Warum dieser Text zum Weltfrauentag auch für Männer ist
Sexuelle Freiheit, Bildung für jeden, Fortschritt mit allen. Bist du dabei?
Wusstest du eigentlich, dass die
Willkommen zu unserer Revolution der Liebe. Zu unserer Rebellion, unserer Ablehnung als Frauen, dieses neue Zeitalter der Tyrannei willkommen zu heißen, in dem nicht nur Frauen, sondern alle benachteiligten Menschen in Gefahr sind.
Trumps sexistische Äußerungen wie »Grab them by the pussy!« (die Übersetzung ersparen wir uns), der »locker-room-talk«, also das machomäßige »Umkleidekabinen-Geschwätz«, hat wohl einiges losgetreten. Sicher lässt sich nicht sagen, wie viele von den 5 Millionen Menschen im Januar weltweit gegen Trump oder für Frauenrechte auf die Straße gingen. Die Beweggründe dürften sich aber überschnitten haben. Viel wichtiger war, dass die Demonstrierenden im Rahmen des größten Frauenmarschs der US-Geschichte zusammenfanden – Männer und Frauen.
Die gemeinsame »Revolution der Liebe« soll weitergehen, heute am
Frauen an vorderster Front
Für mehr männliche Teilhabe werben prominente Feministinnen wie die britische Schauspielerin Emma Watson.
Der 1. Internationale Frauentag wurde 1911 in Deutschland gefeiert
Vor 106 Jahren feierten Frauen in Deutschland, Dänemark, der Schweiz und dem damaligen Österreich-Ungarn zum ersten Mal den Internationalen Frauentag. Organisiert hatte ihn die sozialistische Politikerin und Frauenrechtlerin
Dennoch werden Frauen überall auf der Welt im Arbeits- und Privatleben weiterhin benachteiligt, diskriminiert und unterdrückt.
Entdecke mit einem Klick auf die Weltkarte, wann und wo das Wahlrecht für Frauen eingeführt wurde.
Der Mythos von der Gleichheit
Für Politiker wie Trump und Korwin-Mikke rechtfertigt das Geschlecht, dass sie Frauen diskriminieren können. Ein guter Grund einmal hinzuschauen, ob die biologische Veranlagung von Frauen und Männern wirklich als Argument gegen Gleichberechtigung gelten kann.
Zu Beginn: Nein,
Nein, wir sind nicht gleich!
Halten wir doch mal kurz inne und riskieren – allen Vorurteilen und Streitgesprächen über und zwischen Frau und Mann zum Trotz – eine gewagte These: Die Unterschiede können Gewinn statt Frust sein. Denn sie sorgen im wahrsten Sinne des Wortes für unterschiedliche Perspektiven.
Um das nachvollziehen zu können, lohnt sich ein Blick auf die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau. Denn die bestimmen nicht nur unser Aussehen, sondern auch unser Denken und Verhalten.
Auch wenn so manche moderne Legende uns gern erzählt, wie stark sich das männliche vom weiblichen Gehirn unterscheidet, ist vieles bei Anatomie, Funktionalität und Botenstoffen sehr ähnlich. Der wohl »größte« Unterschied:
Der eigentlich spannende Unterschied hat mit einer anderen wichtigen Zutat zu tun, die ebenfalls im Gehirn wirkt:
Während bei Männern diese Hormonlevel einem gleichbleibenden Grundrauschen entsprechen, sieht das bei Frauen im Verlauf des Menstruationszyklus eher nach Achterbahnfahrt aus. Eine Achterbahnfahrt, die im Durchschnitt 28 Tage dauert und bei der
Diese Achterbahnfahrt erklärt aber nicht nur Stimmungsschwankungen, sondern offenbart auch einen entscheidenden Unterschied gegenüber der männlichen Wahrnehmung. Die Hormonschwankungen sorgen dafür, dass Frauen konstant zwischen verschiedenen »Blickwinkeln« wechseln. Ein wenig so, wie wenn wir müde oder besonders wach sind, wenn wir traurig oder fröhlich sind. Wir schätzen bestimmte Dinge dann wichtiger ein als andere und »funktionieren« generell anders.
Stellen wir uns vor, die stets subjektive Wahrnehmung der Welt von Männern und Frauen entspricht dem Blick durch Gucklöcher in einer riesigen Wand. Die Frauen wechseln – gemäß den hormonellen Schwankungen – immer wieder die Position, durch die sie schauen. Und sehen die Welt so jedes Mal aus einem anderen »Blickwinkel«. Daneben stehen die Männer und weichen nicht von dem einen Paar Gucklöcher. Ihre Hormonlevel und damit ihre Wahrnehmung sind konstant, was nicht bedeutet, dass sie den »vollen Durchblick« haben.
Frauen bevorzugen mal »maskuline« mal »softe« Männer – je nach Hormonspiegel
Wie unterschiedlich diese »Blickwinkel« sein können, zeigen ein paar Beispiele:
Während des Zyklus ändert sich der Geruch – und der Geruchssinn – von Frauen und teilweise auch ihre Körperhaltung. Während der fruchtbaren Phase geben einige Frauen
Von himmelhochjauchzend bis gereizt und nicht ganz auf der Höhe kann es beim vermeintlich »schwachen Geschlecht« gerade vor der monatlichen Blutung häufig sehr schnell gehen. Das geht auch mit veränderten
Gleichberechtigung neu denken
Die Biologie macht deutlich: Frauen und Männer sehen nicht nur anders aus, sondern nehmen die Welt auch grundsätzlich anders wahr. Kein Wunder also, dass manche Politiker nicht von ihrer einseitigen Sicht auf biologische Geschlechterunterschiede abrücken, wenn sie keine weiblichen Perspektiven zulassen. Im Umkehrschluss stellt sich uns die Frage: Kann Gleichstellung funktionieren, wenn Frauen größtenteils nur ihre Perspektive auf die Herausforderungen der Gleichberechtigung gelten lassen? Schließlich gibt es viele Frauenrechtsthemen, die auch Männer beeinflussen. Hier 4 Beispiele:
- Bildung:
Sie will Bildung für alle Kinder zugänglich machen, auch für
- Arbeit:
Wenn es um Frauen und Arbeit geht, steht kaum ein Begriff so sehr im Sperrfeuer wie die Frauenquote.
In Schweden ist die maximale Frauenbeteiligung am Arbeitsmarkt ein Prinzip sozialer Politik.
- Sexualität:
»Sex sells« – auch in der arabischen Welt, zumindest unter der Ladentheke. Doch wer es wie die libanesische Frauenrechts-Aktivistin Joumana Haddad wagt, ein arabisches Erotikmagazin zu verlegen, sollte auch mit Morddrohungen rechnen.
- Rollenbilder:
Vor allem in Entwicklungsländern, in denen das Patriarchat mit eiserner Hand herrscht, fällt auf, dass mehr und mehr Männer auf die Diskriminierung der Frauen im öffentlichen und privaten Raum aufmerksam machen. In Afghanistan organisierten Männer am Weltfrauentag vor 2 Jahren einen »Burka-Protest«. Vollverschleiert liefen sie durch die Straßen Kabuls,
»Mut zur Veränderung!«
Auch wenn das einigen Frauenaktivistinnen der alten Schule und manchen (Staats-)Männern nicht gefallen wird, deutet vieles darauf hin, dass der Kampf für Gleichberechtigung zusammen gefochten wird und tatsächlich ein Kampf für gesellschaftlichen Fortschritt ist. Frauenbewegungen wollen Frauen die Wahl und die Freiheit geben, was sie mit ihrem Körper, ihrer Karriere und ihrer Familienplanung machen. Das muss auch für Männer gelten. Doch ohne Kompromisse geht es wohl nicht.
Zuerst einmal müssen Männer Frauenbewegungen verstehen und sich der Idee hingeben, um nicht nur Mitläufer zu sein. Das ist nicht so einfach, denn feministische Gender-Konzepte variieren, von emanzipatorischen bis hin zu sehr offenen Ansätzen.
Es gibt viele Missverständnisse, was Feminismus bedeutet. Feminismus ist kein Stock, um andere Frauen damit zu schlagen. Feminismus bedeutet Freiheit, Befreiung und Gleichberechtigung. Ich weiß wirklich nicht, was meine Brüste damit zu tun haben.
Um an dieser Stelle abzukürzen: Geschlechtergerechtigkeit beruht auf
Alle unsere Texte werden im Team besprochen. Bei diesem Text sind auch die männlichen Perspektiven von David Ehl und Han Langeslag eingeflossen.
Mit Illustrationen von Anni von Bergen für Perspective Daily