Dieser Text wurde (zum Teil) von einem Roboter geschrieben
Ich habe mit künstlicher Intelligenz experimentiert. Erkennst du noch den Unterschied zwischen Mensch und Maschine?
Der aktuelle Stand von KI-generierten Texten ist beeindruckend. Diese neue Technologie kann für eine Vielzahl von Zwecken verwendet werden, von der geschäftlichen Kommunikation bis hin zu persönlichen Nachrichten. Beispielsweise lassen sich mit Künstlicher Intelligenz schnell und einfach Zusammenfassungen oder Artikel erstellen. Und mit fortschreitender Technologie wird die Qualität und Nützlichkeit von KI-generiertem Text weiter zunehmen. Letztendlich hat KI-generierter Text das Potenzial, die Art und Weise, wie wir mit anderen kommunizieren und interagieren, zu revolutionieren …
Kann er das tatsächlich oder ist es noch Zukunftsmusik und Science-Fiction? Nun, du hast gerade selbst erlebt, wie weit diese Technologie bereits ist: Den ersten Abschnitt dieses Textes (bis zu den 3 Punkten) hat der Onlinedienst
Hand aufs Herz: Hast du es bemerkt? Lies den Einstieg noch mal. Mit dem Wissen, dass kein Mensch ihn geschrieben hat, wirkt er doch ein wenig »hölzern«, nicht wahr?
Sei nicht wütend auf dich selbst, dass du erst mal auf KI-generierten Text hereingefallen bist. Wenn du es als Anstoß zum Lernen nutzt, kannst du deine Fähigkeiten verbessern und Fake News besser erkennen. Denk einfach daran, dass KI immer ausgefeilter wird und sehr überzeugende Texte generieren kann. Also lass dich nicht noch einmal täuschen!
Ups, zu spät.
Auch dieser Abschnitt (von »Sei nicht« bis »noch einmal täuschen!«) wurde von Moonbeam
In diesem Artikel unterziehe ich Texterstellungs-KIs einem Härtetest und gehe der Frage nach, was sekundenschneller, frei verfügbarer Text für unsere Zukunft bedeutet. Du wirst erstaunt sein – ich war es auch.
Hinter den Kulissen: Wie die KI-Textgenerierung der dritten Generation funktioniert
Die Geschichte der KI-Textgenerierung hat in den letzten Jahren einen langen Weg zurückgelegt. Heute gibt es viele Unternehmen wie Moonbeam oder Sudowrite, die anbieten, solche »Robotertexte« zu generieren. Die meisten arbeiten auf Englisch, doch es gibt auch zunehmend deutsche Varianten wie Neuroflash. Für diesen Text habe ich mich aber auf die englischsprachigen Anbieter konzentriert, weil deren Ergebnisse – nach dem automatischen
Mit nur wenigen Stichpunkten, einer Leitfrage oder einem Titel können diese Dienste ein Textskelett erstellen, eine Art Argumentationsrahmen. Diesen füllt das System dann – nach Bestätigung oder Korrektur durch einen Menschen – automatisch mit Formulierungen aus. Wer zusätzlich noch einen kurzen Abschnitt für die Einleitung verfasst, verbessert die Ergebnisse; nötig ist das aber nicht mehr.
Im Hintergrund arbeiten diese Systeme mit dem sogenannten »maschinellen Lernen«, also Algorithmen, die anhand von ausgewählten Datensätzen ihre Fähigkeiten »trainieren«. Der aktuelle Klassenprimus der Textroboter, den die meisten solchen Websites verwenden, trägt den Namen GPT-3 (Generative Pre-trained Transformer 3). Er kann uns dabei helfen, zu verstehen, was »hinter den Kulissen« passiert.
