5 Nachrichten, die uns diese Woche bereichert haben
Indien sagt Einwegplastik den Kampf an, das EU-Parlament bekommt beim Klimaschutz noch die Kurve und Ärzt:innen dürfen in Deutschland endlich über Schwangerschaftsabbrüche informieren.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier sonntags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
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Ärzt:innen dürfen endlich über Schwangerschaftsabbrüche informieren
von Désiree SchneiderJahrelang
Mit der Streichung sollen auch die seit dem 3. Oktober 1990 gefallenen Urteile unter Paragraf 219a rückwirkend aufgehoben werden. Der Entwurf der Regierung wurde
Unterstützer:innen der Abschaffung des Werbeverbots feiern die Entscheidung als Erfolg für die körperliche Selbstbestimmung einer jeden schwangeren Person. Union und AfD hingegen kritisieren, dass ein ungeborenes Kind bereits von Anfang an ein Recht auf Leben habe. Sie fürchten, dass mit der Werbung dieses Bewusstsein verloren gehe und die Zahlen der Abtreibungen zunehmen würden. Dabei vergessen sie wohl: Ein Schwangerschaftsabbruch ist nichts, was man zum Spaß macht. Er ist körperlich und psychisch belastend.
Am deutschen Abtreibungsrecht selbst ändert sich durch die Entscheidung nichts. In Deutschland sind Abtreibungen bis zur 12. Schwangerschaftswoche straffrei, wenn die betroffene Person eine obligatorische Konfliktberatung vorgenommen hat. Auch aufgrund von medizinischen Gründen oder bei einer Schwangerschaft im Zuge einer Vergewaltigung bleibt ein Schwangerschaftsabbruch ohne rechtliche Folgen. Nun müssen sich ungewollt Schwangere ihre Informationen nicht mehr »ergoogeln«, sondern können sachgemäß und professionell an Informationen gelangen, wie sie unter Schutz ihrer Gesundheit die Schwangerschaft beenden können.
Unsere Gastautorin Isabel Aberle schreibt in ihrem Artikel über den langen Kampf der Abschaffung von Paragraf 219a und erklärt, warum es so wichtig ist, dass diese Informationen frei zugänglich sind:
Das EU-Parlament kratzt die Kurve beim Klimaschutz
von Julia TappeinerVor 2 Wochen wollte das EU-Parlament über existenzielle Gesetze abstimmen, die darüber entscheiden, ob die EU ihren Temperaturanstieg auf 1,5 Grad beschränken
Was noch ausstand, war eine Reform des Emissionshandels der EU: Rund 40% der EU-weiten CO2-Emissionen (in den Bereichen Industrie, Luftfahrt und Energie) sind unter einem Emissionshandel reguliert. Das heißt: Die EU setzt ein Budget fest, wie viel CO2 bis 2030 noch ausgestoßen werden darf. Wollen Unternehmen CO2 ausstoßen, müssen sie sich aus diesem Budget Zertifikate kaufen. Diese werden von der EU versteigert, jedes Jahr ein paar weniger. Dadurch steigt ihr Preis. Das Ziel: Klimaschädliches Wirtschaften soll teurer werden. Momentan bekommt die Industrie aber noch viel zu viele Zertifikate
Grüne und Sozialdemokraten stimmten in der ersten Verhandlungsrunde überraschend gegen das Gesetz. Es sei von den konservativen Kräften zu stark verwässert worden. Woraufhin Liberale, Konservative und Sozialdemokraten einen ambitionierteren Kompromiss verhandelten, auf den sich auch die Grünen einlassen konnten. Dieser sieht vor:
- Gratis-Zertifikate sollen ab 2027 reduziert werden und bis 2032 ganz entfallen.
- Der Emissionshandel wird auf die Bereiche Verkehr und Gebäude ausgeweitet.
- Ein Klimasozialfonds soll eingerichtet werden, um die erhöhten Kosten für Verbraucher:innen einzudämmen.
Damit begegnet der Kompromiss einem riesigen Problem: Der Preis von CO2 ist seit 2005, als der Emissionshandel in der EU eingeführt wurde, gestiegen. Jedoch wurde der Ausstoß in diesen 17 Jahren nicht gesenkt. Das liegt zum einen daran, dass der Preis für Umweltverschmutzung immer noch zu billig ist. Andererseits haben viele Firmen ihren Sitz einfach in Länder außerhalb der EU verlagert und dort produziert, wo keine Regularien für Treibhausausstoß herrschen.
Mit diesem Problem soll aber durch den sogenannten »Carbon Border Mechanism« Schluss sein, der ebenso im Kompromissvorschlag enthalten ist. Dabei handelt es sich um eine Art
Indien verbietet die Produktion und den Verkauf von Einwegplastikprodukten
von Mathis GilsbachIndien ist einer der größten Plastikmüllerzeuger der Welt.
Zum Vergleich: Die USA liegen mit 72,84 Millionen Tonnen an der Spitze der Plastikmüllverursacher, dicht gefolgt von China. Das meiste davon ist Einwegplastik. Damit will Indien nun Schluss machen.
Bereits ab Juli verbietet die Zentrale Stelle für die Kontrolle der Umweltverschmutzung in Indien die Herstellung, den Verkauf und die Nutzung von bestimmten Einwegplastikprodukten. Das betrifft vor allem kleinere Produkte wie Plastikgeschirr, Zigarettenverpackungen, Süßigkeitenverpackungen und
Um der Umweltverschmutzung durch Plastik in Indien Herr zu werden, reiche das aber nicht. Dafür müssten geeignete Recyclingsysteme her, findet Dharmesh Shah vom weltweiten
Désiree Schneider sieht Hoffnung im Kampf gegen die Plastikflut, denn über 175 Staaten haben sich in einem neuen Abkommen zusammengeschlossen:
Homeoffice kann Konflikte zwischen Beruf und Familie reduzieren
von Lara MalbergerSeit Pandemiebeginn arbeiten mehr Menschen als jemals zuvor von zu Hause aus statt vor Ort beim Arbeitgeber. Das kann zu Konflikten führen, wenn zum Beispiel der Wohnraum knapp ist und das »Büro« im Kinderzimmer aufgeschlagen werden muss oder das Homeoffice unfreiwillig bezogen werden musste. Es kann aber auch positive Effekte haben: Wer (freiwillig) viel von zu Hause arbeitet, kann Familie und Beruf besser unter einen Hut bringen. Das zeigt eine neue Studie des internationalen Forscherteams um die Soziologin Inga Laß vom
»Homeoffice wirkt vor allem dann konfliktmindernd, wenn nicht nur ein kleiner Teil, sondern die meiste Zeit des Arbeitspensums zu Hause erledigt wird«, erklärt Soziologin Laß. Der Studie zufolge könnten Mitarbeiter:innen im Homeoffice ihre Arbeitszeit besser kontrollieren. Außerdem fielen die Pendelwege weg.
Insgesamt würden Mütter stärker vom Homeoffice profitieren als Väter. Allerdings hänge das auch damit zusammen, dass bei ihnen oftmals ein
Insgesamt zeigt die Studie aber: Nutzen Familien mit Kindern viel Homeoffice, gibt es weniger Konflikte. Das wiederum kann sich positiv auf das Wohlbefinden und das Familienleben auswirken und sogar dazu führen, dass Menschen mit Kindern bessere Möglichkeiten haben, wieder in einen Beruf einzusteigen.
Für die Studie haben sich die Forscher:innen australische Daten aus der Zeit vor der Pandemie angeschaut. Laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung lassen sich die Ergebnisse auf Deutschland übertragen: Auch hier zeigen Umfragedaten aus Vor-Pandemie-Zeiten, dass Beschäftigte im Homeoffice Arbeit und Privatleben häufig besser miteinander vereinbaren konnten. Einen Haken konnten die Forscher:innen aber auch entdecken: Das Homeoffice verleite dazu, zu Randzeiten und am Wochenende zu arbeiten. Und das wiederum birgt neues Konfliktpotenzial.
Zecken breiten sich rasant aus – sind aber nützlicher, als du denkst
von Désiree Schneider»Iiih! Nicht schon wieder!« Wer eine Zecke den Arm hochlaufen sieht oder nach einer Wanderung im Wald in den Kniekehlen oder unter den Achseln findet, will sie möglichst schnell loswerden – oder am liebsten gleich die gesamte Spezies ausrotten. Kein Wunder, denn die millimetergroßen, blutsaugenden Parasiten können mit ihrem Stich Viren übertragen, die Krankheiten mit schwerwiegenden Folgen auslösen. Und die Erderhitzung kommt ihnen noch entgegen: Sie lässt sie auch höherliegende und
Was aber die wenigsten wissen: Zecken haben tatsächlich einen Nutzen für den Menschen! Sie halten uns andere Krankheiten vom Hals – und zwar so:
Als Krankheitsüberträger helfen Zecken dabei, die Bestände von Tieren oder Pflanzen in bestimmten Regionen zu regulieren. Was sie bewirken und wo sie fehlen, macht sich genau dann bemerkbar, wenn Tierarten in neue Lebensräume vordringen. Treffen sie auf keine Parasiten, die ihnen das Leben schwer machen, können sie sich rasant ausbreiten, das Ökosystem verändern und auch neue Krankheiten mitbringen. Das belegt eine Studie eines amerikanischen Forschungsteams aus dem Jahr 2003, die 26 invasive Tierarten und
Und die Zecken-Krankheiten? Tiere, die in einem Lebensraum mit Zecken zusammenleben, haben sich über Jahre an die Krankheiten angepasst, die Zecken übertragen können, und ein entsprechend starkes Immunsystem oder eine Abwehrreaktion entwickelt. Auch der Mensch hat
Doch das ist noch nicht alles: Zecken sind zudem ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette. Viele Tiere wie Vögel leben von ihnen. »Würde man alle Parasiten auf dem Planeten ausrotten, so würde ein Großteil der übrigen Lebewesen schlicht verhungern«, schreibt die
Wie gefährlich sind Zecken für Menschen? Und wie können wir uns abgesehen von Impfungen schützen? Diese Fragen beantwortet Lara Malberger in diesem Artikel:
Redaktionelle Bearbeitung: Dirk Walbrühl und Désiree Schneider
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily