Wer und was ist mit Pegida schief gelaufen?
In Dresden trafen die Profis der Presse auf wütenden Widerstand. Konflikte waren programmiert. So funktioniert der konstruktive Umgang mit der Bewegung.
Dresden, Januar 2015. Es ist Montag und es regnet. Ich hole mein klingelndes Handy aus der linken Manteltasche. Wassertropfen treffen auf mein Smartphone, ich muss 3 Mal wischen, bis ich die Stimme meiner Freundin
Dresden dreht gerade durch, 25.000 auf der Straße! Habe die Medien verfolgt und kein gutes Gefühl. Was sind das denn für Leute, diese Pegidas? Scheinen recht radikal unterwegs zu sein. Sieh’ mal zu, dass du nicht unter die Räder kommst. Ruf mich an, wenn du zu Hause bist. Ich mache mir Sorgen.
Nachdenklich tupfe ich mit dem Mantelärmel mein Smartphone trocken und meine Brille gleich mit. Zumindest optisch habe ich so einen besseren Durchblick.
Meine subjektive Wahrnehmung an diesem Montagabend: Ja, Pegida marschiert gerade durch Dresden. Ja, da sind auch Radikale dabei. Da sind Deutschlandfahnen, die inbrünstig geschwenkt, und Parolen, die gerufen werden: »Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen« – die kennt man sonst nur von NPD-Aufmärschen. Aber gewaltbereit scheint mir ein großer Teil der Pegida-Anhänger nicht zu sein, so viel kann ich von meiner Gegendemo aus erkennen. Ich sehe Rentner, Menschen mittleren Alters – viele schweigend oder mit dem Nachbarn im Gespräch. Darunter sind Menschen, die ich ansonsten auf dem Weg zur Uni in der Straßenbahn gesehen habe, die mir im Alltag in Dresden und Umgebung begegnet sind. Ich schicke meiner Freundin Lea eine SMS: »Sehe aktuell keinen Grund, in den
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