5 gute Nachrichten: Diese Woche gibt es viele Erfolge zu feiern
Dieses Mal dabei: Ukraine stärkt Frauenrechte, Selbstständige kämpfen für einen fairen Mutterschutz und in NRW werden Pfleger:innen endlich entlastet.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier sonntags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
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Endlich werden Pfleger:innen in Nordrhein-Westfalen entlastet
von Dirk WalbrühlWochenlang konnte man die Zelte und Banner vor 6 Unikliniken in Nordrhein-Westfalen sehen. Die etwa 50.000 Pflege-, Reinigungs- und Servicekräfte hätten sich zu Beginn sicher nicht vorstellen können, wie lang sich ihr Kampf um bessere Arbeitsbedingungen ziehen würde. Am Ende waren es mehr als 11 Wochen – der längste Krankenhausstreik, den es in diesem Bundesland jemals gab.
Dass sich die Verantwortlichen den Forderungen so lange verweigert haben, ist sehr verwunderlich. Schließlich machte die Coronapandemie deutlich,
Die Wut der überlasteten Pflegekräfte ist verständlich, hatte die NRW-Landesregierung bzw. der Arbeitgeberverband doch das im Januar gestellte 100-Tage-Ultimatum einfach verstreichen lassen, Pläne für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal vorzustellen. Pläne, die in manchen anderen Bundesländern übrigens bereits umgesetzt sind. Nur deshalb mussten die Streikenden Veränderungen erzwingen.
Mut und Durchhaltevermögen der Streikenden sind jedenfalls bewundernswert. Denn ob zahlloser abgesagter Operationen konnten sie kaum auf viel Solidarität aus der Bevölkerung hoffen. Bekommen haben sie sie trotzdem. Prominente wie
Am Ende steht nun ein Flächentarifvertrag für die Entlastung an Unikliniken in NRW. Darin festgesetzt sind unter anderem ein besserer Personalschlüssel vor allem für patientennahe Berufe sowie ein Ausgleich von Überstunden und Personalmangel durch freie Entlastungstage. Dazu kommen zusätzliche Vollzeitstellen an jeder Uniklinik. Auch an Auszubildende wurde gedacht, deren Arbeitsbedingungen besser geregelt wurden.
Ein Sieg für Frauenrechte und ein wichtiges Signal: Ukraine ratifiziert die Istanbul-Konvention
von Katharina WiegmannSexualisierte Gewalt gegen Frauen ist eine Kriegswaffe. Oftmals wird sie gezielt eingesetzt, um die gegnerische Seite zu demütigen, so auch von russischen Soldaten in der Ukraine. Auch Vorfälle häuslicher Gewalt, ausgeübt von Partnern oder anderen Familienmitgliedern,
Ein umso wichtigeres Signal ist es, dass das ukrainische Parlament am 20. Juni die Istanbul-Konvention zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ratifiziert hat. In der vergangenen Woche wurde das entsprechende Dokument beim Europarat hinterlegt. Damit ist ein Prozess abgeschlossen,
Es ist ein historischer Sieg für die Frauenrechte in der Ukraine und ein Beitrag zum Wandel der Kultur, der Mentalität und des Verhaltens gegenüber geschlechtsspezifischer Gewalt. Dieses Votum wird das Leben aller Frauen im Land positiv beeinflussen.
In diesem Artikel aus dem Jahr 2020 erfährst du mehr über die Istanbul-Konvention und warum Rechte in ganz Europa ein Problem damit haben:
Mit der Istanbul-Konvention verpflichten sich die unterzeichnenden Staaten zu konkreten Maßnahmen bei der Prävention, dem Schutz von Frauen und der Verfolgung von Straftätern. Außerdem versichern sie, Stellen einzurichten, die diese Vorkehrungen überprüfen und Daten dazu erheben.
Dass sich die Ukraine nun inmitten des Krieges zu diesem Schritt entschlossen hat, ist ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Zukunft des Landes und die Richtung, in die es sich bewegt.
Die Finnwal-Bestände in der Antarktis erholen sich
von Désiree SchneiderDie Hochzeit des industriellen Walfangs in den Jahren 1950–1975 hat die Finnwale rund um den Südpol nahezu ausgerottet – sie wurden auf etwa 2% ihrer Populationsgröße vom Anfang des 20. Jahrhunderts dezimiert. Dabei waren die Gewässer der Antarktis einmal eine der wichtigsten Nahrungsquellen der Meeresgiganten. Nun, fast 50 Jahre nachdem die Jagd auf Finnwale verboten wurde, erholen sich deren Bestände wieder. Das konnte ein
Bei 2 Expeditionen in die Antarktis in den Jahren 2018 und 2019 konnten die Forschenden mithilfe von Drohnenflügen, vom Schiff und vom Helikopter aus viele Finnwale dokumentieren. 2-mal haben sie sogar Gruppen von bis zu 150 Tieren gesichtet. Das ist laut den Forschenden äußerst selten.
