Unsere 5 guten Nachrichten der Woche
Dieses Mal dabei: Honduras hebt Verbot der Pille danach auf, einer der letzten Wildflüsse in Europa ist gerettet und Secondhand liegt in Deutschland im Trend.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier sonntags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
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Berliner Schwimmbäder verkünden: Oben ohne für alle
von Maryline BoudotVerboten war es zwar nicht, doch jetzt ist offiziell: In Berliner Schwimmbädern dürfen sich alle »oben ohne« aufhalten – auch Personen mit Brüsten. Anlass für die offizielle Erlaubnis war ein Vorfall im Dezember 2022: Lotte Mies wollte in einem Berliner Schwimmbad ohne Bikinioberteil schwimmen. Sie wurde jedoch gebeten, ihre Brüste zu bedecken. Als sie sich weigerte,
Die 33-Jährige beschwerte sich bei der Ombudsstelle für das Landesantidiskriminierungsgesetz und berief sich auf die Haus- und Badeordnung der Berliner Schwimmbadbetriebe. Diese schreiben lediglich das Tragen »handelsüblicher Badebekleidung« vor.
Die Beschwerdestelle entschied, dass Mies die Vorschriften des Bades richtig ausgelegt habe, denn es gebe keine geschlechtsspezifischen Vorgaben in Bezug auf die Badebekleidung. Daraufhin teilten die Berliner Schwimmbäder mit, dass in Zukunft alle Personen oben ohne schwimmen dürften. »Jetzt geht es darum, dass die Regelung konsequent angewendet wird und keine Platzverweise oder Hausverbote mehr ausgesprochen werden«, sagte die Leiterin der Ombudsstelle, Doris Liebscher.
Im Sommer 2021 sorgte ein ähnlicher Fall für deutschlandweite Schlagzeilen.
Wenn es wärmer wird, wollen wir Aktionen wie etwa Picknicks und Wanderausflüge oben ohne starten.
Mit der Verkündung der Berliner Schwimmbäder haben sie bereits einen Stein ins Rollen gebracht:
Einer der letzten europäischen Wildflüsse ist gerettet
von Désiree SchneiderSie entspringt im griechischen Pindosgebirge, überquert die Grenze zu Albanien und bahnt sich ihren Weg für 272 Kilometer durch bewaldete Gebirgsketten und karge Ebenen, bis sie in die Adria mündet: Die Vjosa ist der letzte große europäische Wildfluss außerhalb Russlands. Das bedeutet: Sie wurde nie gestaut, umgeleitet oder begradigt. In dem Naturparadies leben über 1.100 Tierarten, darunter 13 weltweit bedrohte.
Umweltschützer:innen haben über 10 Jahre hart dafür gekämpft, dass das auch so bleibt. Dahinter steckt die Kampagne »Save the Blue Heart of Europe«, ein Zusammenschluss aus lokalen und internationalen Expert:innen, Umwelt-Nichtregierungsorganisationen, der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) und dem Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia. Sie mussten sich mit finanzschweren Gegnern anlegen: So wollten ausländische Investor:innen 40 Wasserkraftwerke an der Vjosa und ihren Zuflüssen bauen, wie Tobias Zuttmann und Astrid Benölken 2021 in einer Reportage für Perspective Daily berichteten:
Der Bau der Staudämme hätte den natürlichen Flusslauf zerstört, viele Tieren das Leben gekostet und die angrenzenden Äcker und Weideflächen überflutet. Es hätte die Lebensgrundlage vieler Menschen vernichtet, die an und mit der Vjosa leben. Zudem hatte Shell mit der albanischen Regierung einen lukrativen Vertrag über die potenzielle Ölförderung auf dem Gebiet der südlichen Vjosa abgeschlossen.
Die Pläne gehören nun jedoch der Vergangenheit an. Die Rettungsaktion der Vjosa durch die Kampagne »Save the Blue Heart of Europe« ist in den vergangenen Jahren international bekannt geworden und hat prominente Unterstützung erfahren,
Der neue Nationalpark erstreckt sich über 12.727 Hektar – zuerst sind nur das aktive Flussbett und einige Ländereien und Flussvegetationen geschützt. In den kommenden Jahren soll das Schutzgebiet noch weitere Nebenflüsse umfassen, die für die Ökosysteme des Flusses wichtig sind.