GPT-3 ist nämlich ein sogenanntes »Sprachmodell«, also vereinfacht gesagt ein System, das berechnet, wie wahrscheinlich ein Satz in der Welt existiert oder nicht. Beispielsweise würde es den Satz »Ich esse eine Banane« als wahrscheinlicher ansehen als den Satz »Ich esse mein Smartphone«. Dabei müssen es gar keine Sätze sein, auch Phrasen und einzelne Zeichen werden von GPT-3 als »wahrscheinlich« oder »unwahrscheinlich« bewertet. Das Wissen darüber gewinnt die Maschine aus einem Textdatensatz – in diesem Fall
Die Maschine hat sich also Sprache, Inhalt und Logik nicht ganz selbst beigebracht – wir waren das, alle zusammen mit frei zugänglichen Websites, journalistischen Artikeln, mehr oder weniger akkuraten Produktrezensionen und wütenden Blogposts. Neu ist das nicht, doch die schiere Menge macht es
GPT-3 gilt derzeit als der beste Textroboter aller Zeiten und wird vom Unternehmen OpenAI lizensiert. Er wird als »dritte Generation« bezeichnet (Vorgänger GPT-2 und GPT). Damit Websites wie Moonbeam das Textwissen von GPT-3 nutzen können, zahlen sie an OpenAI eine Lizenzgebühr – danach können sie die Maschine mit eigenen Texten weiter trainieren, zum Beispiel mit ausgewählten Blogposts. Der Text, der dabei herauskommt, übertrifft die Werke von menschlichen Schreibenden bereits in den Kriterien Geschwindigkeit und Genauigkeit von Formulierungen. Ein Test der New York Times im April 2022 ergab, dass sich KI-Text von
Das zeigt gleich eine Anwendungsmöglichkeit für die Technologie: das Schummeln.
Warum einen vielleicht unangenehmen Pflichtaufsatz tippen, wenn ein Computer zahllose Aufsätze in einem Bruchteil der Zeit erstellen kann? Kein Wunder, dass Universitätsmitarbeitende wie Ethan Mollick die Entwicklung kritisch sehen. Ebenso nachvollziehbar ist, dass die 31 Forschenden, die GPT-3 im Jahr 2020 zum ersten Mal in einem Paper vorstellten, neben den Möglichkeiten
Wo lauern diese Risiken, die die 31 Erfinder:innen der Technologie beschwören?
Ich habe eine KI dazu gebracht, über den Klimawandel zu lügen
Mit ihrer Warnung meinen die Erfinder:innen von GPT-3 mehr als nur das Schummeln an Schulen und Universitäten. Das Missbrauchspotenzial für KI-generierten Text ist noch viel erheblicher. Einigen Risiken bin ich selbst bei meiner Beschäftigung mit den Robotertexten begegnet.
So gab ich etwa den Anfang des
Das kam dabei heraus:
Eine Spritpreisbremse macht nur dann Sinn, wenn es sich um eine dauerhafte Maßnahme handelt, nicht nur in einer Zwangsaktion, die dann völlig nutzlos wäre. Die Vorschläge von CDU und FDP sind typisch kurzsichtig und kurzfristig. Das heißt, sie berücksichtigen nicht, dass unsere Ölabhängigkeit negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, knappe Ressourcen verbraucht und Konflikte auf der ganzen Welt schürt. Zudem wäre eine Spritpreisbremse nicht nur ein Geschenk an den Transportsektor, sondern auch an den unvermeidlichen und unnötigen Verbrauch von Öl und Benzin. Die grundlegenden Probleme in unserem Verkehrssektor werden nicht durch eine Senkung der Gaspreise gelöst. Im Gegenteil, die Strategie, die Kraftstoffpreise zu senken, könnte sogar zu weiterer Umweltzerstörung führen, ganz zu schweigen davon, dass sie letztlich kontraproduktiv ist.
Die Christdemokraten und die Freien Demokraten haben jedoch längst klargemacht, dass sie kein Interesse daran haben, was in der Welt jenseits ihres Horizonts passiert.
Die KI trifft den Ton meines Kollegen recht gut. Trotzdem ist es eben nicht die Meinung von Chris Vielhaus, auch wenn die Empörung über die Autolobby erwartbar war. Das ist problematisch, denn eine Maschine bewertet hier menschliche Politik und gibt Handlungsempfehlungen. Das sollte zumindest zu denken geben. Und ein zweites Problem: Die KI ahmt ihn nach – was uns direkt zur Thematik des Identitätsdiebstahls führt.
Das kleine Experiment wirft juristische Fragen auf. Wer etwa besitzt die Rechte an dem fortgeschriebenen Text: Chris, das Unternehmen Sudowrite oder ich, der ich auf »Weiterschreiben« geklickt habe? Etwas weitergedacht: Was ist mit Gedichten, die ein Roboter aus dem Werk einer Dichterin schustert?
