5 Nachrichten, die diese Woche wichtig waren
Ein Staatschef wird zum Steuersünder, Facebook drohen endlich Konsequenzen und der Nobelpreis rückt die Klimakrise in den Fokus.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier freitags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
Ein Staatschef als Steuersünder und die letzten Piraten Europas
von Katharina WiegmannWas für ein Timing! Rund eine Woche vor den tschechischen Parlamentswahlen ließ ein internationales Rechercheteam die Bombe platzen und veröffentlichte die
Nun ist die große Frage: Werfen die Enthüllungen ihren Schatten auf die Wahlen am Wochenende? Schaden sie Premier Babiš und seiner ANO-Partei? Vermutlich nicht, obwohl Babiš durchaus gereizt reagierte,
Trotzdem wird es eng für Babiš, denn obwohl seine Partei in den Umfragen vorne liegt, ist sie mit rund 27% der Stimmen weit von einer Regierungsmehrheit entfernt –
Eine Whistleblowerin zeigt unwiderlegbar, was bei Facebook wirklich schiefläuft
von Dirk WalbrühlAuf Instagram teilen Menschen hübsche Fotos von Stränden, ihrem Essen oder ihrem Körper. Eine Studie belegt nun: Bei vielen Teenagern, vor allem Mädchen, verstärkt das soziale Netzwerk die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen – Essstörungen und Depressionen inklusive.
Das allein ist schon problematisch. Zusätzlich sollte die Studie niemals veröffentlicht werden. Der Facebook-Konzern, zu dem Instagram gehört, hatte sie intern angefertigt und wollte ihre Ergebnisse zurückhalten. Doch die Daten wurden aus dem Unternehmen herausgeschmuggelt und beim renommierten US-Magazin Wall Street Journal als Teil der Enthüllungsserie »The Facebook Files« veröffentlicht. Die einzige Reaktion des Unternehmens bisher:
Das dürfte dem Konzern von Mark Zuckerberg nun nicht mehr gelingen. Denn die Whistleblowerin hat sich vergangenes Wochenende zu erkennen gegeben.
Nobelpreis für Klimamodellierer
von Lara MalbergerAls Wissenschaftsfan verfolge ich jedes Jahr die Verleihungen der Nobelpreise in Stockholm – wenn auch nur vom Schreibtisch aus. Dabei hat mich in diesem Jahr besonders gefreut, dass der Nobelpreis für Physik gleich 3 Menschen verliehen wurde, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen: Der deutsche Meteorologe Klaus Hasselmann und der japanisch-amerikanische Meteorologe Syukuro Manabe teilen sich die eine Hälfte des Preises, die andere Hälfte erhielt der italienische Physiker Giorgio Parisi.
Alle 3 arbeiten – vereinfacht gesagt – an Modellen, die dabei helfen, die Entwicklung des Weltklimas zu verstehen.
Wer auch die anderen Preisträger verpasst hat, für den gibt es hier eine kleine Liste inklusive der kurzen Begründung des Komitees für die Preisvergabe:
- Der Nobelpreis für Chemie ging an David MacMillan und den Deutschen Benjamin List »für die Entwicklung der asymmetrischen Organokatalyse«.
- Der Literaturnobelpreis ging an den Schriftsteller Abdulrazak Gurnah »für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals von Flüchtlingen in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten«.
- Den Nobelpreis für Medizin erhielten in diesem Jahr David Julius und Ardem Patapoutian »für ihre Entdeckungen von Rezeptoren für Temperatur und Berührung«.
- Der Friedensnobelpreis ging an die Journalistin Maria Ressa und den Journalisten Dmitri Muratow »für ihre Bemühungen um die Wahrung der Meinungsfreiheit, die eine Voraussetzung für Demokratie und dauerhaften Frieden ist.«
Bis heute gilt der Nobelpreis als eine der herausragendsten Auszeichnungen in der Wissenschaft – auch wenn in den letzten Jahren immer wieder Kritik daran laut wurde. Was in diesem Jahr erneut auffällt: Nur eine Frau erhielt einen Preis. Insgesamt ist die Liste der Nobelpreisträgerinnen kurz. Bis einschließlich 2020 wurden die Nobelpreise an 782 Männer, 56 Frauen und 28 Organisationen verliehen.
»Alternativer Nobelpreis« stellt Umweltschutz und Minderheitenrechte in den Fokus
von Maria StichZwar zählt der
- Wladimir Sliwjak ist Mitbegründer der russischen Umweltschutzorganisation Ecodefense. In der Vergangenheit setzte er sich unter anderem mehrmals erfolgreich gegen Projekte zum Abbau fossiler Brennstoffe ein – auch gegen den Widerstand der Behörden seines Landes.
- Die Gender- und Friedensaktivistin Marthe Wandou aus Kamerun kämpft seit 30 Jahren für die Rechte von Kindern und Bildungsangebote sowie gegen sexualisierte Gewalt.
- Freda Huson aus Kanada, Oberhaupt der Wet’suwet’en, erhält die Auszeichnung für ihren Einsatz für den Schutz indigener Gruppen.
- Die indische Organisation LIFE (Legal Initiative for Forest and Environment) ist ein Zusammenschluss von Jurist:innen, die Gemeinden rechtlich unterstützen, beispielsweise wenn die Abholzung eines Waldes verhindert werden soll.
»Alle 4 zeigen, wie Menschen, die sich solidarisch organisieren, Politik verändern und eine andere Zukunft gestalten können«, begründet Ole von Uexküll, Direktor der Right-Lifelihood-Award-Stiftung,
Sneaker statt High-Heels: Das Ende sexistischer Berufskleidung ist eingeläutet
von Katharina WiegmannFlugbegleiterinnen haben einen anstrengenden Job. Sie sind lange auf den Beinen, viel unterwegs und müssen nebenbei noch als Projektionsfläche für allerlei Erwartungen und Rollenbilder herhalten. Nicht umsonst dienten sie der US-amerikanischen Soziologin Arlie Russell Hochschild als Untersuchungsobjekte für ihr bahnbrechendes Werk »Das gekaufte Herz«, mit dem sie in den 80er-Jahren den Begriff der »Emotionsarbeit« etablierte. Die gehört für Flugbegleiterinnen zur täglichen Arbeit dazu. Von ihnen wird erwartet, immer ein Lächeln auf den Lippen zu haben, zugewandt, aufmerksam und fürsorglich zu sein.
Ich habe jahrelang in Servicejobs gearbeitet. Was ich dabei über Emotionsarbeit gelernt habe, habe ich hier aufgeschrieben:
Gut aussehen sollen sie dabei natürlich auch noch: perfektes Make-up, gestylte Haare, enger Bleistiftrock und hohe Schuhe – obwohl diese für den Job eher unpraktisch sind. »12 Stunden auf den Beinen auf einem Flug von Kiew nach Sansibar. Wenn du da High-Heels trägst, kannst du hinterher kaum noch laufen«, erzählt eine ukrainische Flugbegleiterin der Linie SkyUp der BBC. Viele ihrer Kolleginnen seien wegen schmerzender Füße und Zehen in ständiger Behandlung.
Nun gab es für die Mitarbeiterinnen der Airline gute Nachrichten: Die Uniform wird bequemer, Kaffee künftig nicht mehr auf hohen Hacken, sondern in Turnschuhen serviert, kombiniert mit lockerer Hose und Blazer. »Wir haben verstanden, dass unsere Flugbegleiterinnen nicht mehr sexualisiert werden wollen«, sagte eine Sprecherin von SkyUp
Hier findest du die beiden anderen aktuellen Dailys:
Titelbild: Prototyperspective - CC BY 3.0