Allein zum Schutz der Umwelt war die Entscheidung der albanischen Regierung jedoch nicht: Sie erhofft sich durch den neuen Nationalpark einen Tourismuszuwachs und einen Ausbau des Ökotourismus am
Nach 13 Jahren: Honduras hebt Verbot der Pille danach auf
von Antonia Strotmann
Heute, am 8. März, gedenken wir des historischen Kampfes der Frau und unterzeichnen gemeinsam mit José Manuel Matheu die Exekutivvereinbarung zur freien Nutzung und Vermarktung der Pille danach. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat festgestellt, dass dies ein Teil der reproduktiven Rechte der Frau ist und nicht abtreibend wirkt.
Mit diesen Worten
2022 erlaubte das Land bereits die Einnahme der Pille danach in Fällen von Vergewaltigung. Die vollständige Freigabe lehnte Gesundheitsminister José Manuel Matheu aus Gründen der
Ungewollte Schwangerschaften sind in Honduras seit Jahren ein Problem: Das Land hat die
Auch in Europa ist die Pille danach noch nicht überall frei erhältlich: Zwar deklarierte die Europäische Arzneimittel-Agentur die Pille danach im Jahr 2014 als »nicht verschreibungspflichtig«, jedoch war dies für die Länder nicht bindend. In einigen Ländern müssen Betroffene immer noch auf ärztliche Hilfe setzen,
Der Bundestag bleibt bei kultiviertem Fleisch am Ball
von Felix AustenMit
Doch während es die Produkte in manchen Ländern sogar schon zu essen gibt, mangelt es in Deutschland bisher an klarer Gesetzgebung. Eine Zulassung steht noch in weiter Ferne. Vor Kurzem habe ich ausführlich über das Thema berichtet:
Nun gibt es einen ersten Hinweis darauf, dass auch die höchsten deutschen Gesetzgeber das Thema weiterhin auf dem Schirm haben: So wurde beim Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag eine Analyse in Auftrag gegeben, um die Biotechnologie zu beurteilen.
Neben den im Perspective-Daily-Artikel bereits beschriebenen Vorteilen bei CO2-Emissionen, Energie-, Wasser- sowie Flächenverbrauch attestiert die Analyse dem künstlichen Fleisch auch potenzielle Vorteile in Hygienefragen. Zudem ermuntert das Schreiben den Bundestag, in die Forschung und Entwicklung der Technologie zu investieren und gesetzliche Zulassungen zu vereinfachen; nicht zuletzt auch, weil die Biotechnologie wirtschaftliches Potenzial für Deutschland habe:
Ein Ausbau der Forschungsförderung sowie eine Gestaltung von Zulassungsanforderungen und Kennzeichnungspflichten können eine Rolle bei der Stärkung der nationalen Position im internationalen Vergleich spielen.
Secondhand wird in Deutschland immer beliebter
von Lara MalbergerEgal ob Kleidung, Bücher oder Möbelstücke: Private Haushalte verdienten sich 2021 mehr durch den Verkauf von Gebrauchtwaren hinzu als in den Jahren zuvor. Das verkündete das Statistische Bundesamt in einer
Durchschnittlich 35 Euro im Monat nahmen private Haushalte im Jahr 2021 demnach durch den Verkauf von Waren ein. Das waren 8 Euro mehr als noch 2016. Bei den Waren handelt es sich überwiegend um gebrauchte Artikel, aber auch Selbsterzeugtes oder Neuwertiges aus zweiter Hand werden erfasst. Auch verkaufte Gebrauchtwagen fließen in die Statistik
Viele Secondhandartikel werden online angeboten. Anfang 2022 gaben rund 15% der Bevölkerung an, Waren und Dienstleistungen
Gleichzeitig sanken auch die Ausgaben für Konsumgüter: Laut Statistischem Bundesamt gaben private Haushalte im Jahr 2021 monatlich zum Beispiel 98 Euro für Kleidung und Schuhe aus –
Auch wenn die Ausgaben für Neuwaren immer noch deutlich höher sind als die für Gebrauchtes, ist der Secondhandtrend aus Nachhaltigkeitsperspektive eine erfreuliche Entwicklung.
Redaktionelle Bearbeitung: Leon Hartmann
Titelbild: Nicolas Jehly - public domain