Unsere 5 guten Nachrichten der Woche
Dieses Mal dabei: Erster syrischer Bürgermeister im Südwesten Deutschlands, Usbekistan stellt häusliche Gewalt unter Strafe und die Zahl der Inlandsflüge ist stark gesunken.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier sonntags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
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Geflüchteter aus Syrien wird Bürgermeister
von Maryline BoudotRyyan Alshebl ist in der Stadt Suweida im Süden von Syrien aufgewachsen. 2015 musste er sich entscheiden: den Kriegsdienst antreten oder seine Heimat verlassen. Er entschied sich für die Flucht –
Seit 7 Jahren arbeitet er im Rathaus Althengstett in Baden-Württemberg und ist zuständig für Kita-Management und Digitalisierung. Nun ist er Bürgermeister der Nachbargemeinde Ostelsheim in Baden-Württemberg. Anfang April wählte das schwäbische Dorf Alshebl mit einer absoluten Mehrheit: Der 29-Jährige erhielt 55,41% der Stimmen und setzte sich damit gegen die ebenfalls parteilosen Kandidaten Marco Strauß und Mathias Fey durch. Damit ist er
Ostelsheim hat ein Zeichen der Toleranz und der Weltoffenheit für ganz Deutschland gesetzt.
Alshebl sieht großes Potenzial in dem Dorf mit knapp 2.500 Einwohner:innen. Das neue Amt will er unter anderem nutzen, um sich für Klimaschutz stark zu machen. So plant der gebürtige Syrer, in den kommenden 8 Jahren vermehrt
Die Wahl in Ostelsheim macht Hoffnung: Mehr Menschen mit Migrationsgeschichte könnten ermutigt werden, sich für politische Ämter zu bewerben.
Neuer Werbesatz: Fragen Sie auch Ihre Ärztin
von Xenia Peukert»Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.« Wer hat diesen Satz nicht schon einmal gedankenverloren mitgesprochen? Seit über 30 Jahren ist er als Warnhinweis für Arzneimittelwerbungen Pflicht und regelmäßig im deutschen Radio und Fernsehen zu hören. Das soll sich jetzt ändern.
Schon vor 2 Jahren wurde der Wunsch nach einer veränderten Anrede laut. Der Pharmahersteller Angelini Pharma startete eine Petition und forderte eine gendergerechte Formulierung. Eines ihrer Argumente: In Apotheken arbeiten mit einem Anteil von mehr als 70% deutlich mehr Apothekerinnen als Apotheker. Auch fast die Hälfte aller Ärzt:innen ist weiblich.
Jetzt, 2 Jahre später, hat das Bundesgesundheitsministerium eine neue Formulierung in einem Gesetzentwurf festgehalten: Zukünftig soll der Warnhinweis dazu auffordern, bei Risiken und Nebenwirkungen auch »Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke« um Rat zu fragen. Daniela Sommer, die Leiterin des Bereiches Verbrauchergesundheit bei Angelini Pharma, beschreibt diese kleine Veränderung der Formulierung als großen Schritt. Denn sie glaubt, dass sie wichtig sei,
Sollte der Gesetzentwurf angenommen werden, könnte
Ein Sieg für die Natur: Bergbaukonzerne dürfen im ecuadorianischen Intag-Tal kein Kupfer abbauen
von Leon HartmannEcuador setzte vor 15 Jahren ein Ausrufezeichen in puncto Naturschutz: Im Jahr 2008 war das südamerikanische Land das erste der Welt, das die Rechte der Natur in der Verfassung festschrieb. So steht in Artikel 71:
Die Natur oder Pacha Mama, in der sich alles Leben erneuert und realisiert, hat ein Recht darauf, dass ihre Existenz sowie die Erhaltung und Regeneration ihrer Lebenszyklen vollständig respektiert werden.
Das Intag-Tal gilt als einer der artenreichsten Orte der Welt.
Wertvolles Kupfervorkommen
Für Bergbaukonzerne liegt der Wert dieser Region allerdings nicht über, sondern unter der Erde: Milliardenschwere Kupfervorkommen lassen das chilenische Unternehmen Codelco und die ecuadorianische Bergbaugesellschaft Empresa Nacional Minera (ENAMI EP) seit Jahrzehnten davon träumen, das wertvolle Metall im Intag-Tal abzubauen. Das hätte für die Natur, die vielen bedrohten Pflanzen- und Tierarten, aber auch für die rund 17.000 Bewohner:innen des Tals verheerende Folgen.
Seit fast 30 Jahren wehren sie sich daher gegen die Vorhaben der Bergbaukonzerne – und schützen das Tal vor den schädlichen Eingriffen in die Natur, die der Kupferabbau zur Folge hätte.
Ende März kam dann aber der Durchbruch: Im Namen der Natur, der gesamten Intag-Community, aber auch bedrohter Tierarten wie dem langnasigen Harlekinfrosch zogen einige Anwohner:innen des Tals gemeinsam mit der Umweltorganisation
Ein Sieg für Pacha Mama
Das Gericht attestierte den Bergbaukonzernen gleich zweierlei Fehlverhalten. Sie informierten die Intag-Community nicht ausreichend über die Bauarbeiten und ihr geplantes Vorhaben.
Es war die 56. Klage dieser Art in Ecuador, die Mehrzahl der abgeschlossenen Fälle endete mit einem
Usbekistan stellt endlich häusliche Gewalt unter Strafe
von Julia TappeinerIn Zentralasien werden Frauenrechte systematisch unterdrückt. In manchen Gegenden Kirgistans oder Kasachstans wird immer noch
Doch in den letzten Jahrzehnten wird der Ruf nach Selbstbestimmung lauter.
In Usbekistan hat die feministische Bewegung nun einen wichtigen Meilenstein erreicht: Nach jahrelanger Kampagne brachte sie die Politik dazu, häusliche Gewalt unter Strafe zu stellen.
Dich interessiert die Region? Erfahre hier mehr über Kasachstan, dessen politische Lage und über die Proteste, die Anfang 2021 durch das Land gingen:
Trotz alledem gehört das Land immer noch zu den repressivsten der Welt und die kleinen Verbesserungen für Frauen dürften nur die ersten Schritte hin zu einer echten Gleichberechtigung sein.
Inlandsflüge sind out!
von Chris Vielhaus
Zudem dauern die Anreise zum Flughafen und die Sicherheitskontrollen immer gleich lang, unabhängig von der Flugdauer. Je kürzer die Strecke, desto größer der Nonsens.
Diese Erkenntnis scheint sich aktuell mehr und mehr durchzusetzen: Die Flugsicherungsorganisation Eurocontrol in Brüssel berichtet, dass die Zahl der Inlandsflüge im vergangenen Jahr in Deutschland so stark zurückgegangen sei wie in kaum einem anderen EU-Land. So wurden 2022 38% weniger Inlandsflüge registriert als 2019, also dem Jahr, bevor die Coronapandemie den Flugverkehr »außerplanmäßig« einbrechen ließ.
Ein Trend, der in nahezu der gesamten EU zu beobachten ist – wenn auch zum Teil weniger stark ausgeprägt. Im Vereinigten Königreich nahm die Zahl der Inlandsflüge um 25% ab, in Kroatien um 19% und in Spanien um 6%. Eine Zunahme war allein in Ungarn zu beobachten,
Was weniger genau berechnet werden kann, sind die Ursachen für den Trend. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass angesichts der Klimakrise mehr und mehr Menschen versuchen, Woran liegt das?
Und auch die Politik zielt immer öfter darauf ab, Emissionen durch Flüge zu verringern: So wurden in Frankreich und Österreich Inlandsflüge untersagt, sofern eine Alternative per Zug verfügbar ist. Gleichzeitig hat die Alpenrepublik ebenso wie Spanien und Deutschland Reisen mit dem Zug vergünstigt. Doch ein Wermutstropfen bleibt: Laut Prognose von Eurocontrol soll die Zahl der Flüge bis 2029 wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen – Zeit genug, um politisch und gesellschaftlich weiter gegenzusteuern.
Redaktionelle Bearbeitung: Leon Hartmann
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