Oder-Katastrophe: Wie Europas Flüsse wieder gesund werden können
Viele natürliche Flüsse in Europa mussten breiten Wasserstraßen für Containerschiffe oder Abwasserkanälen weichen. Die Beispiele der Emscher und der Oder zeigen, welche Schäden das verursachen kann – und welche Lösungen es gibt.
Ein Teppich aus toten Fischen, so weit das Auge reicht. Eine halbe Tonne pro Stunde treibt durch den Fluss. Erstickende Fische direkt an der Oberfläche, die Qualen zu erleiden scheinen. Der Gestank muss unerträglich gewesen sein.
Was sich wie der Anfang einer dystopischen Geschichte anhört, geschah erst vor ein paar Monaten
Zwischen Juli und Mitte September wurden mindestens 250 Tonnen toter Fische eingesammelt und die Bilder der Katastrophe gingen durch die Medien. Über 2 Wochen lang blieb das Sterben ein Rätsel, bis der Grund dafür schließlich gefunden war: die Goldalge. In einem Bericht der polnischen Regierung wird das pflanzenartige Lebewesen als direkte Ursache genannt. Die Algen setzen Giftstoffe frei, die die Kiemen von Fischen und
Doch warum blühte die Alge so plötzlich und so heftig auf? Paweł Rowiński, Hydrogeologe am Institut für Geophysik der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN), erklärt: »Dies war die erste Blüte dieser Art in großem Maßstab, was zeigt, dass günstige Bedingungen geschaffen wurden.« Der erhöhte Salzgehalt des Flusses, die unmittelbare Voraussetzung für die Blüte, konnte nur durch Einleitungen von Industrieabwässern verursacht worden sein. Zu den weiteren Bedingungen gehören laut Rowiński unter anderem ein niedrigerer Grundwasserspiegel.
Vom Köttelbecken zurück zur Natur
Ähnlich katastrophal ging es bis vor Kurzem der Emscher im Ruhrgebiet. Mitte des 20. Jahrhunderts galt sie als der schmutzigste Fluss Deutschlands. Sie erhielt den lokalen Spitznamen »Köttelbecke« – also ein Bach, in dem Kot schwimmt.
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