Es ist schwül im Gewächshaus des Botanischen Gartens. Die Wärme, der unebene Boden und die großen Farne und Blätter, die auf den Pfad ragen, machen es schwer, sich zu konzentrieren. Von links flattert etwas vor die Handykamera; ein genervter Wink mit der Hand, es verschwindet. Na toll, jetzt ist das Video für Instagram versaut, die Follower:innen erwarten doch ein Update. »Vielleicht kann ich noch den Anfang mit den Blumen verwenden. Die waren ja echt schön … Moment, irgendetwas läuft hier schief …«
Die Person ist in einem tropischen Gewächshaus, umgeben von meterhohen grünen Gewächsen, Orchideen in allen Formen und Farben. Bunte Schmetterlinge und schillernde Libellen fliegen umher – eine Szenerie, wofür man sonst stundenlang in den Flieger steigen muss. Doch die Person nimmt nichts von dieser Schönheit wahr. Der Blick klebt stattdessen an der , das Interesse für den Bildschirm ist größer. Das Beispiel ist vielleicht etwas überspitzt, doch insgeheim spüren wir es alle: Unsere Gesellschaft hat sich von der Natur entfremdet.
Daran ist jedoch nicht nur der Sog moderner Technologie schuld.
Es ist auch unsere Lebensweise im Globalen Norden, , in einem Wirtschaftssystem, das sieht und schamlos ausbeutet, die dafür verantwortlich ist. Es sind ebenso die Erziehung und Werte, mit denen wir aufwachsen, die unsere Weltanschauung prägen. Angefangen bei den 2 dominantesten Weltreligionen Christentum und Islam (und fast alle ihre Glaubensrichtungen), die den Menschen in den Mittelpunkt der Erde stellt und jahrhundertelang vermittelt hat, . Und es ist die Art und Weise, wie wir Natur lernen. Unser Bildungssystem erklärt sie oft nur distanziert als Cocktail aus chemischen Stoffen und Zusammensetzungen, lässt wenig Platz für das Erleben und Begeistern und hält Kinder mit Hausaufgaben Nachmittage lang vom Naturerleben fern.
Diese Entfremdung lässt sich nicht nur spüren, sondern auch belegen: haben Hunderte populäre englischsprachige Bücher, Liedtexte und Filmhandlungen vom letzten Jahrhundert bis in die frühen 2000er-Jahre auf Naturverweise untersucht. Dabei haben sie festgestellt, dass die Natur ab den 50er-Jahren immer seltener in diesen kulturellen Gütern vorkommt – also immer weniger eine Rolle für den Menschen
Der Klimawandel hat bereits viele Kipppunkte erreicht. Die gute und die schlechte Nachricht zugleich: Er ist menschengemacht. Wir können also etwas dagegen tun. Als Umweltjournalistin geht Désiree folgenden Fragen nach: Wie können wir unseren Konsum nachhaltiger gestalten? Was müssen Firmen tun? Und wo muss sich das System ändern? Denn jeder Mensch und jedes Unternehmen kann Teil des Problems sein – oder der Lösung.