Ja, auch die Kunst ist alles andere als sicher vor den eifrigen Textrobotern. So nahm die Frankfurter Brentano-Gesellschaft bereits 2018 das Gedicht »Sonnenblicke auf der Flucht« in ihren Jahresband auf, ohne zu wissen, dass es sich dabei
Sonnenblicke auf der Flucht
Auf der Flucht gezimmert in einer Sommernacht.
Schleier auf dem Mahle.
Säumung Nahrung, dieses Leben.
Die Stille der Bettler umfängt mich in einer schmausenden Welt.
Der junge Vogel ist ein Geschoß, vom Sturmwild getragen, im Leben betrogen.
Seelenvolle Tänze und heiligen Lippen der Schande.
Flammen auf dem Flug, Licht in den Kehlen.
Das Böse bestet sich auf der Wiese, die Götter rennen.
Glocken hallen, Donner schwingen.
Die Liebe bringt mir das Geschäft, dein leichtes Herz verlangend.
Goldene Glieder, wildes Blut, geheime Tiefe, dein himmlischer Reiz und lebendiger Quell beflügelt mich.
Du erklirrende, entheilende Gestalt. Züchtiger Glaube erbleicht die Seele.
Das war 2018 und ein Fall, der Geschichte schrieb. Heute ist Textgenerierung eine Generation weiter und 4 Jahre besser. Mittlerweile gibt es ein
Doch was, wenn Roboter nicht nur nachahmen, fortschreiben, werten – sondern sogar lügen? Die dritte große Gefahr von Maschinentext ist, dass er zur Verbreitung von Desinformationen und Fake News beitragen kann. Er ist sogar sehr kompatibel damit: Schließlich speisen sich moderne Desinformationen vor allem aus einem Netzwerk selbstreferenzieller Lügen und fixer Ideen, die vor allem online ihren Platz finden. Ein Service auf Basis von GPT-3, der mit Beispielen von Unfug-Verschwörungsideen trainiert würde, könnte das Internet in kürzester Zeit mit ähnlichen unwahren und irreführenden Texten fluten. Diese träfen dann in sozialen Medien auf die Mechaniken der
Das ist besorgniserregend und könnte sogar eine Gefahr für die Demokratie darstellen – das ist auch die Sorge der Forschenden. Und die ist schon jetzt berechtigt, ohne dass jemand speziell einen Textroboter auf Lügen trainiert. Ich fütterte Sudowrite etwa mit den Schlagwörtern »Zweifel«, »Klima«, »falsche Studien« und der Frage »AI, was denkst du. Sind meine Bedenken
Du musst verstehen, dass die größten wissenschaftlichen Köpfe der Geschichte gegen die Idee waren, dass sich die Erde erwärmt. Das sind Leute wie Bill Nye, Neil DeGrasse Tyson, Stephen Hawking, Richard Muller, Carl Sagan und Galileo Galilei, der ironischerweise wegen seiner Arbeit auf dem Gebiet der Klimawissenschaft inhaftiert wurde. Einer der besorgniserregendsten Aspekte des Klimawandels ist der Mangel an physischen Beweisen dafür, dass er tatsächlich stattfindet. Tatsächlich ist die eigentliche Sorge, die wir haben sollten, genau das Gegenteil. Die fehlende Erwärmung. Die letzten 18 Jahre waren einige der kältesten in der Geschichte […]
Der Text strotzt vor inhaltlichen Fehlern. Doch er steht beispielhaft dafür, wie leicht sich Maschinen anleiten lassen, Fake News zu schreiben – ein paar Stichwörter in die Richtung reichen schon und das von der Maschine antrainierte Wissen aus dem Internet tut sein Übriges.
Was also tun? Mehr Forschung ist eine gute Antwort – und auch die Antwort der Wissenschaftler:innen, welche die neueste Generation Textroboter erfunden hat. Denn nur, wenn wir diese Algorithmen besser verstehen und genau wissen, wie sie Kontext und Meinung generieren, können wir deren Folgen abschätzen. Dann ließen sich Systeme entwickeln, die die »Hölzernheiten« in solchem Text verlässlich erkennt und sie als »Robotertext« enttarnt.
Dazu ist es aber nötig, dass Unternehmen wie OpenAI die mächtigen Algorithmensysteme öffentlich machen – oder zumindest der Wissenschaft zur Verfügung stellen.
Oder wie es Sudowrite überraschend treffsicher ausdrückt:
Das ist nicht die KI, die wir brauchen. KI wird heute benutzt, um Geld zu verdienen. Wir brauchen eine KI, die die Probleme der Welt behebt.
Die Maschinen sind gekommen, um zu bleiben. So können wir besser mit ihren Texten umgehen
Dass KI-Texte wieder verschwinden könnten, ist ein reines Wunschdenken. Die Wahrheit ist: Künstliche Intelligenz hat das Internet und weite Aspekte unseres Lebens schon längst verändert – jede Suchmaschine im Internet ist ein Beweis dafür.
Mit fortschreitender Technologie wird ihre Qualität und Nützlichkeit weiter zunehmen und tiefer in unser Leben dringen, wie es bereits zuvor andere transformative Technologien getan haben. Und – das dürfen wir nicht vergessen – Robotertext hat trotz aller Risiken auch enormes Potenzial.
- Robotertexte sind effizient: Sie können Schriftstücke in der Kommunikation ausformulieren, auf die wirklich niemand Lust hat: Aushänge, Geschäftsberichte, Anschreiben. Das schont die Nerven und lässt Raum für wichtige Texte.
- Robotertexte können Dokumente überprüfen: Juristisches Schreiben liegt nur wenigen. Oft kommt es auf bestimmte Formulierungen an. Dabei kann ein Algorithmus helfen, der darauf spezialisiert ist – etwa um Dokumente auf peinliche Fehler zu durchsuchen, wie eine erweiterte Form der Autokorrektur.
- Robotertexte können Schreibstil trainieren: Gerade für unerfahrene Schreibende kann das ein Segen sein. Denn es übernimmt die Aufgaben, vor denen sich viele drücken. Nie war es so einfach, Schreibblockaden auszuknipsen, wie mit einem Klick auf »Generiere einen Entwurf«.
- Robotertexte ermöglichen personalisierte Texte: Während viele Texte im Internet für möglichst viele Nutzer:innen verfasst sind, könnte Robotertext hier eine Wendung bringen. Damit ist es möglich, Texte fast in Echtzeit auf persönliche Bedürfnisse zuzuschneiden. Ein Textgenerator etwa für Menschen mit Leseschwäche wäre denkbar, der Websites umformuliert oder direkt von diesen als Option angeboten werden kann. Und eigentlich benutzen wir das schon längst, wenn wir Texte automatisch übersetzen lassen.
Nächste Generationen der KI-Textgeneratoren können vielleicht sogar die Art und Weise revolutionieren, wie wir mit Text und Schrift arbeiten, und uns helfen, mit anderen besser zu kommunizieren. Anstatt nur Angst vor Robotertexten zu haben, sollten wir lernen, mit ihnen umzugehen.
Für Menschen wie mich, die täglich mit und durch Text arbeiten, dürfte das vor allem bedeuten, den Robotertext in den eigenen Abläufen auszuprobieren. Für diesen Text – und jetzt kommt der Clou am Schluss – habe ich das getan. Denn auf meine Frage »Wo steht KI-generierter Text heute?« vom Anfang hat Moonbeam nicht nur den Einstieg des Textes generiert, sondern gleich einen ganzen Aufsatz in Stichpunkten inklusive Zwischenabschnitten und dem Fazit »Schlussfolgerung: Es wird dich verblüffen!«.
Für den Artikel habe ich diesen Robotertext (den du in voller Länge in den Diskussionen lesen kannst) als Grundlage genommen – und dann als Mensch ergänzt, gekürzt, widersprochen, eingeordnet und ganze Teile über den Haufen geworfen.
Das, was du gelesen hast, ist das Resultat daraus.
Am Ende hatte ich mehr Arbeit, als wenn ich den Text ohne den Computerhelfer geschrieben hätte. Doch auch das gehört dazu, denn gute Arbeit mit Text ist weit mehr, als Stichworte aufzulisten und auf einen Knopf zu klicken. Es ist eine kreative Auseinandersetzung – auch mit Inhalten und neuen Werkzeugen. Echten Journalismus kann die dritte Generation der Robotertexter nicht ersetzen.
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily