Genug geforscht: Warum diese 3 Klimaprofis vom Labor auf die Straße gewechselt sind
Genug Fakten gesammelt, glauben diese promovierten Wissenschaftler:innen. Hier erzählen sie, wie sie diese nun dafür einsetzen, um eine bessere Welt zu schaffen.
Beim Waldspaziergang Anfang Februar traf ich unverhofft einen alten Freund: Allium Paradoxum, Wunderlauch, auch Berliner Bärlauch genannt. »Du hier? Um diese Jahreszeit?«, fragte ich die kleinen Triebe, die überall unter den mächtigen Buchen hervorspitzten. Eigentlich könnte sich der Bärlauch noch einen Monat Zeit lassen, aber er wunderte sich wohl genau wie ich über diesen Winter ohne viel Schnee und Eis.
Zum ersten Mal veröffentlichte der Weltklimarat IPCC im Jahr 1990 einen Sachstandsbericht mit Warnungen über die Erderhitzung. In den 30 folgenden Jahren sind die CO2-Emissionen weltweit um 67% gestiegen – und der Bericht, der diese Woche veröffentlicht wurde, fand kaum Beachtung.
In einer Welt voller Krisen scheint die Bedrohung durch die Klimakrise für viele abstrakt und weit weg. Dabei ist sie das keineswegs: Durch das Hochwasser starben im Sommer 2021 mehr als 180 Menschen. Extremwetter werden durch die Klimakrise wahrscheinlicher, und sie werden heftiger. Alaska verzeichnete im vergangenen Dezember einen Temperaturrekord von 19,4 Grad Celsius, wo eigentlich minus 20 Grad Celsius zu erwarten wären. Und auch Russlands Öl- und Gasinfrastruktur ist durch den tauenden Permafrost stark gefährdet. Im Juni 2020 rief Wladimir Putin den Ausnahmezustand aus, nachdem ein Dieseltank in den weichen Boden kollabiert war und 17.500 Tonnen Kraftstoff die Flüsse in der Region um Norilsk verseuchten.
Aus der Wissenschaft kommen deutlichere Worte als je zuvor: »Halbe Sachen sind keine Option mehr«, sagte der Vorsitzende des IPCC, Hoesung Lee. Der aktuelle Sachstandbericht sei eine »deutliche Warnung vor den Folgen der Untätigkeit«. Anfang Januar haben 3 Professoren ein Moratorium für die Klimaforschung gefordert. Sie wollen keine weiteren Berichte durch den IPCC veröffentlicht sehen, bis Regierungen weltweit ernsthafte Maßnahmen ergreifen. Wenn es also nicht Fakten sind, die das Blatt wenden, was ist es dann?
Mit Illustrationen von Aelfleda Clackson für Perspective Daily