5 erstaunliche Dinge, die diese Woche passiert sind
In Kanada gibt es Naturbesuche auf Rezept, Florida testet ein bedingungsloses Grundeinkommen für ehemalige Häftlinge und mehr als 100 Unternehmen sprechen sich für ein EU-Lieferkettengesetz zum Schutz der Menschenrechte aus.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier sonntags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
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Kein Walfang mehr in Island
von Lara MalbergerNachdem es bereits in der vergangenen Woche
Theoretisch dürften Fischereiunternehmen bis 2023 pro Sommer je 209 Finnwale sowie 217 Zwergwale erlegen. Praktisch wurde in den letzten 3 Jahren allerdings nur ein Wal aus dem Meer gezogen –
Noch in diesem Jahr will das Fischereiministerium eine Analyse zur wirtschaftlichen Bedeutung von Walfang in Island vorlegen und das bestätigen, was einigen Isländer:innen schon seit Jahren klar ist: Mit lebenden Walen lässt sich mehr Geld verdienen als mit getöteten.
Wieso das so ist – und ausgerechnet Tourist:innen die Wale retten, hat mein Kollege Felix Austen hier aufgeschrieben:
Florida testet ein bedingungsloses Grundeinkommen für ehemalige Häftlinge
von Felix AustenAls Ex-Häftling hat man es im US-Bundesstaat Florida für gewöhnlich nicht leicht. Für viele ist es trotz abgegoltener Strafe aufgrund restriktiver Gesetze kaum möglich,
Die ehemaligen Gefängnisinsass:innen können das Geld dringend brauchen: Sie müssen meist nicht nur eine Unterkunft, Nahrung und Alltagskosten bestreiten. Oft ziehen sich auch juristische Rechnungen wie ein langer Rattenschwanz hinter ihren abgeleisteten Strafen her. Das Projekt soll den Menschen, die oft durch Armut und rassistische Diskriminierung in Not geraten sind, dabei helfen, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden, hoffen die Wissenschaftler:innen dahinter. Wenn es gut läuft, soll es als Vorbild für andere Bundesstaaten und Länder dienen.
Ein Weltrekord in der Kernfusion lässt vom Ende aller Energiesorgen träumen
von Dirk WalbrühlBei der Kernfusion verschmelzen die Kerne von Wasserstoffatomen zu Helium. Ein Gramm Brennstoff könnte in einem Fusionskraftwerk 90.000 Kilowattstunden Energie erzeugen – die Verbrennungswärme von 11 Tonnen Kohle.
Es ist der heilige Gral der Physik und der Traum vieler Science-Fiction-Autor:innen: Kernfusion. Würde die Menschheit diese Technologie meistern, ließe sich mit einem Schlag ein erheblicher Teil des globalen Energiebedarfs decken. Denn im Gegensatz zur Kernspaltung in Atomkraftwerken
In der Praxis muss ein Fusionsreaktor 4 Funktionen erfüllen:
- Eine Reaktionskammer auf 100 Millionen Grad Celsius erhitzen.
- Eine Kernfusionsreaktion wie im Herzen der Sonne erzeugen und aufrechterhalten.
- Dafür sorgen, dass das ganze System nicht durch Überhitzung kollabiert.
- Das System zur Energiegewinnung nutzbar machen (also mehr Energie erzeugen, als in die Anlage investieren).
Was wie menschliche Vermessenheit klingt, ist mit modernster Technik tatsächlich erahnbar. Die Grundlagen dafür legten
Diese Woche brach das JET seinen eigenen
Mehrere Hundert Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen waren an der jahrelangen Vorbereitung der Versuche beteiligt, darunter auch das deutsche Max-Planck-Institut für Plasmaphysik und das Forschungszentrum Jülich. Doch auch bei diesem Experiment wurde noch nicht mehr Energie freigesetzt, als zum Betrieb nötig ist – dafür ist die Anlage schlicht zu klein. Es ist aber ein Meilenstein zum Übergang des internationalen Fusionsgroßexperiments »Iter«, das derzeit im südfranzösischen Cadarache gebaut wird. Dennoch sind durch diesen Erfolg Kernfusionsreaktoren – die viele Wissenschaftler:innen für frühestens 2050 erwarten – ein großes Stück näher gerückt.
In Kanada gibt es jetzt Naturbesuche auf Rezept
von Désiree SchneiderIn 4 kanadischen Provinzen können Ärzt:innen ab sofort Zeit in der Natur verschreiben –
Dass ein Spaziergang im Grünen positive Effekte auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben kann, ist wissenschaftlich ausreichend bewiesen. Teilweise reicht sogar eine grüne Aussicht aus dem Fenster zu Hause, im Büro oder im Krankenhaus. So haben Menschen, die in der Nähe von Grünflächen wohnen oder sich viel dort aufhalten, unter anderem
- einen niedrigeren Blutdruck.
- seltener Diabetes Typ II und Herz-Kreislauf-Krankheiten.
- weniger Stressgefühle.
- weniger Fehlgeburten.
Weitere positive Effekte und warum Menschen mit einer regelmäßigen Dosis »Wald« gesünder leben, beschreibt Maren Urner in diesem Artikel:
Mehr als 100 Unternehmen fordern ein wirksames EU-Lieferkettengesetz
von Katharina WiegmannIn Textilfabriken und auf Baumwollfeldern, beim Abbau von
Die Wahrheit ist aber auch, dass es ein auf Wettbewerb beruhendes System einzelnen Unternehmen erschwert, »First Mover« zu werden und im Alleingang etwas zu ändern. Alle zuliefernden Unternehmen und deren Arbeitsbedingungen zu überprüfen kostet Geld, vor allem wenn Lieferant:innen am anderen Ende der Welt sitzen. In der Konsequenz ist ein »faires« T-Shirt teurer als das der Konkurrenz, die es mit Menschenrechten und Arbeitsbedingungen nicht ganz so genau nimmt. Ein höherer Preis bedeutet wiederum, dass weniger Menschen bereit sind, es zu kaufen. Ein Dilemma für diejenigen,
Der Ausweg: verbindliche Regeln, die für alle gleichermaßen gelten. In Deutschland wurde im letzten Jahr ein erster Schritt in diese Richtung getan. Ein Lieferkettengesetz ist beschlossen, 2023 tritt es in Kraft.
Was das Gesetz bewirken kann, wer sich dagegen gewehrt hat und wie Expert:innen es bewerten, hat Anne Herr recherchiert. Lies hier ihren Artikel:
Auch auf EU-Ebene wird schon länger über ein Gesetz zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten verhandelt. Eigentlich wollte der zuständige Justizkommissar Didier Reynders 2021 einen Entwurf vorlegen, nun soll es noch in diesem Monat so weit sein. Im Vorfeld haben mehr als 100 Unternehmen, Investor:innen und Verbände – darunter Ikea, Danone oder Hapag Lloyd – eine Erklärung veröffentlicht, worin sie
Vor allem ein Punkt ist bemerkenswert: Während sich Deutschland nicht zu einer »zivilrechtlichen Haftung« durchringen konnte, fordern die Unterzeichnenden der Erklärung eine Möglichkeit, Unternehmen auf Schadensersatz zu verklagen, wenn Menschenrechte in den
Redaktionelle Bearbeitung: Maria Stich
Mit Illustrationen von Aelfleda Clackson für Perspective Daily