Diese 6 Gesetze plant die EU, die dein Leben nachhaltiger und besser machen
Damit die Europäische Union ihre Klimaziele erreicht, plant sie eine Reihe an neuen Gesetzen und Verordnungen. Diese werden unser aller Leben beeinflussen. In diesem Artikel erfährst du, was auf dich zukommt.
Die Europäische Union macht Ernst in Sachen Klimaschutz. Das muss sie auch, denn in nur 8 Jahren steht die erste große Zwischenetappe an: Die EU muss 55% weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990. Bis 2050 will sie klimaneutral sein. Darauf hatte sie sich im April 2021 im Rahmen des Pariser Klimaabkommens festgelegt.
Das sind also nur noch 28 Jahre, bis alle EU-Mitgliedstaaten nicht mehr klimaschädliche Gase in die Luft jagen dürfen, als durch die Natur oder andere Ausgleichmaßnahmen wieder aus der Luft herausgeholt und gebunden werden können. Das Ziel ist notwendig: Denn nur so kann verhindert werden, dass sich die Atmosphäre weiter aufheizt und die Erde für uns Menschen lebensuntauglich wird. Doch diese »grüne Transformation« ist auch eine riesige Aufgabe, die einiges an Koordination und Umstellungen mit sich bringt.
Die gute Nachricht: Das Einhalten der gesetzten Ziele funktioniert bisher ganz gut.
Und während die einzelnen EU-Staaten eifrig versuchen, nachhaltiger zu werden, entstehen in Brüssel neue Verordnungen und Gesetzespakete, welche die Jahrhundertaufgabe auf Kurs halten und das große Ziel 2050 ermöglichen sollen. Sie alle sind Teil des sogenannten »European Green Deal«.
Schon bald werden die neuen Regelungen, die dort derzeit geplant werden, direkte Änderungen für uns alle mit sich bringen und unser Leben in der EU beeinflussen (und hoffentlich verbessern).
In diesem Text geben wir dir einen Überblick, was in Zukunft auf dich zukommt:
Ab Herbst müssen Banker:innen erklären, wie du grün investieren kannst
von Corinna CerrutiWer ab August zur Bank geht und sich über grüne Investitionsmöglichkeiten informieren will, hat Glück. Ab dem 2. August müssen Finanzberater:innen ihre Kund:innen aktiv danach fragen, ob sie nachhaltig investieren möchten. Grund dafür ist eine neue
Bisher haben Berater:innen ihre Kund:innen in der Regel nach 3 Kriterien beraten: Rendite, Liquidität und Sicherheit. Man spricht hier auch vom
Diese Richtlinie ist Teil des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums und soll die
In diesem Text erklärt mein Kollege Felix Austen, wie er für seine Tochter ein grünes Vermögen aufbaut:
Schluss mit vagen Produktversprechen und falschen Nachhaltigkeitsclaims
von Désiree Schneider»Grün«, »umweltfreundlich«, »öko«, »ressourcenschonend«: Solche
Damit soll bald Schluss sein. Die Europäische Union will solche allgemeinen, vagen Etiketten verbieten. Wer weiterhin mit Nachhaltigkeit werben will, soll die »hervorragenden Umweltleistungen« des Produktes auch
Diese Informationen nutzen dir beim Einkauf wirklich.
Das ist Teil eines Vorschlags der EU-Kommission von Ende März, der Verbraucher:innenrechte stärken und
- Hersteller dürfen keine freiwilligen Nachhaltigkeitssiegel mehr verwenden, die nicht von Behörden oder durch Dritte geprüft worden sind.
- Verbraucher:innen müssen darüber informiert werden, wenn die Haltbarkeit eines Produkts begrenzt ist, etwa weil die Software eines Smartphones nicht mehr aktualisiert und dadurch dessen Funktionalität eingeschränkt wird.
- Außerdem muss auf der Verpackung oder in der Beilage stehen, ob und wie ein Produkt repariert werden kann und wo die Ersatzteile zu finden sind.
- Hersteller müssen sogar angeben, wenn die Funktionalität – beispielsweise des Handys – eingeschränkt wird, falls Ersatzteile oder Zubehör verwendet werden, die nicht vom Originalhersteller stammen.
- Zu guter Letzt müssen Hersteller explizit angeben, wie lange die Lebensdauer vom Produkt ist, ob es eine (oder eben keine) Garantie gibt und welchen Zeitraum diese umfasst.
Wann genau das alles umgesetzt wird, steht noch nicht fest. Das Europäische Parlament und die EU-Staaten müssen sich noch beraten, ehe sie sich auf eine gemeinsame Linie verständigen und die Vorhaben in nationales Recht umgesetzt werden können. Das sollte jedoch in den nächsten 1–2 Jahren passieren.
Mit diesem Plan kommen die Solarpaneele auch auf dein Dach
von Chris VielhausZugegeben, es hat einen bitteren Beigeschmack, dass es erst einen Krieg gebraucht hat, um die Energiewende in der EU endlich auf Touren zu bringen. Putins Angriffskrieg auf die Ukraine hat der Europäischen Union schmerzlich vor Augen geführt, wie groß die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und deren (oft politisch fragwürdigen) Lieferanten ist. Ganze
Doch es bewegt sich etwas: Der Titel des Plans, der uns möglichst schnell aus der Abhängigkeit befreien soll, lautet
Eine Maßnahme, die besonders heraussticht, ist die Solarpflicht. Sie soll bereits ab 2026 gelten. Ab dann müssen alle neuen öffentlichen und gewerblichen Gebäude von mehr als 250 Quadratmetern mit Solaranlagen ausgestattet werden. Bis 2027 plant die EU, alle schon existierenden Flächen nachzurüsten. 2029 soll die Pflicht dann auf alle neuen Wohnhäuser ausgeweitet werden. Spätestens dann ist also die beste Zeit für Verbaucher:innen, sich darüber Gedanken zu machen, wie sie ihre eigenen Dächer ausstatten wollen. Entsprechende finanzielle Unterstützung ist in Planung.
Doch woher sollen die ganzen Solarpaneele kommen? Bisher stammen sie zu über 90% aus einem anderen autoritären Staat, nämlich China. Vorzugsweise will die EU auch davon loskommen und die Paneele von in der EU ansässigen Unternehmen produzieren lassen. Diese sollen mittels einer eigens geschaffenen Solarallianz wieder nach Europa geholt werden.
In diesem Video von Wahn&Sinn erfährst du, wie CDU und SPD die ehemals boomende Solarbranche in Deutschland zerstört haben.
Doch das ist noch nicht alles. Die Liste weiterer Maßnahmen im Rahmen von »REPowerEU« ist lang. Diese reichen von ambitionierteren Energiesparzielen über die Förderung von
Die EU will Materialien und Produkte aus Zwangsarbeit verbieten
von Julia TappeinerDie EU will Zwangsarbeit nicht länger unterstützen. Das macht sie, wenn auch nicht beabsichtigt – und dadurch wir alle. Kaufen europäische Unternehmen billige Produkte oder Materialien für ihre Produkte aus Ländern und Regionen mit Zwangsarbeit, unterstützen sie indirekt solche menschenunwürdigen Praktiken. Denn die wenigsten Unternehmen kontrollieren, ob ihre Zulieferer auf die nötigen Menschenrechts- und Arbeitsstandards achten.
Ein erstes Zeichen, das zu ändern, kam von der Politik im September 2021. EU-Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen kündigte an, dass die EU gegen Zwangsarbeit vorgehen und die Arbeitsstandards hinter importierten Produkten aus Nicht-EU-Staaten besser kontrollieren will. Die
Eine Maßnahme, die heraussticht, ist ein striktes Importverbot von Produkten, die in Zwangsarbeit entstanden sein können. Wie genau herausgefunden werden soll, ob ein Produkt Zwangsarbeit unterstützt, steht noch nicht fest. An dem Gesetzentwurf arbeitet die Kommission gerade. Sobald der Entwurf steht, muss er vom Europäischen Parlament und den einzelnen Mitgliedstaaten (dem Rat der EU) abgestimmt werden.
Das Einlenken der Kommission erfolgte wohl auch deshalb, weil sich in den letzten Jahren Schauerberichte aus der chinesischen Region Xinjiang häuften. Ob
Vor wenigen Tagen gelangten
Wie lassen sich die Menschenrechte entlang der Lieferkette am besten schützen? Unsere Gastautorin Anne Herr erklärt, was ein Lieferkettengesetz bringt und was Politiker:innen auf europäischer Ebene planen:
Bald kannst du nachverfolgen, wie »sauber« deine Elektrogeräte sind
von Dirk WalbrühlWeißt du, wie nachhaltig dein Smartphone wirklich ist? Wenn du nicht gerade besondere Öko-Produkte wie ein
Und wer einen Gegenstand secondhand erwirbt, kann dessen Herstellung oder Nachhaltigkeit meist gar nicht mehr nachvollziehen, da durch den Vorbesitz oft jede Information verloren geht.
Die Lösung der EU-Gesetzgebung ist einfach wie einleuchtend: Ein digitaler Produktpass (kurz DPP) soll her, und zwar für jedes einzelne Produkt. Dieser besteht natürlich nicht aus Plastik, sondern ist ein digitaler QR-Code. Verbraucher:innen können ihn per Smartphone einscannen, um einen schnellen und umfassenden Überblick über die Nachhaltigkeit des Produktes zu erhalten. Darin stehen dann etwa Informationen wie:
- Herkunft des Gegenstands
- Zusammensetzung der Materialien
- Umweltdaten wie beispielsweise geschätzter CO2-Verbrauch
- Reparatur- und Demontagemöglichkeiten
- Handhabung am Ende der Lebenszeit
Da dieser Produktpass an den Gegenstand selbst gebunden ist, bleiben die Informationen auch über einen Weiterverkauf (secondhand) erhalten. Denn: Nur mit dieser Transparenz ergeben schärfere Designanforderungen an Unternehmen wirklich Sinn, da sie auch überprüft werden können –
Auch wenn die Idee viel Anklang in Brüssel findet, wird derzeit noch diskutiert, wie der Produktpass realisierbar ist. Er muss eindeutig, fälschungssicher und
Die EU will Tausende gefährliche Chemikalien verbieten, um dich und die Umwelt zu schützen
von Désiree SchneiderDie Liste der Chemikalien, welche die Europäische Kommission in Europa verbieten will, ist lang und wird immer länger: Sie sind in Einwegwindeln, Kosmetika, Farben, Pestiziden und Spielzeug. Bis zu 12.000 Giftstoffe könnten am Ende darauf stehen. Alle wurden mit Krebs, hormonellen Störungen, Fortpflanzungsstörungen, Fettleibigkeit, Diabetes und anderen Krankheiten in Verbindung gebracht.
Neu dabei ist, dass sich die Europäische Chemikalienagentur nicht auf einzelne Stoffe bezieht, sondern erstmals auf ganze Klassen chemischer Stoffe. Damit sollen Unternehmen die Verbote nicht mehr – wie in der Vergangenheit oft passiert – umgehen können, indem sie sehr ähnliche Substanzen verwenden, die jedoch nicht weniger schädlich sind.
Das Ziel ist aber nicht nur der Schutz der Bürger:innen, sondern auch der Kampf gegen Umweltschäden und die
Normalerweise sind die EU-Kontrollen von Chemikalien erschreckend langsam, aber die EU plant die mutigste Entgiftung, die wir je gesehen haben. Die Lobbyisten der petrochemischen Industrie sind schockiert über das, was jetzt auf dem Tisch liegt. Der Plan verspricht, die Sicherheit fast aller hergestellten Produkte zu verbessern und die Chemikalienintensität in unseren Schulen, Wohnungen und an unseren Arbeitsplätzen rasch zu senken.
Redaktionelle Betreuung: Dirk Walbrühl und Désiree Schneider
Mit Illustrationen von Doğu Kaya für Perspective Daily