Frühjahrsputz im Kopf: Wir räumen mit unseren 8 »Lieblingsmythen« auf
Mancher Unsinn bleibt besonders gut kleben. Dieser Irrglauben gehört dringend rausgekehrt!
Wenn viele Meinungen aufeinandertreffen, wird es spannend – und manchmal auch explosiv. In der Redaktion von Perspective Daily kommen viele Fachrichungen zusammen. Und die haben mit ihren ganz eigenen »Mythen« zu kämpfen. Also hat sich jeder von uns gefragt:
Zum Aufwärmen und Mitmachen: Eine dieser 6 Aussagen ist wahr. Die Auflösung folgt am Ende des Artikels:
- »Im Mittelalter glaubten die Menschen, die Erde sei flach.«
- »Jeder Mensch verschluckt bis zu 10 Spinnen in seinem Leben.«
- »Wir nutzen nur 50% unseres Gehirns.«
- »Zucker macht Kinder hyperaktiv.«
- »Fingerknöchel-Knacken verursacht Arthritis.«
- »Coca-Cola enthielt früher Kokain.«
Maren Urner: »Alkohol tötet Gehirnzellen«

»Ich trinke Alkohol, um klüger zu werden!«
»Aber Alkohol tötet doch Gehirnzellen …«
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, wenn mir solche Geschichten zu Ohren kommen. Logikfehler hin oder her; eine Annahme in der ausgedachten Unterhaltung ist weit verbreitet: Alkohol töte Gehirnzellen. Spekulationen zur genauen Anzahl (pro Vollrausch) gibt es zuhauf.
Fest steht jedoch: Selbst Menschen, die viel und regelmäßig Alkohol konsumieren,
Ist die Weitergabe von Informationen im Gehirn gestört, hat das Auswirkungen auf unsere Denk- und Handlungsfähigkeiten. Die Liste der Hirn- und damit Verhaltensschäden durch exzessiven Alkoholkonsum ist lang:
Exzessiver Alkoholkonsum stört außerdem das
Mittlerweile wissen wir allerdings auch, dass unser Gehirn ein Leben lang plastisch, also veränderbar, bleibt. In Bezug auf Schäden durch Alkohol bedeutet das auch, dass Abstinenz vieles rückgängig machen kann.
Felix Austen: »Die Energiewende ist schuld am steigenden Strompreis«

Zu den vielen
Das hat einen Grund: Von 2000 bis 2013 hat sich der Preis pro Kilowattstunde mehr als verdoppelt –
»Klare Sache,
Mooooment: Von 2000 bis 2013 ist die EEG-Umlage von etwa 0,2 Cent auf rund 6,2 Cent gestiegen. Von den 15 Cent, die der Strompreis insgesamt gestiegen ist, gehen also gerade mal 6 Cent auf die Kappe von Wind und Sonne – also 40%. Und der Rest? Steuererhöhungen machen rund 3,5 Cent des Preisanstieges aus. Über 4 Cent entfallen auf Beschaffung, Vertrieb und
Was der Strompreis außerdem verschweigt, sind versteckte Zahlungen, die wir alle leisten. Würden wir Finanzhilfen, Steuerrabatte und übernommene Umweltrisiken für Kohle und Atomkraft berücksichtigen, kämen noch mal
Die gute Nachricht: Stromsparen lohnt sich umso mehr – und zwar unabhängig davon, was den Strompreis nach oben treibt. Also: Licht aus, Kühlschrank wärmer drehen!
Frederik v. Paepcke: »Unwissenheit schützt vor Strafe nicht«

Das Recht, so erscheint es manch einem Juristen während des Studiums, besteht überwiegend aus Ausnahmen (und Ausnahmen von diesen Ausnahmen). Auf einem Haarspalterei-Index dürfte meine Zunft wohl ganz oben stehen. Egal wie die Frage lautet, die Antwort ist meist: »Es kommt darauf an.«
Die nicht ganz richtige Volksweisheit, Unwissenheit schütze vor Strafe nicht, ist dafür ein schönes Beispiel. Worauf bezieht sich die Unwissenheit?
2 Beispiele führen zu unterschiedlichen Ergebnissen:
- Fall 1: Sylvia ist leidenschaftliche Schwarzfahrerin,
Ein Irrtum gilt beispielsweise als vermeidbar, wenn die Betroffene ihn durch Befragung eines Rechtsanwaltes hätte ausräumen können. Sylvia kommt also trotz Unwissens nicht ungeschoren davon. - Fall 2: Nach einer WG-Party verwechselt Christoph seine Jacke mit der vom Gastgeber Sebastian und nimmt sie mit nach Hause. In diesem Fall hat er Sebastian eine fremde, bewegliche Sache weggenommen – und damit
Schützt Unwissenheit also vor Strafe? Nun ja, es kommt darauf an …
Juliane Metzker: »Alle Araber sprechen Arabisch«

In Deutschland spricht man Hochdeutsch. Im arabischen Raum gibt es das Hocharabisch (Fusha) – aber nur in den Medien und dem Koran.
Statt Hocharabisch sprechen die Muttersprachler »Ammiya«, das »Volkstümliche«.
Viele Araber sind heute außerdem mindestens zweisprachig – und das aus gutem Grund.
Dirk Walbrühl: »Wir erzeugen gerade mehr Daten, als wir verarbeiten können«

Die Digitalisierung schreitet voran: Immer mehr Menschen produzieren immer mehr Daten – online und mobil.
Die Herausforderung des enormen Datenvolumens im Internet hat einen Namen:
Entwarnung gibt es durch eine sehr grundsätzliche Überlegung: Welchen Mehrwert haben eigentlich große Datenmengen? Sicher erhöhen wir dadurch die
Was an diesem Glauben eigentlich »irre« ist: Die Daten-Sammelwut der Big-Data-Analysten.
David Ehl: »In Deutschland muss niemand auf der Straße leben«

536.000 Menschen, das entspricht der Einwohnerzahl von Hannover. So viele Menschen werden in Deutschland 2018 voraussichtlich auf der Straße leben. Diese
»Aber es gibt doch Regionen mit vielen freien Wohnungen!«
Warum lebt jemand auf der Straße, während abseits der Ballungszentren und in einigen ostdeutschen Städten Wohnungen leer stehen? Das liegt daran, dass es dort oft auch kaum berufliche Perspektiven gibt –
»Aber es gibt doch Sozialämter!«
Schon richtig, prinzipiell
»Aber es gibt doch Schlafstellen!«
Grundsätzlich sind Kommunen dazu verpflichtet, Wohnungslosen eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen.
Wie also kann die Lage verbessert werden? Nicht einmal die
Peter Dörrie: »Afrika ist ein Land«

Woran erkennt man ein Buch über Afrika? Den Umschlag ziert das Bild einer
Egal worum es in der Geschichte geht. In der ideenlosen Gestaltung der Afrikaliteratur spiegeln sich das
Schauen wir mal genauer hin: 54 Nationalstaaten sind in Afrika beheimatet. Ihre 1,2 Milliarden Bewohner machen 16% der Weltbevölkerung aus und sprechen mehr als 2.000 unterschiedliche
Han Langeslag: »Freuds Theorien sind wissenschaftlich bewiesen«

»Legen Sie sich auf die Couch. Wollen Sie drüber reden?« Diese Aufforderung erinnert unweigerlich an Sigmund Freud, den Vater der Psychoanalyse. Das klingt nach Wissenschaft und Psychologie. Ja, aber …
Freud hat wenig mit der wissenschaftlichen Erforschung unserer Psyche und damit dem Fach Psychologie zu tun. In den Lehrbüchern taucht er (wenn überhaupt) nur der Vollständigkeit halber und im einleitenden Kapitel zur Geschichte der Psychologie auf. Aus gutem Grund: Viele der Ideen Freuds
Zentral dabei ist Freuds Auffassung, dass fast alle psychischen Probleme auf traumatische Erfahrungen in der Kindheit zurückzuführen sind, hinter denen wiederum sexuelle Wünsche stehen. Der Grund, warum sich viele seiner Annahmen dennoch halten, liegt vielleicht auch darin, dass sie sich kaum widerlegen lassen. Ein Beispiel:
- Fall 1: Freud zum Patienten: »Du hasst deine Mutter.« Patient: »Ja, das klingt sinnvoll. Endlich verstehe ich mich selbst.« Freud denkt: »Ich hatte Recht!«
- Fall 2: Freud zum Patienten: »Du hasst deine Mutter.« Patient: »Nein! Das ist Unfug, was für eine anmaßende Vermutung!« Freuds Antwort: »Deine Reaktion zeigt, dass dies schmerzhaft für dich ist, und ist symbolisch für deine unterdrückte Wut gegen deine Mutter!« Freud denkt: »Ich habe Recht!«
Diese Art der Argumentation ist bezeichnend für Freud und seine Kollegen der Psychoanalyse, die sie nutzen, um ihre Theorien zu bestätigen. Eine wissenschaftliche Überprüfung ist unmöglich, die Theorie immer »korrekt«.
Ist die Therapie auf dem Sofa damit komplett wirkungslos? Nicht unbedingt: Eine größere Studie von 2015 zeigt, dass Psychoanalyse
Und: Lagst du richtig?
Die Auflösung der Eingangsfrage erfährst du
Mit Illustrationen von Lucia Zamolo für Perspective Daily