Alles, was dir über die Geschichte dieses Kontinents erzählt wird, ist falsch
Steinreiche Könige, aufgeklärte Philosophen und wagemutige Entdecker gab es in Afrika schon lange vor Krösus, Kant und Kolumbus. Dass du davon nichts weißt, hat seine Gründe. (Artikel aus dem Jahr 2019)
Es war einmal ein Mann, der soll der reichste Mensch gewesen sein, den die Welt jemals gesehen hat. Wenn du ihn dir vorstellst, was siehst du? Einen jung gebliebenen Start-up-Gründer, lässig in Jeans und Sneaker? Einen Industriebaron oder Aristokraten aus dem 19. Jahrhundert? Einen Kaiser oder Sultan, vielleicht sogar den sagenumwobenen
Die wenigsten würden wohl den Namen Musa I. raten, den
Mit großer Sicherheit kann man sagen, dass Musa I. eine der
Gezielter Geschichtsimperialismus
Dass sich Mansa Musas Bekanntheit mit der von König Krösus heutzutage nicht messen kann, ist weder Einzelfall noch Zufall. »Geschichte wird von den Siegern geschrieben«, so der britische Offizier und Premierminister Winston Churchill. Unser heutiges Geschichtsverständnis wurde gezielt entwickelt, um Kolonialismus und Sklavenhandel zu rechtfertigen. Afrikas Geschichte wurde reduziert, verfälscht und angeeignet, um die Dominanz Europas über Afrika zu ermöglichen.
So war Musa I. seinen europäischen Zeitgenossen durchaus ein Begriff. Er wird etwa auf dem Katalanischen Weltatlas, einem Meisterwerk der mittelalterlichen Kartographie, das ca. im Jahr 1375 für den französischen König Karl V. hergestellt wurde, prominent dargestellt und beschrieben.
»Die ersten europäischen Kontakte mit Subsahara-Afrika waren noch von der Suche nach neuen Möglichkeiten geprägt«, erklärt Daouda Keïta, Direktor des malischen Nationalmuseums, bei einem Interview in der malischen Hauptstadt Bamako. Händler aus Portugal und anderen Ländern erkundeten die afrikanische Küste auf der Suche nach Handelspartnern und begegneten den lokalen Herrschenden anfangs so, wie sie sich auch an den Höfen europäischer Könige verhalten hätten. Die Könige der afrikanischen Reiche Jolof, Kongo und Mutapa bekamen durch die Könige Portugals etwa eigene Wappen zuerkannt. Erst die Notwendigkeit, Unterdrückung, Ausbeutung und Sklavenhandel zu rechtfertigen, veränderte die europäische Perspektive auf den Nachbarkontinent.
»Das koloniale Projekt hat ein wenig positives Bild von Afrika produziert«, sagt Salia Malé, Leiter für Forschung des malischen Nationalmuseums. »Das Projekt der Sklaverei und der Kolonialisierung haben im kollektiven Bewusstsein des Westens ein Bild von Afrikanern geschaffen, das die Beziehungen immer noch beeinflusst.«
Sein Chef, Daouda Keïta, stimmt ihm zu: »Die Geschichtsschreibung wird von westlichen Quellen und Interpretationen dominiert. Und die sind entstanden, um die angeblich ›zivilisierende‹ Herrschaft europäischer Missionare und Kolonialverwalter zu rechtfertigen.«
Afrika vor der Kolonialisierung ab dem 17. Jahrhundert als einen »unzivilisierten« Kontinent zu beschreiben und die Europäer als Heilsbringer, das passiert auch heute noch in Deutschland. Von Experten, die es eigentlich besser wissen sollten.
Schlimm waren die Sklaventransporte nach Nordamerika. Auf der anderen Seite hat die Kolonialzeit dazu beigetragen, den Kontinent aus archaischen Strukturen zu lösen.
Schlimmer noch: Dank
Titelbild: wikicommons - gemeinfrei