Eine der Expeditionen wurde von Kameraleuten begleitet. Der Guardian hat einen Ausschnitt der Aufnahmen vom Alfred-Wegener-Institut, dem Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, an dem die deutschen Wissenschaftler:innen arbeiten, auf seinem Youtube-Kanal hochgeladen:
Es ist gut,
Die Kleinstlebewesen, die von dem reicheren Nährstoffangebot profitieren, nehmen viel CO2 auf und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Kohlenstoff in der Atmosphäre.
Fairer Mutterschutz für Selbstständige: Nach erfolgreicher Petition ist jetzt der Bundestag am Zug
von Lara Malberger50.000 Unterschriften – so viel Unterstützung benötigt eine
Bevor sie die Petition offiziell beim Bundestag startete, suchte Röh auf der Plattform Change.org nach Verbündeten für ihr Anliegen. Dort schrieb sie: »Im Herbst letzten Jahres wurde ich schwanger. Es war eine geplante Schwangerschaft und doch habe ich nicht damit gerechnet, wie wenig dieser Schritt ins ›System‹ passt.«
Die erste Hürde hatte ich durch meine Schwangerschaftsübelkeit, die bei mir bis zum Ende des 5. Monats angehalten hat. Krankengeld bekomme ich laut Krankenkasse in dieser Zeit nicht, weil die Berechnung des Krankengeldes noch in den Beginn der Gründungsphase fällt, in der ich viel investiert und wenig Einnahmen hatte.
Ohne Unterstützung, sagt Röh, hätte sie sich während dieser Zeit weder selbst ernähren noch die Fixkosten des Betriebes erwirtschaften können. »Mich als Einzelunternehmerin würde das betrieblich und auch privat komplett ruinieren. Nicht auszudenken, wie es wäre, wenn ich ungeplant oder solo schwanger wäre …«, so Röh. Die Tischlermeisterin konnte ihre Schwangerschaft letztendlich mithilfe ihres Mannes und durch die Unterstützung einer Stiftung finanzieren. Ihre Tochter ist mittlerweile auf der Welt und Röh steht schon wieder in der Werkstatt. Für ihr Anliegen, die Situation von selbstständigen Schwangeren zu verbessern, kämpft sie trotzdem weiter.
Neben Verbesserungen bei der Krankschreibung und der Elterngeldregelung, fordert Röhs Petition auch einen
Überhaupt eine Pause zu machen und gleichzeitig das eigene Unternehmen halten zu können, ist für schwangere Selbstständige deshalb oft kaum möglich – und kann so auch ein gesundheitliches Risiko für Mutter und Kind darstellen.
Ob und wie die Forderungen der Petition umgesetzt werden, ist zwar noch unklar: Auch eine erfolgreiche Unterschriftenaktion verpflichtet die Regierung nicht dazu, etwas zu ändern. Doch die große öffentliche Aufmerksamkeit, die das Thema gerade erfährt, ist ein erster Erfolg.
Willst du mehr darüber wissen, was es nützt, eine Petition zu unterzeichnen? Dann empfehle ich dir diesen Text meiner Kollegin Julia Tappeiner, die sich genauer mit dieser Frage beschäftigt hat:
Spanien führt ab September vorübergehend kostenlosen Nahverkehr ein
von Maria StichÜberall in Europa sind durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die Energie- und Lebenshaltungskosten stark gestiegen. Um ihre Bürger:innen zu entlasten, greifen die Regierungen der einzelnen Länder zu unterschiedlichen Maßnahmen. In Deutschland gehören dazu unter anderem der
Auch in Spanien wurde ein Paket mit unterschiedlichen Maßnahmen zur Entlastung umgesetzt, zum Beispiel eine Obergrenze für Mieten. Bereits seit Juni gibt es außerdem einen Rabatt von 50% auf die Tickets des staatlichen Bahnunternehmens Renfe. Jetzt geht die Regierung sogar noch einen Schritt weiter: Ministerpräsident Pedro Sánchez kündigte vergangene Woche an, dass Fahrten für den Nahverkehr von September bis zum Ende des Jahres
Finanziert wird das Ganze durch eine 2-jährige Sondersteuer für Banken und Energiekonzerne, die derzeit durch den Krieg Rekordgewinne verzeichnen. Pro Jahr könnten so 3,5 Milliarden Euro in die Staatskasse fließen, schätzt die spanische Regierung.
Wieso eine Übergewinnsteuer sinnvoll sein kann und wie sie genau funktioniert, erklärt Chris Vielhaus in diesem Artikel:
Redaktionelle Bearbeitung: Maria Stich und Désiree Schneider
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily