PD Daily 

Wie es sich anfühlt, wenn dein Haus bombardiert wird

Uns erreicht wieder ein Brief aus dem Jemen. Unser Autor schreibt, was 6 Jahre Krieg mit einem Menschen machen und was ihm trotzdem Hoffnung gibt.

8. Oktober 2021  –  6 Minuten

Vor dem März 2015 war das Leben noch anders.

Blutige Kriege und Konflikte kannte ich bis dahin nur aus dem Fernsehen oder den sozialen Medien – manche Berichte bewegten mich nachhaltig, andere drangen nur kurz in meinen Alltag ein, bevor die Erinnerung an sie dann wieder verblasste. Dass ich nun selbst mitten in einem solchen komplexen Krieg lebe, fegt wie ein Wirbelsturm über mich hinweg, der unendliche Qualen verursacht und tiefe Wunden hinterlässt.

sind mehr als genug für einen Erwachsenen mit einem wachen Geist. Diese Jahre reichen aus, um komplett neu zu definieren, wer man ist, welchen Weg man einschlägt und welche Prioritäten man setzt. Der Verstand und die eigene Art zu denken ändern sich, während man Bruchstücke von dem einsammelt, was noch von der eigenen Persönlichkeit und den sogenannten Werten übrig ist.

Das Foto hat ein Freund von Ahmed Hezam geschossen. Es zeigt die Verwüstung nach einem Raketenangriff in Sanaa 2015. – Quelle: facebook

Was vielleicht alle Kriege mit unserem gemein haben, ist, dass sie Erinnerungen schaffen, die uns jederzeit einholen und in Schock versetzen können. Erinnerungen an Zerstörung, an den Verlust und den Abschied von geliebten Menschen. An Verrat und echte Freundschaft, an Scheinsiege und an das Elend der anderen. An Menschen, die um ihr tägliches Brot kämpfen, an Söldner und Waffenhändler, an Flucht und Asyl. Und an die endlose Propaganda und die tödlichen Angriffe, die schonungslos sind und keine Gnade kennen. Angriffe, die die Zivilbevölkerung ins Visier nehmen und auch die ohnehin schon marode Infrastruktur zerstören.