Aus der Hängematte am Bergsee: Wie ein Tiktok-Influencer Natur und Klima verteidigt
Alex Haraus macht Karriere in den sozialen Medien – und verteidigte mit über 6 Millionen Menschen ein Naturschutzgebiet in den USA vor Ölbohrungen.
Der Moment, in dem seine winkende Mutter aus seinem Sichtfeld verschwindet und er allein am Lenkrad des mit seinem ganzen Besitz vollgestopften, silbernen Allrad-Autos sitzt, ist der Moment, in dem es für ihn echt wird. Es ist Anfang August 2020 und es sind über 3.000 Kilometer von Huntersville, einer Kleinstadt in North Carolina, bis zu seinem ersten Ziel, dem Gebirge Bighorn Mountains in Wyoming. Weitere Ziele sollen folgen, denn der damals 22-jährige Alex Haraus hat entschieden, für eine Weile in der Natur zu leben. Während er die gepflegten Straßen und die Ahornbäume von Huntersville langsam hinter sich zurücklässt, stellt er fest: Er hat nicht den blassesten Schimmer, was alles passieren wird, bis er seine Eltern wiedersieht. Und noch weniger ahnt er, welche Schlüsselrolle er im Einsatz
Tiktok, Klima-Punchlines, Impact-Kampagnen – auch das sind alles noch flirrende Zukunftsmöglichkeiten, als Alex, der 2020 coronabedingt seinen Job verloren hat, die Bighorn Mountains erreicht. Er steht allein in T-Shirt und Wanderhose auf einem Bergrücken in einem Gebirge voll von knochigen Nadelbäumen und petrolgrünen und dunkelblauen Seen, die aussehen, als hätte jemand surreale Sehnsuchtsfilter über sie gelegt. Viele Kilometer ist er mit seinem Rucksack den Berg hochgewandert, jetzt wird er mit der Aussicht belohnt: Er schaut über eine Wiese, die mit durcheinandergewürfelten Felsblöcken in unterschiedlichsten geometrischen Formen übersät ist, hinweg bis in die weiten Ebenen des Nachbarstaats Montana. Alex kramt in seinem Rucksack, improvisiert sich eine Mini-Küche zurecht und kocht Nudeln. Dann isst er, guckt hinüber nach Montana und denkt:
Titelbild: Alex Haraus - copyright