Wie wir dieses kleine Organ unnötig strapazieren – und was helfen würde
Die Schilddrüse steuert einen entscheidenden Teil unseres Stoffwechsels. Wir stören sie dabei aber öfter als nötig. Was sich im Umgang mit dem Schmetterlingsorgan ändern muss.
Knapp 4 Zentimeter breiter grüner Samt, vorn mit Perlen besetzt: ein solches Halsband gehört neben dem Dirndl zur traditionellen bayerischen Tracht. Was heute nur noch ein modisches Accessoire ist, hat seinen Ursprung in einem medizinischen Massenphänomen vergangener Zeiten: Das Band sollte die faustgroßen Beulen verdecken, die sich an den Hälsen vieler Menschen, besonders Frauen, abzeichneten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Kropf, der dieses Phänomen beschreibt, in Deutschland, Österreich und der Schweiz recht verbreitet, besonders in den Alpenregionen. Auch Kinder, die langsamer wuchsen als Altersgenossen, Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten, bleiche Haut und Muskelschwäche aufwiesen, kamen in diesen Regionen häufiger vor.
Der damals noch unbekannte Grund für die Symptome: Eine Schilddrüse, die nicht so funktionierte, wie sie sollte, weil die Menschen zu wenig Jod zu sich nahmen. Aus geologischen Gründen kommt das Spurenelement besonders in den Alpenregionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz nur in geringen Mengen im Boden vor und landet so auch seltener in der Nahrung.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily