Warum du dich mit deiner Scham auseinandersetzen solltest
Wenn uns jemand auf eine unpassende Bemerkung aufmerksam macht, schämen wir uns. Vermeiden können wir das nicht. Wir können aber lernen, nicht in unserer Scham zu versinken.
»Ich bräuchte noch ein paar starke Männer, die mir helfen, die Tische umzustellen«, ruft Barbara in die Runde. Im Raum wird es unruhig. »Das geht ja gar nicht!«, empören sich einige der Studierenden, während andere lachen. Der Referent schüttelt den Kopf. Barbara wird sich ihres Fehlers schnell bewusst. Ausgerechnet in einem Seminar über Diversität und Diskriminierung war ihr eine sexistische Bemerkung herausgerutscht! Schließlich können nicht nur Männer Tische tragen. »Mir war das so unangenehm«, erinnert sich meine Freundin Barbara, die in Wirklichkeit anders heißt.
Wenn wir eine Welt ohne Diskriminierung, Sexismus und Rassismus wollen, müssen wir uns mit den Schamgefühlen auseinandersetzen, die solche Situationen in uns auslösen. Denn auf dem Weg dorthin werden wir alle manchmal unreflektierte Aussagen wie Barbara treffen. Vermeiden lassen sich solche Fehler nicht, weil uns die Bilder und Denkmuster, die der Ungleichbehandlung zugrunde liegen, überall begegnen. Sie sind uns so vertraut, dass wir sie oft gar nicht erkennen.
Damit sich etwas verändert, brauchen wir Menschen und Erfahrungen, die uns auf unser unbedachtes Verhalten aufmerksam machen. Angenehm ist das nicht, aber wir können lernen, mit der Scham zu arbeiten, statt uns von ihr überrumpeln zu lassen.
Scham ist
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily