Wie geflüchtete Kinder in den Bergen ein Stück Normalität finden
Mit ihren Eltern flüchten immer noch viele ukrainische Kinder vor dem Krieg – ins Ausland, aber auch in sichere Regionen im Inland, zum Beispiel in kleine entlegene Karpatendörfer in der Westukraine.
Im Herbst regnet es gewöhnlich in den Karpaten. Die Einheimischen lassen sich dadurch nicht stören. Sie bringen die Ernte ein, sammeln im Wald Pilze, hüten das Vieh. An einem kalten Septembertag – das Thermometer zeigt 6 Grad – treffen wir im Dorf Strilky die Projektmanagerin und Ehefrau des hiesigen Priesters Natalka Hrom. Sie lädt uns zu sich nach Hause ein, ins Nachbardorf Mschanets. Wir steigen in ihr E-Mobil ein.
Natalka erzählt, dass die Straße, die wir gerade befahren, zum Symbol für das Aufbegehren der Bürger:innen geworden ist. Sie ist 18 Kilometer lang und verbindet 11 Dörfer. Ein halbes Jahrhundert lang wurde sie nicht renoviert: statt Asphalt waren hier nur noch Schlaglöcher. Für diese 18 Kilometer brauchte man 2 Stunden. 2019 und 2020 protestierten die Menschen gegen diese Zustände. Aber erst, als sie zum drastischen Mittel des Hungerstreiks griffen, gab die regionale Verwaltung nach und machte Gelder für die Sanierung der Straße frei. Heute bewältigt man die Strecke in 15 Minuten.
Mschanets ist ein Grenzdorf in der Ukraine, von Polen durch niedrige Berge getrennt. Im Dorf wohnen ungefähr 140 Menschen, das ist die Kirchengemeinde von Natalkas Ehemann Pater Roman. Er betreut als Priester auch die Dörfer Ploske (40 Einwohner:innen) und Haliwka (27 Einwohner:innen). Wir halten in der Nähe von Natalkas Haus.
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily