Wie wir dieses kleine Organ unnötig strapazieren – und was helfen würde
Die Schilddrüse steuert einen entscheidenden Teil unseres Stoffwechsels. Wir stören sie dabei aber öfter als nötig. Was sich im Umgang mit dem Schmetterlingsorgan ändern muss.
Knapp 4 Zentimeter breiter grüner Samt, vorn mit Perlen besetzt: ein solches Halsband gehört neben dem Dirndl zur traditionellen bayerischen Tracht. Was heute nur noch ein modisches Accessoire ist, hat seinen Ursprung in einem medizinischen Massenphänomen vergangener Zeiten: Das Band sollte die faustgroßen Beulen verdecken, die sich an den Hälsen vieler Menschen, besonders Frauen, abzeichneten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Kropf, der dieses Phänomen beschreibt, in Deutschland, Österreich und der Schweiz recht verbreitet, besonders in den Alpenregionen. Auch Kinder, die langsamer wuchsen als Altersgenossen, Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten, bleiche Haut und Muskelschwäche aufwiesen, kamen in diesen Regionen häufiger vor.
Der damals noch unbekannte Grund für die Symptome: Eine Schilddrüse, die nicht so funktionierte, wie sie sollte, weil die Menschen zu wenig Jod zu sich nahmen. Aus geologischen Gründen kommt das Spurenelement besonders in den Alpenregionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz nur in geringen Mengen im Boden vor und landet so auch seltener in der Nahrung.
Genau das fanden in den
Das Wissen um die Schilddrüse wächst, doch bei der Gesundheit hakt es
Seit dem 19. Jahrhundert hat sich das Wissen um die Schilddrüse vervielfacht. Doch in den letzten Jahren behandeln Mediziner:innen stetig mehr vermeintlich fehlgeleitete Schilddrüsen. Besonders Hormone zur Therapie von Schilddrüsenunterfunktionen werden heute deutlich häufiger verschrieben als noch vor einigen Jahren. Laut den
Doch woran liegt es, dass die Schilddrüse so häufig behandelt wird? Wie finde ich heraus, ob mit dem Organ alles in Ordnung ist? Und gibt es etwas, was ich tun kann, um die Schilddrüse fit zu halten?
Wie ein kleines Organ den ganzen Körper beeinflusst
Um diese Fragen zu beantworten, lernen wir das 25–60 Gramm leichte Organ, das sich in unserem Hals befindet, zunächst etwas besser kennen. Die als »schmetterlingsförmig« beschriebene Schilddrüse ist trotz der flatterhaften Umschreibung für unseren Organismus von erheblicher Bedeutung. »Gaspedal des Körpers« wird sie gelegentlich genannt.
Funktioniert sie nicht so, wie sie soll, kann das verschiedenste gesundheitliche Beschwerden auslösen: Übergewicht, Verdauungsstörungen, psychische Probleme, Unfruchtbarkeit, Unter- oder Übergewicht –
Doch wie schafft es dieses kleine Organ, sich in fast jedem Bereich unseres Körpers bemerkbar zu machen?
Das liegt an 2 Hormonen, die die Schilddrüse produziert: Thyroxin (kurz: T4) und Trijodthyronin (kurz: T3). Beide spielen eine wichtige Rolle in unserem Stoffwechsel. Stefan Karger erklärt mir, wie die Hormone wirken. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie und beschäftigt sich seit knapp 20 Jahren mit der Schilddrüse: erst in der Forschung an der Uni Leipzig, heute in seiner Praxis in Leipzig und als Mitglied des Beirats der Sektion Schilddrüse bei der
Im Detail: So funktioniert die Schilddrüse
Fast 90% der Hormone, die die Schilddrüse produziert, sind T4-Hormone. Diese besitzen 4 Jod-Atome – was auch erklärt, wieso Jod eine so essenzielle Rolle im Zusammenhang mit Schilddrüsen-Fehlfunktionen spielt. Fehlt Jod, fehlen der Schilddrüse die Bausteine für die Hormonproduktion.
Wirksam in den Organen ist aber das T3-Hormon. Nur ein kleiner Teil davon wird in der Schilddrüse selbst gebildet. Der Rest entsteht direkt in den Körperzellen, indem ein Jod-Atom des T4-Moleküls abgespalten wird.
»Das T3-Hormon wirkt in der Zelle – beispielsweise einer Leberzelle – am Zellkern. Dort löst es wichtige Stoffwechselvorgänge aus, etwa die Aktivierung der Fettverbrennung«, sagt Karger. Solche Verbrennungsvorgänge erzeugen thermische Energie und regulieren damit beispielsweise unsere Körpertemperatur, so kommt es zu einem der typischen Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion: dem Frieren. Auch Puls und Herzschlag sowie der Abbau von Energiereserven in Leber und Muskeln werden von den Hormonen angekurbelt.
Schilddrüsenhormone haben auf alle Organe einen entscheidenden Einfluss und das nicht nur ab unserer Geburt, sondern bereits im Mutterleib. Embryonen und Föten sind auf die Hormone der Mutter angewiesen, die sie über die Plazenta erhalten. Gerade wenn in den ersten Wochen zu wenig Schilddrüsenhormone von der Mutter auf das Kind übergehen, kann es Probleme bei der frühen Anlage und Reifung der Organe geben, insbesondere des Gehirns.
Weil die Schilddrüsenhormone in jedem einzelnen Organ wirken, ist es kein Wunder, dass sich die Symptome einer Fehlfunktion durch den ganzen Körper ziehen können. Gibt sie zu wenig Gas, läuft der gesamte Stoffwechsel im Schritttempo weiter, während er bei Vollgas mehr Treibstoff verbraucht, als der Körper zur Verfügung hat.
Womit wir bei den häufigsten Schilddrüsenproblemen wären: Der Schilddrüsenüberfunktion (Vollgas) und der Unterfunktion des Organs (zu wenig Gas). Eine übereifrige Schilddrüse hat dabei etwa einer von 100 Menschen, Schilddrüsenunterfunktionen gibt es
Diese Werte zeigen, ob der Schilddrüse etwas fehlt
Einen ersten Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt, können Blutwerte geben. Hier spielt der Wert des Hormons
Um festzustellen, ob zu viel oder zu wenig der Hormone in unserem Organismus zirkulieren, scannt unser Hirn wie ein Sensor das Blut nach den Schilddrüsenhormonen T3 und T4 ab. Stellt sich heraus, dass sich zu wenig dieser Moleküle im Blut befinden (weil die Schilddrüse zu wenig Gas gibt), schüttet sie mehr TSH aus und signalisiert so, die Produktion hochzufahren. Entdeckt sie mehr T3 und T4 als nötig (weil die Schilddrüse Vollgas gibt), schüttet sie dagegen weniger TSH aus: Ein Signal, die Produktion herunterzufahren.
TSH: Welche Werte sind »normal«?
Als erhöht gilt ein TSH-Wert wenn er über 4,0 Millieinheiten des Hormons pro Liter steigt (kurz: mU/l), bei Menschen zwischen 70 und 80 Jahren und erst recht bei über 80-Jährigen sind auch Werte bis zu 10,0 mU/l durchaus ohne krankhafte Bedeutung.
Höhere Werte deuten allerdings klar auf eine Unterfunktion hin.
Liegt der Wert unter 10, empfehlen die
Auf eine Überfunktion deuten TSH-Werte unter 0,4 mU/l hin. Auch hier sind weitere Untersuchungen nötig, um die Ursache festzustellen. Generell gilt: Wer den Verdacht hat, mit der Schilddrüse stimme etwas nicht, sollte eine:n Mediziner:in aufsuchen und sich an einen Facharzt oder eine Fachärztin überweisen lassen.
»Der veränderte TSH-Wert ist erst einmal nur eine laborchemische Diagnose – sie erklärt nicht die Ursache für den Wert«, sagt Karger. Mögliche Gründe sind:
- Bei einer Überfunktion: Die niedrigen TSH-Werte werden beispielsweise durch eine exzessive Produktion von Schilddrüsenhormonen bei der Autoimmunerkrankung Morbus-Basedow ausgelöst. Auch sogenannte »heiße«
- Das kann helfen: Sind Knoten die Ursache, können diese etwa operativ entfernt, mithilfe von
- Bei einer Unterfunktion: Hohe TSH-Werte entstehen durch die Autoimmunerkrankung Hashimoto oder eine zu kleine Schilddrüse (weil zum Beispiel ein Stück bei einer Operation entfernt wurde). Bei einem von 3.400 Neugeborenen ist sie angeboren. Die Symptome können von Gewichtszunahme, Haarausfall, depressiven Verstimmungen bis hin zu Verstopfung, Frieren und Müdigkeit reichen.
- Das kann helfen: Behandelt wird die Unterfunktion mithilfe des Schilddrüsenhormons Thyroxin (T4) in Tablettenform, selten auch mittels Tropfen.
Besonders 2 Schilddrüsenprobleme geraten dabei wahrscheinlich häufiger ins Blickfeld von Mediziner:innen und Patient:innen, als es nötig wäre. Ich habe mir genauer angeschaut, woran das liegt – und warum es manchmal besser ist, abzuwarten.
Unterfunktion: Werden Schilddrüsenhormone zu hastig verschrieben?
Unterfunktionen scheinen heute häufiger vorzukommen als noch vor einigen Jahren. Zumindest werden Schilddrüsenhormone zur Behandlung einer Unterfunktion immer öfter verschrieben,
Stefan Karger geht davon aus, dass das zum Teil damit erklärbar ist, dass die Medikamente zu vorschnell verschrieben werden. »Nicht jedes Abweichen vom Labor-Referenzbereich muss behandelt werden«, sagt der Endokrinologe.
Es gibt viele Gründe, warum ein TSH-Wert mal etwas erhöht sein kann. Stress zum Beispiel ist ein ganz typischer Faktor.
Zudem könne der Wert je nach Tageszeit schwanken, erklärt Karger. Er hängt etwa davon ab, welchen Schlaf-Wach-Rhythmus eine Person hat. »Ich habe es ganz oft erlebt in der Notaufnahme: Patienten, die nachts da waren, hatten einen hohen TSH-Wert – per se im Bereich einer Unterfunktion«, erklärt Karger. Man müsse klären, was dahintersteckt. »Es kann sehr gut sein, dass der Patient zu einer normalen Tageszeit, in einer stressfreien Situation einen völlig normalen TSH-Wert hat und mit der Schilddrüse alles in Ordnung ist«, so der Mediziner.
Also ganz wichtig bei leicht erhöhten Werten: Immer noch mal prüfen und nicht reflexartig Schilddrüsenhormone verordnen.
Auch verschiedene Studien zeigen, dass nicht jede latente Unterfunktion zwingend eine Behandlung erfordert. Ist der TSH-Wert zwar erhöht, bleibt aber unter
»Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion ähneln oft unspezifischen Befindlichkeiten, die jeder von uns mal hat. Diese können viele Gründe haben. Wenn dann Sachen dazukommen wie eine völlig unklare Gewichtszunahme, Frieren, Verstopfung, verstärkter Haarausfall, dann sollte man tatsächlich daran denken«, sagt Karger.
Mediziner:innen müssen sich Zeit für eine Diagnose nehmen
Wer die Tabletten nimmt, ohne dass es einen Grund dafür gibt, riskiert Nebenwirkungen: Laut Karger ähneln die Symptome denen von Bluthochdruck, es können etwa Unruhe und Nervosität auftreten. Bei älteren Patienten können weitere Konsequenzen hinzukommen, etwa Herzrhythmusstörungen und Osteoporose. Symptome, die auch eine Schilddrüsenüberfunktion mit sich bringt.
Deshalb sei es wichtig, sich Zeit für die Diagnose zu nehmen, sagt Karger. Nicht nur einen einzelnen Wert zu betrachten, sondern auch die Ursache dafür zu suchen. »Einige Ärzte wollen es in kurzer Zeit jedem Patienten recht machen. Und manche Patienten kommen auch mit einer gewissen Erwartungshaltung – was ja auch verständlich ist«, sagt Karger.
Vielleicht glauben manche Ärzte, diese Erwartungshaltung des Patienten beinhaltet immer das Verschreiben eines Medikaments. Meine Erfahrung ist, dass manchmal auch ausreichendes Zuhören reicht. Sich Symptome genau anzuhören und zu versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen und zu differenzieren. Auch mal verständlich klarzumachen, dass es manchmal besser und richtiger ist, abzuwarten.
Auch Patient:innen sollten laut Karger wissen, dass es völlig in Ordnung sei, wenn ein Blutwert noch einmal geprüft werde. »Man muss gucken, ob es überhaupt reproduzierbar ist, denn man kann auch durchaus Schaden anrichten mit einer ungerechtfertigten Hormoneinnahme«, erklärt der Mediziner. Sind die TSH-Werte auch nach mehreren Wochen noch erhöht, empfiehlt der Mediziner weitere Untersuchungen –
Erst wenn eine Diagnose feststeht und es klar ist, dass ein Patient oder eine Patientin unter der Fehlfunktion leidet, kommen die Hormone. Dann sind sie absolut gerechtfertigt und die beste Möglichkeit, die Unterfunktion zu behandeln.
Wenn Knoten Probleme machen
Neben der Unterfunktion gibt es noch ein weiteres Schilddrüsenproblem, das wahrscheinlich häufiger behandelt wird, als es nötig wäre: der Schilddrüsenknoten. Schilddrüsen werden in Deutschland häufiger operiert als in anderen Ländern, etwa 70 Eingriffe pro 100.000 Einwohner:innen werden jedes Jahr vorgenommen. Im EU-Durchschnitt sind es laut der Deutschen Gesellschaft für
Dabei sind wahrscheinlich nicht alle Eingriffe auch
»Die Knoten zeigen oft auch über Jahre keine Wachstumstendenzen mehr, sie bereiten dem Patienten überhaupt keine Beschwerden. Folgeprobleme durch die Operation können dagegen durchaus relevant sein. Unnötige Operationen kann man durch eine sehr gute, präzise Diagnostik vermeiden«, sagt Karger und plädiert auch hier für genaues Hinsehen und Zeit seitens der Mediziner:innen. Im Zweifel rät Karger dazu, sich eine Zweitmeinung einzuholen – auch wenn das eine Weile dauern kann.
Bei Schilddrüsenknoten ist nie überhastete Eile geboten. Selbst wenn es vielleicht Krebs ist. Aufgrund der wirklich sehr guten Prognose der überwiegenden Anzahl der Schilddrüsenkrebse ist es auch nicht schlimm, wenn sich die Operation um einige Wochen verschiebt. Ich habe nach Abschluss meiner Untersuchungen schon oft zu Patienten sagen können, dass ich ihren Knoten nicht operieren lassen würde – obwohl sie zunächst etwas anderes gehört haben.
Wie mehr Jod helfen kann, die Knoten zu lösen
Ein Grund dafür, dass es in Deutschland so viele Operationen gibt, ist auch die Häufigkeit der Knoten. Denn erst wenn ein Knoten – auch wenn er ungefährlich sein mag – entdeckt wird, kann er auch operiert werden.
Eine mögliche Ursache dafür, dass hierzulande häufiger Knoten in der Schilddrüse entstehen, ist die Jodversorgung in der Bevölkerung. Jodmangel scheint in den letzten Jahren wieder häufiger vorzukommen. Daten des RKI zeigen, dass etwa 30% der Erwachsenen und 44% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland eine Jodzufuhr unterhalb des geschätzten Bedarfs aufweisen. Die aktuellsten Daten dazu stammen
Dass in Deutschland vergleichsweise viele Menschen einen Jodmangel haben,
Das kannst du tun, um die Schilddrüse zu unterstützen
Das Problem: Salz in verarbeiteten Lebensmitteln
Eine Pflicht, jodiertes Salz zu verwenden, gibt es nicht, und nicht jedes Land in der EU (und weltweit) ist Jodmangel-Land. In manchen Ländern gibt es sogar Grenzwerte – internationale Unternehmen müssten so verschiedene Produkte herstellen, würden sie Jodsalz verwenden.
Weil der Mangel wieder häufiger vorkomme, sei es laut Karger wichtig, die Menschen dafür zu sensibilisieren. Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, auf eine jodhaltige Ernährung zu achten und hin und wieder einen Blick auf die Zutatenliste zu werfen oder den Bäcker zu fragen, ob das Brot mit Jodsalz gebacken werde. Einfach insgesamt mehr Salz zu essen, sei dabei nicht die Lösung. Denn auch zu viel Salz könne sich nachteilig
»Man muss dafür sorgen, dass alle, die Lebensmittel produzieren – Bäcker, Fleischer und so weiter – Jodsalz benutzen. So ist grundsätzlich bei den Dingen, die man im Alltag konsumiert, schon eine gewisse Jodmenge vorhanden«, sagt Karger. Eine klare Strategie, um wieder mehr Jod ins Essen zu kriegen, gibt es seitens der Regierung aber noch nicht. Bis dahin hat man es selbst in der Hand, der Schilddrüse zu helfen.
Das funktioniert vor allem über die Ernährung, etwa mit folgenden Lebensmitteln:
- Logisch: jodiertes Speisesalz
- Meeresfisch
- Milchprodukte – hier kommt Jod vor allem vor, wenn es dem Tierfutter beigemischt wurde
- Algen und Seetang (hiervon nicht zu viel verzehren!)
Auch Jod als Nahrungsergänzungsmittel könne nicht schaden, sagt Karger. Vor allem bei Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernährten.
Wichtig: Wer schon an der Schilddrüse erkrankt ist, sollte sich vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin besprechen – bei den Autoimmunerkrankungen Hashimoto und Morbus Basedow sollte man auf Jod-Präparate verzichten. Hilfreich kann bei diesen Erkrankungen, aber auch für die Schilddrüse insgesamt, das Spurenelement Selen sein. Das gilt insbesondere für Menschen, die sich vegetarisch ernähren. Neben Fisch, Fleisch und Eiern ist es in Pilzen, Linsen, Kohl- und Zwiebelgemüse sowie Nüssen enthalten.
Durch die richtige Ernährung können wir die Schilddrüse also ein wenig unterstützen. Auch Stress kann sich negativ auf die Schilddrüse auswirken, insbesondere bei Autoimmunerkrankungen – ihn zu vermeiden ist schwierig, kann aber trotzdem helfen. Karger betont aber auch:
Ein Großteil dessen, wie sich ein Organ im Laufe seines Lebens entwickelt, ist genetisch vorgegeben. Da braucht es manchmal auch ein bisschen Glück.
Doch selbst wer Pech mit seinen Schilddrüsen-Genen hatte, kann sich in den meisten Fällen glücklich schätzen. Denn egal ob Autoimmunerkrankung oder Schilddrüsenkrebs: Schilddrüsenerkrankungen können, sind sie richtig erkannt worden, so gut behandelt werden wie wenige andere Krankheiten. Im Ernstfall lässt sich die Schilddrüse sogar komplett ersetzen – durch die Einnahme von Hormonen. Selbst Schilddrüsenkrebs hat sehr gute Heilungschancen: Nach 5 Jahren leben noch
Und während andere Autoimmunerkrankungen das Leben von Betroffenen meist massiv beeinträchtigen, lassen sie sich im Falle der Schilddrüse meist gut behandeln, wenn sie erst einmal erkannt wurden. Besonders die Hashimoto-Thyreoiditis. »Es gibt so einen Spruch, mit dem viele Mediziner Patienten nach einer Diagnose aufmuntern: Wenn wir Endokrinologen uns eine Krankheit aussuchen müssten, dann nehmen wir eine Hashimoto. Mit der richtigen Diagnose ist sie letztendlich relativ einfach handhabbar. Gerade im Vergleich zu anderen Autoimmunerkrankungen, die ja sonst desaströse Folgen am menschlichen Körper mit sich bringen können.«
Wer also eines Tages selbst mal eine Diagnose für ein Schilddrüsenproblem erhält, kann in den meisten Fällen erst einmal durchatmen – und das Kropfband getrost zur Seite legen.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily