Alles Etikettenschwindel? So erkennst du Mode, die wirklich fair und grün ist
Modekonzerne werfen mit Begriffen wie »Nachhaltigkeit« und »Verantwortung« nur so um sich. Doch nicht alle Siegel halten, was sie versprechen.
Grün. Nachhaltig. Fair. Verantwortung.
60% der Umweltversprechen großer Modemarken sind Greenwashing.
So einfach ist es leider nicht, wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast. Denn: Die genannten Begriffe sind keine geschützten Bezeichnungen. Dadurch können Unternehmen deren Bedeutungen sehr großzügig und nach eigenem Ermessen auslegen, wodurch sie in den letzten Jahren immer mehr zu leeren Worthülsen geworden sind. Die
Eine Hilfestellung für Käufer:innen, um sich in dem Dschungel aus Versprechen zurechtfinden zu können, sind Textilsiegel. Oder sollten es zumindest sein. Bei ihnen gestaltet es sich jedoch ähnlich wie bei den Versprechen auf den Websites: Nur weil
Wäre es nicht besser, gar keine neuen Textilien mehr zu kaufen oder zumindest nur
Die Ausgaben für Bekleidung erreichten in Deutschland 2019 ihren Höhepunkt
Dargestellt sind die Konsumausgaben privater Haushalte in Deutschland für Bekleidung in den Jahren 1991–2020. Die Zahlen für die Jahre 2017–2020 sind vorläufige Werte.
Gleichzeitig
Die wichtigsten Siegel im Überblick
Textilsiegel lassen sich grob in 3 Kategorien einordnen:
- So stehen manche für eine umweltfreundliche Produktion oder nachhaltige Materialien (beispielsweise der »Global Organic Textile Standard« (GOTS) oder »Made in Green« by
- Bei anderen geht es um faire Arbeitsbedingungen bei der Verarbeitung (beispielsweise das Fairtrade-Cotton-Siegel oder die Fair Wear Foundation).
- Und die letzte Kategorie versucht, beides zu vereinen. Dabei beziehen sich die meisten Siegel nur auf einen bestimmten Teil des Produktionsprozesses. Eine zufriedenstellende Zertifizierung für die gesamte Lieferkette gibt es bisher nicht.
Herausgeber von Siegeln sind unter anderem gemeinnützige Vereine, die im Idealfall die Einhaltung der geforderten Standards regelmäßig durch unabhängige Zertifizierungsstellen überprüfen lassen.
Seit seiner Einführung gibt es immer wieder Kritik am staatlichen Siegel. Ein großer Schwachpunkt ist beispielsweise, dass es sich beim Grünen Knopf um ein freiwilliges Siegel handelt – wie bei allen anderen Textilsiegeln. Knapp 80 Unternehmen haben sich bisher prüfen lassen, darunter Vorreiter nachhaltiger Mode wie Hessnatur, aber auch einige Discounterketten.

Neben extern vergebenen Siegeln haben sich viele, vor allem größere Modekonzerne in den vergangenen Jahren eigene Siegel ausgedacht, die sich ausschließlich auf den eigenen Produkten wiederfinden. Allerdings werden diese auch von den Unternehmen selbst
Einen Überblick darüber, welche Siegel unabhängig und damit glaubwürdiger sind, gibt die
Zu den wichtigsten unabhängigen Siegeln


Kein Siegel = nicht empfehlenswert?
Da verschiedene Siegel unterschiedliche Kriterien und Produktionsschritte abdecken, solltest du im Idealfall auf die Kombination zweier starker Siegel achten. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass du von Kleidungsstücken ganz ohne Siegel grundsätzlich die Finger lassen solltest? Nicht unbedingt. Die Zertifizierung für die unabhängigen Siegel und die regelmäßigen Kontrollen kosten mitunter viel Geld. Vor allem kleinere Modefirmen können sich das nicht leisten, obwohl sie die geforderten Standards erfüllen oder gar übertreffen.
Wenn ein Kleidungsstück kein Siegel trägt, hilft es, sich die Materialien und die Kommunikation der Firma genauer anzusehen. Wie transparent und ausführlich erklärt die Marke die Herstellung ihrer Textilien auf der eigenen Website? Finden sich dort genaue Informationen zu Standorten der Fabriken – gibt es vielleicht sogar Fotos davon? Im Zweifel kannst du auch einfach einmal per E-Mail oder Telefon nachfragen.
In diesem Interview hat die Schauspielerin, Autorin und Podcasterin Marie Nasemann weitere Tipps gegeben, wie sich faire, nachhaltige Mode auch ohne Siegel erkennen lässt:
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily