Nein, Deutschland ist nicht das Paradies für Fachkräfte aus aller Welt
Die Ampel plant, Einwanderung zu erleichtern. Die CDU reagiert mit Angst. Die Debatte zeigt, wie schief unser Bild von Migration nach Deutschland noch immer ist.
Wir Deutschen dürfen uns gerade mal wieder sehr begehrt fühlen. Und zwar so als würde uns jemand Hübsches nach unserer Nummer fragen. Es geht um das Thema Migration. Alle wollen zu uns nach Deutschland, in die großartige Nation, der wir angehören. Wir erleben einen Moment der Schmeichelei, fühlen uns erhaben – und heben dabei ein bisschen ab.
Nach Multikulti in den 2000er-Jahren, Christian Wulffs Aussage »Der Islam gehört zu Deutschland« aus dem Jahr 2010, »Flüchtlingskrise« und Naziaufmärschen sind wir wieder beim Thema Migration angelangt. Diesmal geht es um neue Einwanderungspakete der Ampel-Koalition. Die Bundesregierung möchte Gesetze reformieren: Mehr Chancen für Asylbewerber:innen, mehr Fachkräftezuzug und leichtere Einbürgerung.
Nach deutscher Manier sorgte das Thema für Wirbel. Konservative Kritiker:innen sprechen vom »Verramschen« der Staatsbürgerschaft und »Einwanderung in die Sozialsysteme«. Die deutsche Staatsbürgerschaft sei »etwas sehr Wertvolles«, so Union-Chef Friedrich Merz. Wir fühlen uns mal wieder, als gäbe es für den Rest der Menschheit nichts Erstrebenswerteres, als Deutsch zu werden. Sprich: Unsere Nummer zu bekommen.
Diese Wahrnehmung ist nicht nur falsch – sondern sogar schädlich für unsere Gesellschaft und ja, auch die Wirtschaft. Doch zuerst ein Blick auf die Pläne der Regierung.
3 Pakete sollen Migration nach Deutschland vereinfachen
Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP möchte das Einwanderungsgesetz reformieren. Die Vorsätze aus dem Koalitionsvertrag sollen bald ihren Weg in die Gesetzbücher finden. Es geht konkret um 3 Änderungspakete: Das Chancen-Aufenthaltsrecht, die Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten sowie die Staatsbürgerschaft. Das erste wurde vom Bundestag beschlossen, das zweite soll nächstes Jahr kommen. Um das letzte wird noch gestritten.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily