5 verrückte KI-Tools, die du sofort ausprobieren kannst
Eine erste Studie belegt, dass uns Anwendungen künstlicher Intelligenz produktiver machen können. Ich zeige dir, welche ich bereits nutze.
Täglich machen neue Nachrichten über Anwendungen, die künstliche Intelligenz (KI) nutzen, Schlagzeilen. Der Chatbot ChatGPT zeigt der Welt eindrucksvoll, wie mächtig und leistungsfähig diese sein können.
Doch während Megakonzerne wie Microsoft oder Amazon die Entwicklung für
Ein immer wiederholtes Versprechen der Softwarehersteller lautet: »KI wird unser Arbeitsleben revolutionieren« und uns vor allem »produktiver machen« – nicht erst morgen, sondern bereits heute.
Damit haben die Softwarehersteller (ausnahmsweise) recht. Neue
Die Ergebnisse waren eindeutig und interessant zugleich:
- Die Produktivitätssteigerung war hoch: Wie von den Forschenden vermutet, zeigte sich durch die KI-Anwendung ein Leistungszuwachs. Die Kundenbetreuer:innen konnten mithilfe der KI mehr Aufgaben als sonst in der Arbeitszeit erledigen – 14% mehr im Durchschnitt.
- Anfänger:innen profitierten am meisten: Gerade unerfahrene Mitarbeitende im Training zeigten die größte Produktivitätssteigerung – bis zu 35%. Sie konnten dank KI-Unterstützung mehrere Monate Erfahrung anderer Kolleg:innen aufwiegen und damit schneller aufschließen.
- Angestellte und Kund:innen fühlten sich zufriedener: Das ist ein überraschendes Nebenergebnis der Studie. Die Forschenden konnten zeigen, dass KI-Unterstützung nicht nur zu mehr Kundenzufriedenheit führte, sondern auch die Mitarbeitenden positiver stimmte. Sie waren stärker involviert in ihre Arbeit und die Ergebnisse, so die Forschenden.
Die Ergebnisse sind natürlich zunächst auf die Arbeit in einem Callcenter beschränkt. Wie wertvoll KI-Anwendungen für andere Arbeitsfelder sind, kann bisher nur vermutet werden. Der Forschungsleiter Erik Brynjolfsson äußert jedoch die Sorge, dass diejenigen,
Wie gut, dass jede:r heute schon loslegen kann, erste Schritte mit KI-Anwendungen zu üben. Die helfen bei Weitem nicht nur in Callcentern, sondern auch in vielen anderen Berufen – sogar im Journalismus. Ich selbst habe seit Ende 2022 viele der interessantesten Programme getestet und manche in meinen eigenen Arbeitsablauf integriert. Hier stelle ich dir 5 davon kurz vor und zeige dir, wo KI-Anwendungen heute schon in der Praxis helfen können. Denn ChatGPT ist nur eines von vielen faszinierend nützlichen, neuen Werkzeugen …
1. Die Bilder deiner Träume mit Midjourney
Erst vor wenigen Wochen gingen realistische Bilder von Papst Franziskus um die Welt, die den katholischen Geistlichen ungewöhnlich »cool« und weltlich in weißen, übergroßen Daunenmänteln und eleganten Sneakern zeigten. Als
Um mit der Anwendung loszulegen, musst du dich beim englischsprachigen Instant-Messenger-Chat Discord anmelden (im Webbrowser oder als eigene Anwendung). Dies sieht aus wie andere Gesprächsdienste mit Chaträumen und -kanälen, woran du teilnehmen kannst. Ein Kanal davon ist Midjourney, das dort als Bot arbeitet und in einer offenen Betaversion für alle kostenlos verfügbar war – zumindest bis Anfang des Jahres. Seitdem ist der Andrang auf die KI so groß, dass
Nach Midjourney: Die nächste KI-Generation ist bereits fähig, Text in Videos zu verwandeln. Googles Imagine oder RunwayML sind noch in der Entwicklung.
