Diese WG teilt sogar ihr Geld – auch wenn nicht alle viel davon haben
In Hamburg teilt eine christlich-anarchistische Gemeinschaft seit über 25 Jahren ihr Haus mit geflüchteten Menschen. Gemeinsam sind sie politisch aktiv und streiten für die Rechte von Menschen auf der Flucht, die immer wieder kriminalisiert werden.
Im zentrumsnahen Hamburger Stadtteil Bramfeld steht das Haus der Gemeinschaft Brot & Rosen in einem Wohngebiet. Abgesehen von ein paar kleinen Plakaten an der Eingangstür sieht das Gebäude genauso wie die umliegenden aus. Hinter den unscheinbaren Mauern lebt seit über 25 Jahren eine christliche Gemeinschaft gemeinsam mit geflüchteten Menschen, die sie »Mitbewohner*innen« nennen, zusammen – unabhängig von Aufenthaltsstatus, Glauben und Herkunft.
Das Buch: »Die Willkommensgesellschaft. Eine konkrete Utopie«

Für diejenigen, die den falschen Pass haben, sind Grenzen nicht erst seit der Pandemie zu. Doch es lassen sich Geschichten über Migration, Flucht und Teilhabe erzählen, die Mut machen. Lukas Geisler berichtet in 16 Reportagen von Menschen und Projekten, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzen. Dieser Text ist eine davon. »Die Willkommensgesellschaft« erschien im Oktober 2022 bei oekom.
Bildquelle: oekomSonderlich bekannt sei man bei den Nachbar*innen nicht, meint Birke Kleinwächter, die seit über 20 Jahren hier lebt. Da Bramfeld lange als rechter Stadtteil galt, habe sich die Gemeinschaft mit öffentlichen Auftritten anfangs weitestgehend zurückgehalten. Heute treten sie offener auf, denn sie haben bewiesen, dass das Zusammenleben mit Menschen aus Syrien, Afghanistan, Ghana, Algerien, Honduras – die Liste könnte lange fortgesetzt werden – gut funktioniert und keine Probleme mit anderen Anwohner*innen verursacht. Anders ist dies oft bei staatlichen Asylunterkünften, »da wären Konflikte oft schon vorprogrammiert«, meint Kleinwächter.
Doch Brot & Rosen ist weitaus mehr als einfach nur eine alternative Unterbringungsform für Geflüchtete. Einmal in der Woche wird die Gemeinschaft von der Hamburger Tafel mit Lebensmitteln versorgt, die sonst weggeschmissen werden würden. Außerdem holt sie täglich nach Ladenschluss die Backwaren eines nahe gelegenen Bäckers, um auch diese zu verwerten. Seitdem ein Bioladen im Stadtteil existiert – und das sind nun schon einige Jahre –, holen sie dort Lebensmittel ab, die sonst auch weggeworfen werden müssten. Alle weiteren Produkte kaufen sie mit Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit selbst ein. Brot & Rosen ist auch eine Einkommensgemeinschaft. Dafür gibt es klare Regeln: Niemand von ihnen arbeitet mehr als 20 Stunden in der Woche außerhalb des Hauses, und jedes Einkommen kommt in den gemeinsamen Topf, um davon die Kosten für die eigene Miete und z. B. Gegenstände des täglichen Bedarfs zu decken.
Das Geld soll nicht nur für das Notwendige, sondern auch für das Schöne reichen
Was die Gemeinschaft nicht durch ihre Einkommen decken kann, wird über externe Spenden finanziert. Kleinwächter hat in der Gemeinschaft auch ihre zwei Kinder großgezogen. Über die Jahre sind in diesem Haus insgesamt fünf Kinder groß geworden. Plus die vielen, die nur vorübergehend – manchmal ein paar Tage oder Monate bis zu mehreren Jahren – Gäste dieses Hauses waren. Bei Brot & Rosen sind Aktivismus und
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily