Unsere 5 guten Nachrichten der Woche
Dieses Mal dabei: 2023 könnte erstmals mehr Geld in Fotovoltaik als in Erdöl fließen, Panama verleiht Meeresschildkröten Rechte und Forschung belegt die Existenz nichtbinärer Menschen in der Bronzezeit.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier sonntags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
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Bei den Erneuerbaren purzeln weiterhin die Rekorde
von Felix Austen2023 könnte das Jahr sein, in dem erstmals mehr Geld in den Ausbau der Fotovoltaik fließt als in die Erschließung und Förderung von Erdöl. Das prognostiziert
Auch die Grundlage für weitere Ausbaurekorde in den nächsten Jahren wird derzeit gelegt: Die Produktionskapazitäten für Fotovoltaikanlagen dürften sich bis zum nächsten Jahr auf rund 1.000 Gigawatt verdoppeln. Ein Großteil davon entfällt auf China, aber auch in Europa, in den USA und in Indien werden mehr und mehr Anlagen gebaut.
Weitere eindrückliche Marken, die zeitnah fallen dürften: Im kommenden Jahr werden die weltweiten Kapazitäten an erneuerbarer Energie der gesamten Stromerzeugung Chinas und der USA entsprechen. Dieses Jahr allein kommen dabei neue Kapazitäten ans Netz, die dem gesamten Strom-Output Spaniens und Deutschlands entsprechen.
Voraussichtlich werden in den nächsten Jahren derartige Rekorde vermehrt auftreten – und damit einige neue Herausforderungen ins Zentrum rücken. Allen voran der Ausbau der Stromnetze, aber auch der Nachschub an kritischen Metallen wie seltenen Erden, die vor allem für Windkraftwerke und E-Autos benötigt werden.
Bob der Baumeister kann künftig Häuser aus den Windeln seiner kleinen Zuschauer:innen zimmern
von Chris Vielhaus5 Windeln am Tag, an 7 Tagen in der Woche, bei 365 Tagen im Jahr – konservativ geschätzt. Fast 2.000 Windeln macht mein Sohn pro Jahr mehr oder weniger voll. Jedenfalls wenn es gut läuft und der Inhalt auch da bleibt, wo er sein soll. Weitere Details erspare ich dir an dieser Stelle.
Weil sich kleinere Kinder noch wesentlich öfter »eindrömmeln« (wie man in meiner Heimat Ostwestfalen sagt), fallen in Deutschland sogar bis zu 10 Millionen Wegwerfwindeln an – pro Tag! Schätzungen zufolge gehen 10–20% des deutschen Restmüllaufkommens
Angesichts dieses gigantischen – und müffelnden – Berges aus Restmüll ist es höchste Zeit, sich viel mehr
Und es klappt – jedenfalls bis zu einem gewissen Grad: So lassen sich 8% des nötigen Sandes austauschen,
Panama gibt Meeresschildkröten Rechte, um sie besser schützen zu können
von Désiree SchneiderWährend der Pandemie ging es vielen Ländern nicht gut, deren Wirtschaft auf Warenverkehr und Tourismus angewiesen ist. So auch Panama. Der Staat liegt auf der schmalen Landbrücke, die Nord- und Südamerika verbindet. Er ist in Europa vor allem wegen des Panamakanals bekannt, der Schiffen einen kurzen Weg zwischen Atlantik und Pazifik ermöglicht. Seine tropischen Küsten, Strände, artenreichen Regenwälder und Nationalparks sind bei europäischen Tourist:innen beliebt – nicht zuletzt wegen der dort ansässigen Schildkröten.
Während der Lockdowns begännen viele der wirtschaftlich leidenden Menschen damit, Schildkröteneier und nistende Schildkröten zu suchen, um deren Fleisch und Panzer zu verkaufen, sagt David Godfrey, Geschäftsführer der Naturschutzorganisation
Um die Tiere zu schützen, hat Panama im März dieses Jahres ein neues Gesetz erlassen. Dieses erkennt die Meeresschildkröten nun als Rechtssubjekt an. Diese Rechte erhält die Schildkröte
Das heißt: Es verleiht ihnen das Recht, in einer gesunden Umwelt zu leben, sich frei bewegen zu können und frei von Verschmutzung sowie anderen anthropozentrischen Einflüssen zu sein, die physische Schäden verursachen – inklusive unbeabsichtigtem Fang, Küstenentwicklung
Das Gesetz hat klare Konsequenzen für Tourismus- und Bauunternehmen, die den Lebensraum der Tiere zerstören. Es weist bei einem Verstoß etwa Behörden an, Betriebsgenehmigungen zu entziehen,
Damit ist Panama nur eines von vielen Ländern, das bestimmten Tierarten oder auch ganzen Naturregionen Rechte in unserem menschengemachten und auf den Menschen konzentrierten Rechtssystem gibt, um ihnen eine Stimme zu verleihen:
Forschende entwickeln Technologie gegen »Jahrhundertgift« im Trinkwasser
von Leon HartmannSie sind etwa in beschichteten Pfannen, Regenjacken oder Feuerlöschern enthalten und werden
Ein kanadisches Forschungsteam hat nun eine Lösung gefunden, die »sicher, effizient und endgültig« sein soll. Neuer PFAS-Filter
Die
Die Forschenden wollen ihre Technologie nun an mehreren Orten in British Columbia testen. Nicht ausgeschlossen ist zudem,
Auch Brüssel hat die ewigen Chemikalien im Trinkwasser im Visier: Mit der
Auch früher schon gab es nichtbinäre Menschen – belegt die Wissenschaft
von Dirk WalbrühlSie sind ein Gegenstand der aktuellen Kulturkämpfe, die von den USA über England nun auch nach Deutschland schwappen: nichtbinäre Menschen, also Personen, die sich nicht mit der Identität wohlfühlen, die ihnen das traditionelle, streng 2-geteilte Geschlechtersystem vorgibt.
Viele Nichtbinäre verstehen sich als Transgender und identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, das ihnen nach der Geburt zugewiesen wurde – andere wollen und können sich gar nicht eindeutig als Mann oder Frau fühlen. In Deutschland leben nach vorsichtigen Schätzungen des Ethikrates 80.000 Menschen mit einer
Wer die aktuellen Debatten um nichtbinäre Menschen verfolgt, könnte schnell auf den Gedanken kommen, dass dies eine gänzlich neue Erscheinung unserer Zeit sei. Das jedenfalls propagieren diejenigen,
Dabei ist das Nichtbinärsein sehr viel älter. Das belegt zumindest eine neue archäologische Untersuchung aus Deutschland. Forschende der Georg-August-Universität Göttingen und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA) haben dafür 1.200 Skelette aus der Bronzezeit und der Neusteinzeit in Bezug auf deren Grabbeigaben untersucht. Denn üblicherweise wurden damals Männern Waffen und Frauen Schmuck mit ins Grab gelegt – nur eben nicht immer,
Alles andere als ein neuer Trend
Bei 9/10 der Grabmäler stimmte diese Zuordnung, in 1/10 der Fälle wichen die Grabbeigaben vom an der Knochen-DNA ablesbaren, biologischen Geschlecht ab. Die Forscher:innen schlossen daraus, dass hier Fälle von Nichtbinarität vorliegen, die damit älter als die Errichtung der Pyramiden wäre – also alles andere als ein neuer Trend. Dass die Personen normal beerdigt und mit Beigaben geehrt wurden, lässt zudem darauf schließen, dass diese Geschlechtsidentitäten in prähistorischen europäischen Gesellschaften toleriert waren und als völlig normal galten.
Davon dürften manche heutige Zeitgenossen noch etwas lernen können.
Redaktionelle Bearbeitung: Leon Hartmann
Titelbild: Francesco Ungaro - CC0 1.0