Wie eine junge Anwältin aus Bangladesch Deutschland auf mehr Klimaschutz verklagt hat
Nachdem Erdrutsche Teile ihrer Heimat weggerissen hatten, beschloss Yi Yi Prue: Sie muss für mehr Klimaschutz kämpfen. Und zwar dort, wo die Verantwortlichen sitzen. Seit ihrem großen Sieg vor dem Bundesverfassungsgericht hat die Arbeit erst richtig begonnen.
Die Wassermassen, die ein Monsun mit sich brachte, rissen das Haus, in dem Yi Yi Prues Nachbarn lebten, einfach davon. Yi Yi selbst und ihre Familie konnten sich gerade so retten, indem sie rechtzeitig aus ihrem Dorf in einer ländlichen Provinz in Bangladesch flüchteten. Sie hatten Glück, dass die Flut den Ort am Tag erwischte und nicht bei Nacht, während alle schliefen, erinnert sich Yi Yi.
Als sie nach dem Unglück zurückkehrten, war ihr Haus zu großen Teilen zerstört und von der Decke tropfte Wasser. Yi Yi lebt seitdem mit der Angst, dass Gebäude, in denen sie sich befindet, einer Überflutung nicht standhalten können. Es ist Teil des Traumas, das sie in sich trägt. »Jedes Mal, wenn ich heute Risse in einer Hauswand sehe, frage ich mich, ob es unter Wassermassen zusammenbrechen würde«, sagt Yi Yi. »Die Erinnerungen sind nach wie vor schmerzhaft.«
Während sie im Videointerview von ihren Erfahrungen spricht, schaut die Frau mit festem Blick in die Kamera ihres Computers. Sie hat kinnlange, schwarze Haare und markante Wangenknochen, ihre Stimme ist klar und ruhig. Der Schmerz schwingt spürbar in ihren Worten mit und er motivierte sie zu ihrer Arbeit als Klimaaktivistin, die sie schließlich von Bandarban vor das Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe führte. Yi Yi kämpft dafür, dass Klimagerechtigkeit auch die Sicht von indigenen Völkern einbezieht – denn sie sind häufig besonders stark von der Klimakrise betroffen.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily