leistung, die Hoffnung macht, dass der Mensch nicht schalten und walten kann, wie er will, und die Natur resistenter ist, als wir glauben. Sie passt sich einfach an – und zwar so:
Überlebenstrick Nr. 1: Werde immun gegen tödliche Gifte
Mitarbeitende von Monsanto veränderten Maissaatgut gentechnisch so, dass es den Westlichen Maiswurzelbohrer vergiftet, sobald er an den Wurzeln knabbert.
Doch genau das kam letztlich der Selektion zugute. Denn die großflächige Abdeckung half der Spezies dabei, sich schneller anzupassen: Nur die resistenten Käfer überleben ihren giftigen Mittagsschmaus, paaren sich untereinander und vermehren sich daraufhin rasant,
Wir sollten Insekten lieber retten, anstatt sie zu vergiften. Felix Austen erklärt, warum:
Was für die Landwirt:innen und die Pflanzenschutzindustrie eine Niederlage ist, ist ein Paradebeispiel für gelingende Evolution im Schnelldurchlauf. Denn wir Menschen sind wahrlich höllische Nachbar:innen: Wir verpesten die Luft, verschmutzen das Wasser und jagen Lebewesen gnadenlos, solange es sich finanziell nur genug lohnt (manche von uns zumindest). So jemanden hat niemand gern nebenan.
Doch die Evolution rüstet Tiere per genetischer Lotterie fürs Überleben – ganz nach Darwins Evolutionstheorie: Die Lebewesen mit den für die Umwelteinflüsse tauglichsten Genen überleben, pflanzen sich fort und geben ihr Erbgut an ihren Nachwuchs weiter. Bei Insekten wie dem
Die Tatsache, dass sich überhaupt so viele Lebewesen gegen die zerstörerische Lebensweise des Menschen behaupten müssen, ist traurig. Doch es ist ebenso faszinierend und hoffnungsvoll, was die Evolution aus ihrer Trickkiste zieht. Die Giftresistenz war das erste Beispiel, hier kommen noch 3 weitere.
Überlebenstrick Nr. 2: Beschleunige die Entwicklung
Das große Schleppnetz nähert sich, panisch stieben Hunderte Fische in alle Richtungen davon, es ist ein Wettschwimmen ums Überleben. Doch das Netz ist zu groß und schließt sich um den Schwarm, bevor es aus dem Wasser gezogen wird. Nur die kleineren Exemplare schaffen es, durch die groben Maschen zu entkommen. Mit dabei ist der Atlantische Kabeljau. Der beliebte Speisefisch kann sich aber erst seit wenigen Jahrzehnten mit zu den Überlebenden zählen und der Preis, den er dafür zahlen musste, ist hoch: Er hat sein Erwachsenwerden um 4 Jahre verkürzt.
Überlebenstrick Nr. 3: Verliere die Hauer
In der Erde nach Wasser und Mineralien buddeln, leckere Bäume entrinden und sich bei der Partnerinnensuche gegen Rivalen verteidigen: Die Stoßzähne von Afrikanischen Elefanten können bis zu 3 Metern lang werden und erfüllen den Dickhäutern viele Dienste. Je größer die Hauer, desto attraktiver der Bulle, desto höher die Chance, das eigene Erbgut weiterzugeben. Zumindest war das einmal so.
Der neue Trend geht in die entgegengesetzte Richtung: Viele neue Elefantengenerationen sind stoßzahnlos. Nicht weil Menschen diese bei den Jungtieren abschneiden, sondern weil sie keine mehr ausbilden. Dieses Phänomen beobachten Forscher:innen bei Afrikanischen Elefanten im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik und an vielen weiteren Orten weltweit –
Trophäenjäger:innen können heute mit ihrem »Hobby« zum Naturschutz beitragen:
Ein ähnliches Schicksal teilen die Dickhornschafe in Alberta, Kanada. Die Gebirgswanderer sind nach ihren markanten, großen Hörnern benannt. Unglücklicherweise macht es sie, wie auch die Stoßzähne der Afrikanischen Elefanten, zu einer beliebten Zielscheibe für die Trophäenjagd, weshalb Schafe mit kleinerem Kopfschmuck über die Jahre überhandgenommen haben. Wissenschaftler:innen nennen diese Art der Entwicklung durch selektives Jagen
Überlebenstrick Nr. 4: Wechsele die Farbe
In den verschneiten, eisigen Gefilden von Skandinavien hatten Waldkäuze traditionell graue Federn. Sie machten es ihnen leicht, im Schnee zu verschwinden und sich auf ahnungslose Beute zu stürzen, ohne von Raubtieren entdeckt zu werden. Die Gefiederfarbe des Waldkauzes ist vererbbar. Grau ist das dominantere Gen. Mit dem Klimawandel sind die nördlichen Winter in den vergangenen 60 Jahren allerdings wärmer und die kleinen
Auch die englische Pfeffermotte hat ihr weißes Kleid abgelegt. Während der industriellen Revolution zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat sich die Motte gern an Birkenrinden und in Flechten versteckt, die hervorragend zu ihren weiß-schwarz gesprenkelten Flügeln gepasst haben. Doch als der Kohlenruß anfing, die Landschaft zu bedecken und die Bäume zu verdunkeln, hatte sie keinen Zufluchtsort mehr.
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily