Peggy Lohse:
Lieber Igor, wo bist du gerade?
Igor:
Ich bin in der
Es ist ruhig, wir sind jetzt weniger Leute. 3 Redakteure sind ausgewandert. Vor dem 24. Februar 2022 waren es noch gute Zeiten hier: Die Redaktion war voll, neben Redakteuren hatten wir 4 und mehr Praktikanten. War gar nicht schlecht damals.
Das klingt, als würdest du über eine andere Epoche sprechen …
Igor:
Natürlich. Ein anderes Leben, ein anderes Land und vor allem andere Leute − das ist für mich die schlimmste Überraschung und eine Tragödie.
Aber ich möchte an dieser Stelle betonen: Ich spreche mit dir aus Moskau, hier geht das Leben weiter, obwohl wir alle in Kriegszeiten leben. Aber die Bomben und Raketen fallen nicht auf uns, noch nicht. Darum erlebe ich vielleicht manche Dinge als schwierig oder schrecklich, aber ich möchte das auf keinen Fall mit dem gleichsetzen, was die Ukrainer erleiden.
Wie haben sich die Menschen in Deiner Umgebung seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor einem Jahr verändert?
Igor:
Vor einem Jahr stellten wir uns die Fragen von heute noch nicht. Doch plötzlich mussten sich die Leute für diese oder jene Position entscheiden. Die Gesellschaft ist zersplittert bis in die Familien hinein. Die Welt ist nach Beginn des Krieges − in Deutschland sagt man Angriffskrieg, hierzulande benutzen wir aus gesetzlich vorgeschriebenen Gründen andere Worte − schwarz-weiß geworden.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind.