Weißt du, dass kein Geld auf deinem Konto liegt?
Die Finanzkrise ist lange her. Vieles im Geldsystem, das diese ermöglichte, wurde nicht geändert. Zeit, ein paar Dinge richtigzustellen.
Wer will schon über Geld und Banken reden? Das Thema fanden die meisten schon in der Schule trocken. Aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen lassen sich emotionaler und näher an Trumps Eskapaden und der
Erinnerst du dich noch
Ein paar Monate später zog die große Medienaufmerksamkeit weiter und alles wurde gut. Weit gefehlt …
Es ist gut, dass die Menschen des Landes unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen. Denn wäre das der Fall, so denke ich, hätten wir noch vor morgen früh eine Revolution.
Ich glaube, dass Banken für unsere Freiheiten gefährlicher sind als stehende Armeen.
Es gibt international aber auch
Unser Geld aus dem Nichts
Nur C ist die richtige Antwort: Die Bank
Denn sogenannte
Das meiste Geld, über das wir heute verfügen, kommt also direkt von den Geschäftsbanken, die Geld schöpfen, indem sie es verleihen.
Geld ist daher erst mal nichts weiter als Vertrauen. Vertrauen, dass der Kreditnehmer seine Schuld inklusive Zinsen begleichen wird.
Natürlich ist nicht alles Geld – oder alle Forderungen nach solchem – digital. Ein paar
Die paar Scheine …
Scheine und Münzen machen
Die restlichen 85% sind auf unseren Bankkonten. Dieses Geld besteht nur digital.
Laut der Bundesbank zählt alles als Geld, was zur Zahlung akzeptiert wird,
In jedem Fall gilt: Geld basiert nicht nur auf Vertrauen, sondern ist Vertrauen. Nur, weil der Obsthändler darauf vertraut, dass auch seine Autohändlerin diese annehmen wird, akzeptiert er sie von mir als Zahlungsmittel.
Unser Geldsystem kurz erklärt
Vielleicht hat der Obsthändler im zarten Alter von 12 Jahren mit einem geliehenen Zwanziger von seinen Eltern einen kleinen Obststand gebaut, den Tag über fleißig Obst verkauft, und er konnte so am Abend den »Kredit« zurückzahlen.
Ein paar Jahre später sitzt er bei der Bank, um nach einem Kredit über 10.000 Euro für seinen Obststand auf dem Wochenmarkt zu fragen. Genau wie seine Eltern damals, soll die Bank ihm einen Vertrauensvorschuss in Form eines Bankkredits geben.
Doch statt auf die Spareinlagen von anderen Bankkunden zurückzugreifen, schafft die Bank die 10.000 Euro aus dem Nichts und gibt dem Obsthändler einen Kredit. Jetzt hat der Obsthändler 10.000 Euro auf seinem Konto. Die Bank gibt sie ihm, weil sie dem Händler vertraut, das Geld »zurück« zu zahlen.
Die Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken ist nicht unbegrenzt möglich. Hier kommt die Zentralbank ins Spiel. Im Euroraum gilt: Um einen Kredit zu vergeben, muss die Geschäftsbank
Die 10.000 Euro sind also nicht komplett durch die Zentralbank gedeckt. Angenommen, unser Obsthändler vertraut seiner Bank nicht mehr. Statt die 10.000 Euro auf seinem Konto liegen zu lassen, will er sie doch als Bargeld abheben und unter seiner Matratze aufbewahren. Er macht sich auf den Weg zur Bank. Das geht so lange gut, bis zu viele Bankkunden gleichzeitig das Vertrauen verlieren und ihr Geld in »bar« einfordern.
Dann entsteht ein sogenannter Bank Run – Menschen stehen am Geldautomaten Schlange, in der Hoffnung, noch Geld abheben zu können. Das Perfide an dieser Logik: Eine erwartete Bankpleite reicht aus, um die Bank tatsächlich pleitegehen zu lassen. Denn häufig wird die Bank erst durch die massenhaften Barauszahlungen tatsächlich zahlungsunfähig.
Zum Glück spring der Staat im Fall einer Pleite ein: Mit Steuergeldern sorgt er dafür, dass Sparer ihre Ansprüche bis zu einer bestimmten Höhe einlösen können. In allen Euro-Ländern sind
Und wie kommt das Geld in die Welt?
Zurück zum neuen Geld, das seine digitale Reise fortsetzt. Der Obsthändler kauft beim Möbelladen 5 Regale für seinen Obststand. Die Möbelhändlerin hat ihr Konto bei der gleichen Bank, die den Kaufpreis einfach vom einen zum anderen Konto umbuchen kann.
Im nächsten Schritt landet ein Teil dieses Geldes vielleicht als Gehaltszahlung für den Angestellten im Möbelladen auf dessen Konto, das ebenfalls bei der gleichen Bank ist.
Dabei ist es egal, dass das Geld kurz zuvor als Kredit aus dem Nichts geschaffen wurde. Plötzlich zahlt der Angestellte damit seinen Obsteinkauf auf dem Wochenmarkt. Das ermöglicht dem Obsthändler, seinen
Aber nicht ohne Folgen: Denn unterwegs hat das Geld einen Mehrwert geschaffen. Der Obsthändler hat im besten Fall ein gewinnbringendes Unternehmen aufgebaut, und die Bank hat über die Rückzahlungen inklusive Zinsen ebenfalls Gewinn gemacht.
Die 85% allen Geldes, die nur digital existieren, heißen auch Buch- oder Giralgeld und liegen auf unseren Girokonten. Das italienische Wort »Giro« heißt Kreis – der sich mit der Vernichtung des Geldes schließt.
In der Realität ist dieser Kreis jedoch eher eine unregelmäßige Zickzack-Linie, weil bei fast jeder Transaktion mehr als eine Bank beteiligt ist.
Von Bank zu Bank
Weil es zahlreiche Geschäftsbanken gibt, müssen diese jeden Tag massenweise Geld untereinander austauschen. Sie handeln nicht mit Giralgeld, sondern mit Zentralbank-Geld. Um das ein wenig zu vereinfachen und nicht jede Transaktion live verbuchen zu müssen, erfolgt der Abgleich zwischen Banken einmal pro Tag. Während wir ein Girokonto bei der Bank unseres Vertrauens haben, wickeln die Geschäftsbanken ihre Transaktionen über ein Konto bei der Zentralbank ab. Was unterm Strich am Abend übrig bleibt, verbuchen die Geschäftsbanken in Zentralbank-Geld untereinander.
»Unterm Strich« bleibt am Abend nur ein Bruchteil der Transfersummen über, weil sich die Forderungen und Zahlungen zwischen den Geschäftsbanken meist ausgleichen. Die Banken müssen sich eigentlich kein zusätzliches Geld von der Zentralbank leihen, um einander zu »bezahlen«. Gleichen sich die Summen einmal nicht aus, leihen sich die Banken untereinander Zentralbank-Geld.
Auch hier geht es also um Vertrauen. Das Vertrauen der Geschäftsbanken untereinander. Daran mangelte es 2008: Manche Geschäftsbanken vertrauten einigen anderen nicht mehr und wollten mit ihnen nicht mehr mit Zentralbank-Geld handeln. Die Zentralbank stellte daraufhin den Banken zusätzliches Zentralbank-Geld zur Verfügung. So sollte der Zahlungsverkehr zwischen Banken gerettet werden.
Das ist ein schwieriger Spagat, da die Zentralbank auf der einen Seite die Menge an Zentralbank-Geld regulieren muss und auf der anderen Seite den Zahlungsverkehr aufrechterhalten will.
Warum ist die Geldmenge so wichtig?
Die Geldmenge ist der Treibstoff für den Wirtschaftsmotor. Genau wie die Möbelhändlerin müssen alle Unternehmen ihre Angestellten bezahlen. Das machen sie häufig mit geliehenem Geld. Gibt es weniger Kredite, können sie das nicht mehr. Weniger Angestellte kaufen weniger Obst, sodass die gesamte Wirtschaft weniger Bananen braucht usw. – ohne Geld streikt das Getriebe.
Dieser Dominoeffekt funktioniert in beide Richtungen: Ist mehr Geld da, können mehr gut bezahlte Mitarbeiter mehr Obst kaufen.
Eine Deflation, also eine weitreichende Preissenkung, ist fatal. Weil das Geld am nächsten Tag mehr wert sein könnte, wartet jeder potenzielle Käufer lieber »nur noch einen Tag« ab, bevor er zuschlägt.
Wer jetzt den Faden verloren hat, kann sich einfach merken: Die Steuerung der Geldmenge ist unerlässlich, um stabile Preise und eine angemessene Produktion zu gewährleisten.
Wir erinnern uns: Die Zentralbank hat nur einen indirekten Einfluss auf die Menge an neuem Giralgeld. Die Geschäftsbanken sind viel direkter dafür verantwortlich. In der Theorie sieht der indirekte Einfluss der Zentralbank so aus: Wenn sich Geschäftsbanken von der Zentralbank Geld leihen, zahlen sie Zinsen. Ist der Zins niedrig, profitieren die Geschäftsbanken, weil sie mehr Kredite vergeben können. Sie können den niedrigen Zins an ihre Kunden weitergeben, die wiederum ihre Nachfrage nach dem »günstigen« Geld bzw. günstigen Krediten erhöhen. Das hat zur Folge, dass die Geldmenge steigt. Bei einem hohen Zins auf Zentralbank-Geld verlangen auch die Geschäftsbanken einen hohen Zins von ihren Schuldnern; die Nachfrage nach Krediten und die Geldmenge sinken.
Bei einer geringen Kredit-Nachfrage kann die Zentralbank also mit einer Zinssenkung Anreize schaffen – und so Treibstoff für einen schwächelnden Wirtschaftsmotor schaffen. Soweit zumindest die Theorie.
Aktuell ist die Kraftübertragung gestört. Der Wirtschaftsmotor scheint nicht zünden zu wollen, obwohl die EZB
Und wenn die EZB die Geldmenge direkt steuern könnte?
Zeit für ein neues Geldsystem?
Banken, die pleitegehen. Eine zunehmende Arbeitslosigkeit. Das gab es bereits in den 1930er-Jahren des letzten
Durch
- Die gesamte Geldschöpfung kommt in Staatshände: Mit dem Gewinn aus der Geldschöpfung könnte der Staat Schulden abbauen und Steuern senken. Das geschöpfte Geld bringt er durch Ausgaben oder Kredite an Banken in den Wirtschaftskreislauf.
- Wir brauchen 2 Arten von Banken: Einlagebanken würden unsere Konten verwalten und Kreditbanken Geld verleihen.
Bei den Einlagebanken würde
- Ein unabhängiges Organ bestimmt die Geldmenge: Geld würde von einer Institution nach Regeln geschaffen, die sich am Bedarf der Wirtschaft orientieren würde.
In einer
Dem Staat die komplette Geldschöpfung zu überlassen, stößt auch auf Kritik. Was, wenn der Staat seine Macht missbrauchen würde, und nach Belieben Geld schöpft, um möglichst viel Geld zu verdienen? Um das zu verhindern, plädieren Kumhof und Benes für eine staatliche Geldschöpfung, die sich nach
Eine weitere Sorge ist, dass in einem solchen System zu wenige Kredite vergeben würden. Kann der Staat wirklich besser entscheiden, wie viele Kredite vergeben werden sollten? Wahrscheinlich nicht, aber es wären weiterhin die Kreditbanken, die über die Kreditvergabe entscheiden würden. Der Staat wäre aber in der Lage, die Kreditmenge zu begrenzen. Auf der anderen Seite könnte er Kredite, ähnlich wie heute die Zentralbank, günstiger machen, indem er den Zinssatz auf Staatskredite verringern würde.
Und jetzt?
Auch wenn der große Umsturz unseres Geldsystems für viele unvorstellbar ist, gibt es international immer lauter werdende Stimmen, die dem aktuellen System entgegentreten.
Aus mehr als 20 Ländern haben sich im
Allen voran »Positive Money« aus Großbritannien. 2010 von 3 jungen Wissenschaftlern gegründet, ist die Organisation mittlerweile im ganzen Land mit lokalen Gruppen vertreten. 2014 sorgte ihre Arbeit dafür, dass die
Im kleinen Island ist man bereits weiter. Die Regierung evaluiert gerade die Möglichkeit, ein zu 100% durch Staatsgeld gedecktes Geldsystem einzuführen. Sogar die
Und vielleicht können wir als
Auch wenn Geld für uns etwas Alltägliches ist,