Nopology? So erkennst du eine Entschuldigung, die keine ist
Kliemann, Naidoo, Spiegel. Derzeit ertönen aus allen Richtungen Entschuldigungen für knallharte Verfehlungen. Aber meinen die es wirklich ehrlich? Woran man eine aufrichtige Entschuldigung erkennt, bespreche ich mit Margot Käßmann.
»Es tut mir leid. Ich geh jetzt aufräumen« ist der Titel eines über 1,1 Millionen Mal aufgerufenen Videos auf Instagram, eingestellt von Musiker, Medienperson und Unternehmer Fynn Kliemann, der sich während der Pandemie noch selbst als »größter Maskenproduzent Europas« rühmte.
In dem Video wirkt Kliemann emotional aufgewühlt, teils genervt. Er sitzt in einem Wohnzimmer, trägt Cappie und ein lässig geknüpftes Karo-Hemd und gestikuliert stark, während er versucht, möglichst häufig direkt in die Kamera zu schauen.
In 6:12 Minuten geht er auf die schweren Vorwürfe ein, die das ZDF Magazin Royale und Jan Böhmermann gegen ihn erhoben haben und die seit Wochen unter dem Schlagwort »Maskenbetrug« durch deutsche Medien geistern.
»Ich hab’ so viel Scheiße gebaut und dabei versagt als der Typ, der ich nie sein wollte«, sagt Kliemann in die Kamera und damit zur Öffentlichkeit des Internets. »Es tut mir wirklich leid und ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen.«
»Das tut gut!«, schreibt ein Fan als Kommentar zum Video. Es folgen viele Herzchen.
Doch bei Weitem nicht alle Kommentator:innen in den sozialen Medien kaufen Kliemann seine öffentliche Entschuldigung ab. Manche sezieren das Video gar Formulierung für Formulierung.
Damit ist Kliemann nicht allein. Im Frühjahr dieses Jahres häuften sich gefühlt die Entschuldigungen für kaum abstreitbares Fehlverhalten. Um nur 2 weitere zu nennen:
- Im April 2022 entschuldigte sich Musiker Xavier Naidoo per 3:15 Minuten langem Youtube-Video dafür, »Menschen mit verstörenden Äußerungen irritiert und provoziert« zu haben.
- Ebenfalls im April 2022 bittet die Grünen-Politikerin Anne Spiegel vor laufender Kamera für »diesen Fehler um Entschuldigung«. Gemeint war die Zeit als rheinland-pfälzische Umweltministerin, bei der sie im Jahr zuvor nur 10 Tage nach Beginn der großen Flutkatastrophe einen 4-wöchigen Urlaub angetreten hatte. Dazu waren SMS ans Licht gekommen, in denen sich Spiegel vor allem um ihr Image während der Katastrophe
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