Frauen in Afghanistan wollen andere Dinge, als wir meinen
Der Westen hat den Afghaninnen sein eigenes Verständnis von Frauenrechten aufgedrängt. Für die afghanisch-deutsche Autorin Waslat Hasrat-Nazimi ist der NATO-Einsatz auch deswegen gescheitert.
Auf den ersten Blick haben die 2 folgenden Fotos wenig gemeinsam. Und doch hängen sie zusammen:
Das erste Foto zeigt Sharbat Gula, ein damals 12-jähriges afghanisches Mädchen, das aus ihrer Heimat fliehen musste. Das Abbild ihrer grünen Augen ging in den 80er-Jahren um die Welt und wurde zum Symbol der afghanischen Frauen und Mädchen, gezeichnet von Krieg, Unterdrückung und Flucht.
Das zweite Foto stammt vom Kabuler Flughafen im Sommer 2021: Die NATO-Truppen ziehen ab, verzweifelt versuchen viele Menschen Afghanistan zu verlassen, bevor die Taliban die Macht wieder an sich reißen. Es repräsentiert das westliche Scheitern im Versuch, Frieden und Demokratie nach Afghanistan zu bringen.
Der Zusammenhang zwischen den beiden Fotos wird klar, wenn man auf die Geschichte hinter den Bildern schaut – wie Waslat Hasrat-Nazimi.
Die deutsch-afghanische Journalistin sieht den Fehler des Westens vor allem darin, dass er der örtlichen Bevölkerung nicht auf Augenhöhe begegnete. Stattdessen versuchten die USA ein westliches politisches Modell nach Afghanistan zu importieren, ohne sich mit den Gegebenheiten des Landes zu befassen.
Diese Arroganz spiegelt sich laut Hasrat-Nazimi in der Darstellung der afghanischen Frauen in westlichen Medien: Sie würden entweder exotisiert, wie im Fall von Sharbat Gula mit den grünen Augen; oder
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