Über den Chatbefehl »imagine« (zu Deutsch: stelle dir vor) gibst du Wörter in den gemeinsamen Chat ein, zu denen die Anwendungen dann 4 Vorschaubilder generiert. Diese kannst du dann weiter über verschiedene Varianten verfeinern oder hochauflösend als Endbild erstellen lassen. Wer eine Weile mit
Wichtig zu wissen: Wer ein Abonnement ab 10 Dollar im Monat abgeschlossen hat, kann die Bilder auch kommerziell verwenden. Allerdings gibt es Programme, die von Midjourney erstellte Bilder als KI-Kreationen erkennen. Auf Twitter haben Nutzende etwa angefangen, diese unter den Posts zu kommentieren: »Dies ist mit 90% Wahrscheinlichkeit ein Midjourney-Bild.« Knifflig wird es, wenn du Midjourney-Bilder für eigene Kunstwerke verwendest. Es ist noch unklar, inwiefern du dann als Urheber:in giltst und welche Rechte du im Notfall einklagen könntest. So stritt im März etwa die New Yorker Künstlerin Kris Kashtanova um ihr Comicbuch »Zarya of the Dawn«, dessen Comicpanels mit KI-Anwendungen erstellt wurden. Das ungewöhnliche Ergebnis nach langem Hickhack: Kashtanova erhielt das Copyright in den USA, doch mehrere Bilder des Comics wurden davon ausgenommen –
Alternative:
2. Perfekte Videocalls mit Nvidia Broadcast
Viele Menschen arbeiten seit der Pandemie zumindest teilweise noch im Homeoffice. Doch nur sehr wenige Menschen dürften ein eigenes Tonstudio zu Hause haben, damit Konferenzen oder Anrufe möglichst störungsfrei und professionell wirken. Wie aber kriegt man Baustellenlärm, das Rattern der eigenen Waschmaschine oder das im Hintergrund rufende Kleinkind ausgeblendet?
Hier bietet der Grafikkartenhersteller Nvidia, der die Entwicklung von KI-Anwendungen massiv vorantreibt, seit 2020 ein Programm an, das genau das bietet –
Wie gut die Geräuschunterdrückung arbeitet, demonstriert der Youtube-Kanal Tom’s Hardware eindrucksvoll mit Kind.
Die KI-Anwendung filtert nicht nur eigene Störgeräusche, sondern auch die von anderen Teilnehmenden – wie beispielsweise störende Tastaturgeräusche. Auch wenn man keinen professionellen Podcast produziert oder Youtube-Kanal hat, kann man davon für die eigene Arbeit profitieren. In großen Meetings mit vielen Beteiligten und schnellen Wechseln der Sprechenden kann ein guter Hintergrundgeräuschfilter den Stresspegel senken und dabei helfen, sich auf das Gesagte zu konzentrieren.
Daneben erlaubt Nvidia Broadcast visuelle Tricks, wie etwa den Fokus der Kamera auf dem eigenen Gesicht zu halten und den Augenkontakt zum Bildschirm zu maximieren, selbst wenn du wegschaust. Die dahinterstehende KI-Anwendung erzeugt einfach ein digitales Double deiner Augen, die nach vorne schauen. Auch lässt sich der Hintergrund als Greenscreen verwenden und durch beliebige Szenerien ersetzen – vom Büro bis zum Aquarium. So kannst du mühelos von überall aus an Meetings teilnehmen und professionell wirken. Viele dieser Funktionen sind mittlerweile auch in anderer Software verbaut – wie etwa Hintergrundwechsel in Skype oder Zoom –, doch Nvidia Broadcast funktioniert nach meiner Erfahrung meist noch besser.
Alternative: Eine Variante dieser KI-Anwendung ist die Software
3. Bildschnitt einfach gemacht mit RemoveBG
Kennst du das: Du hast ein schönes Foto für eine Präsentation oder das Familienalbum ausgesucht, nur im Hintergrund geht etwas gar nicht? Nun könntest du teure oder komplizierte Bildbearbeitungsprogramme nutzen – oder auf RemoveBG setzen. Dank einer KI-Anwendung erkennt die Website automatisch, wo der Hintergrund aufhört und der Gegenstand im Vordergrund beginnt.
Das Ergebnis entsprach in meinen Tests der Arbeit professioneller Bildbearbeitung, nicht nur bei Porträts oder Familienfotos,
So geht es: Du lädst einfach das Bild hoch – sofort erkennt die Software, was im Hintergrund ist und was nicht, und erstellt eine leere Variante, bei der nur der Vordergrund des Bildes übrig bleibt. Das ist sogar so zuverlässig, dass Gegenstände in der Hand oder Personen in 2 Reihen erfasst und nicht entfernt werden. Per Klick kannst du hin und her schalten, um den Unterschied zwischen Original und Ausschnittbild zu sehen. Auch kann dich RemoveBG zu Canva weiterleiten, einer anderen Software, womit du den Ausschnitt in Einladungskarten, Speisekarten oder auf Albumcovern einfügen kannst. Über Plug-ins in Photoshop, Gimp oder als eigenständiges Programm für Windows oder Mac kannst du die Ausschneiden-Funktion besser in deinen Workflow integrieren. RemoveBG steht hier beispielhaft für ein sehr spezialisiertes Werkzeug, das sich leicht mit anderen Programmen verbinden lässt – eine Variante von KI-Anwendung, die wir in Zukunft noch häufiger sehen werden.
Einziger Haken: Die Auflösung der Fotos bei der kostenlosen Variante ist recht gering. Es demonstriert aber gut die Fähigkeiten der KI-Anwendung. Größere Fotos in HD kosten umgerechnet etwa 10 Cent pro Bild.
Erweiterte Variante:
Interessante Alternative:
4. Ein Youtube-Video in Karteikarten: Besser lernen mit Wisdolia
Wer intensiv Wissen ins Gedächtnis übertragen möchte, greift oft auf Lernkarten zurück. Mit einfachen Fragen und Antworten – Karte umdrehen für die Lösung – speichert der Homo sapiens Wissenswertes viel besser ab. Ganze Generationen von Studierenden haben sich so für Prüfungen vorbereitet. Nur war das Erstellen solcher Lernhilfen zeitaufwendig – bis jetzt.
Eine neue Anwendung namens
Mit Wikipedia-Artikeln funktioniert die Anwendung meiner Erfahrung nach ganz ausgezeichnet. Du kannst sie aber auch für PDF-Dateien oder sogar Youtube-Videos einsetzen. Klickst du ein Video an und dann oben auf das Icon in der Browserleiste, erscheinen auch dazu passende Lernkarten – die Wisdolia übrigens »Flashcards« nennt. Dabei versteht die KI-Anwendung die Sprache der Vorlage und gibt Lernkarten in derselben wieder. Ich habe Deutsch und Englisch getestet.
Hinter der App steckt das Unternehmen Mindflow, das eine gleichnamige App für ein strukturierteres Leben und mehr Achtsamkeit betreibt und Wisdolia als Nebenprojekt führt. Immerhin ist das Programm begrenzt kostenlos (12 Minuten im Video, 15 Seiten im PDF), danach kostet es 2,50 US-Dollar pro Monat. Für mich ist das ein akzeptabler Preis, um mein Gehirn auf Trab zu halten. Doch in der neuen KI-Anwendungswelt muss man genau auswählen, für welche Dienste man Geld bezahlen möchte – Abos können in der Summe schnell überhandnehmen.
Gut kombinierbar mit:
5. Brainstormen mit KI – Notion
»Hey KI, kannst du mir bei der Formulierung hier helfen?« – Solche Sätze sind keine Zukunftsmusik mehr, seit Microsoft mit dem jüngsten Update »365 Copilot« diverse KI-Anwendungen in allen Office-Produkten eingebaut hat. Vom Schreiben einer E-Mail über das Automatisieren von Terminen bis hin zum Zusammenfassen eines Textes in Stichpunkten ist hier vieles möglich. Und Konkurrenz von Google ist bereits in der Entwicklung. Doch nicht jede:r möchte den großen Konzernen trauen – was tun?
Wer vor allem mithilfe von KI sein (Arbeits-)Leben organisieren möchte, kann auf
Ein KI-Assistent ist neuerdings stets dabei. Tippe einfach KI in ein offenes Textfeld ein und er wird aktiviert. Dann hilft er mit Formulierungsvorschlägen oder damit, den eigenen Schreibstil zu verbessern. Dabei hast du mehrere Möglichkeiten zur Auswahl, etwa »einfacher formulieren«, »professionell klingen« oder »selbstbewusst rüberkommen«. Der Assistent hat für alles Vorschläge parat – ob du sie übernimmst, ist deine Sache.
Zugegeben, ein wenig gewöhnungsbedürftig war der Umstieg auf Notion als neue Arbeitsplattform schon. Doch die gut gemachten Tutorials der Entwickler:innen helfen bei der Eingewöhnung. Bei meinem Testen lernte ich vor allem die Brainstormfunktion zu schätzen, wobei der Assistent anhand von Stichwörtern erste Ideen für einen neuen Text entwirft, worauf man aufbauen kann.
Für Einzelpersonen ist Notion kostenlos und ausreichend. Nur für das Organisieren von Teams lohnt sich das Upgrade auf ein Abo-Modell.
Welche KI-Tools nutzt du aktuell? Ergänze meine Liste und empfiehl anderen PD-Mitgliedern in den Diskussionen das, was du entdeckt hast!
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily