Wie du die Zeit der Pandemie hinter dir lässt
Zum Frühlingsbeginn sollten alle Coronamaßnahmen enden. Daraus wird nun nichts. Doch vielleicht hat der Freedom Day längst stattgefunden – in unseren Köpfen.
Ein leerer Strand. Kein Mensch, kein Tier ist zu sehen. Die Wolkendecke hängt regungslos am Himmel, die Sonne kommt kaum durch. Monoton rauschen die Wellen heran, brechen und vergehen im Meer. Ein mächtiger Eisblock steht am steinigen Ufer, unbeeindruckt vom Wasser, das ihn umspült. Minuten, Stunden vergehen. Die Wellen kommen und brechen, der Block bleibt stehen.
Dieses Bild stammt aus dem Kunstwerk Was geschieht, wenn nichts geschieht?, das zurzeit in der Ausstellung »Futura« in der
Die Zeit, in der wir leben, wirkte lange erstarrt zu einem einzigen Block.
Wasser fließt, es verdampft oder es erstarrt, wie in dem Eisblock. Während ich in dem kleinen Kinosaal sitze und wie gebannt auf die Leinwand schaue, auf der nichts geschieht, schreitet die Zeit unbemerkt voran. Sie kennt nur einen Aggregatzustand. Auch wenn sie hier, im dunklen Raum mit Blick aufs Meer, für mich stillzustehen scheint: Die Zeit fließt. Es gibt keinen Stillstand. Auch der Eisblock wird am Ende, kaum wahrnehmbar für jemanden, der sich eine Weile an dem Strand (oder im Kinosaal) aufhalten mag, schmelzen.
Hinter uns liegt eine lange Phase, in der scheinbar nichts geschehen ist. Die vergangenen beiden Jahre fühlten sich nicht an wie die rauschenden Wellen, die am Ufer brechen. Die Zeit, in der wir lebten, wirkte erstarrt zu einem einzigen Block. Abstand halten, zu Hause bleiben und warten, bis es weitergeht – viel anderes blieb uns nicht übrig.
Doch stimmt diese Wahrnehmung überhaupt mit der Zeit überein, in der wir gelebt haben? Und ist diese Zeit inzwischen vorüber?
Mit Illustrationen von Aelfleda Clackson für Perspective Daily
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