Warum wir immer mehr Allergien haben – und was wir dagegen tun können
Allergien haben in den Industrienationen stark zugenommen – und ein Ende ist nicht in Sicht. Woher kommt diese Zivilisationskrankheit und wie können wir sie aufhalten?
Ich bin Allergiker, seit ich denken kann. Und zwar gegen alles, was mit Pollen um sich wirft. Schon in der Schulzeit störte ich regelmäßig den Unterricht durch minutenlange Niesanfälle – zur großen Belustigung meiner Mitschüler. Damals war ich der Einzige, der so die Aufmerksamkeit auf sich zog; heute sieht das anders aus.
Seit den 70er-Jahren ist die
Insgesamt sind heutzutage schätzungsweise
Laufende Nasen und geschwollene Augen sind dabei nicht nur unangenehm und gesundheitsschädigend, sondern auch teuer: Die durch die Behandlung von Pollenallergien verursachten Kosten beliefen sich 2008 deutschlandweit auf 240 Millionen Euro im Jahr. Jährlich mussten schon damals 30.000 Jugendliche ihre Ausbildung abbrechen, weil sie an
Weltweit sind Allergien im Aufwärtstrend, besonders jedoch in den Industrienationen. Doch woher genau kommt der sprunghafte Anstieg der
Allergien haben viele Ursachen
Im Rückblick ist es nicht verwunderlich, dass ich eine Pollenallergie gegen sämtliches blühendes Unkraut entwickelt habe. Zunächst ist ein Elternteil von mir ebenfalls
All diese Faktoren allein reichen aber nicht aus, um eine Allergie auszulösen. Ihre Entstehung ist ein komplexes Zusammenspiel von Genen und Umwelt, wobei bisher weder ein »Allergien-Gen« noch ein spezieller Umweltfaktor gefunden wurde. Wir wissen nur, dass das Immunsystem normalerweise harmlose Umweltstoffe, etwa Pflanzenpollen, fälschlicherweise als schädlich wahrnimmt und mit einer überschießenden Abwehr reagiert. Diese – von unserem Immunsystem eigentlich gut gemeinte – Abwehr spüren wir dann als allergische Reaktion. Sie äußert sich meistens in Augenjucken, Atembeschwerden oder Hautausschlägen. Wenn ein eigentlich harmloser Umweltstoff eine Allergie auslöst, nennen ihn Mediziner »Allergen«.
Vergleichen lässt sich die allergische Reaktion mit einem stressigen Arbeitstag. Jeder kennt die Tage, an denen wir schon morgens mit dem falschen Fuß aus dem Bett steigen. Das Risiko, abends total gestresst nach Hause zu kommen, ist höher als an anderen Tagen. Während wir also aus dem Bett purzeln, stoßen wir zum Beispiel mit dem kleinen Zeh gegen den Bettpfosten. Der erste Ärger kocht in uns hoch. Fällt uns dann beim Verlassen des Hauses auf, dass der Fahrradreifen schon wieder einen Platten hat und wir zum Bus hetzen müssen, um noch rechtzeitig ins Büro zu kommen, steigt der Stresspegel schon vor der Arbeit auf ein hohes Level. Wenn uns an diesem Tag auch noch unser Chef wegen einer Nichtigkeit anbrüllt oder wir in einen Streit mit einem Kollegen geraten, läuft das Fass schließlich über und wir explodieren: die »anaphylaktische Reaktion« tritt ein.
Hätte uns die Standpauke vom Chef an den meisten Tagen kaltgelassen, reagieren wir in diesem Moment über. Dafür ist eine Vielzahl von Faktoren verantwortlich. Und so ist es auch bei der Allergie. Nur dass diese, haben wir sie einmal entwickelt, leider nicht nach einer Mütze Schlaf wieder verschwindet.
Ein traditioneller Lebensstil schützt vor Allergien
Dass die hohen Allergieraten mit unserem modernen Lebenswandel zu tun haben, legt das beeindruckende Ergebnis einer
Es gibt einen entscheidenden Unterschied, den die Forscher im Verdacht haben, für die ungleiche Verteilung der Allergiepatienten verantwortlich zu sein: die Viehzucht. Während die Hutterer mit moderner Technik arbeiten und Viehställe und Wohnungen klar voneinander getrennt sind, leben die Amischen – wie vor 500 Jahren – mit Kuh und Schwein unter einem Dach. Sie wirtschaften ohne Maschinen, ohne Technik, ohne Distanz zu den
Es ist also das traditionelle Bauernhofleben, das vor Allergien schützen kann, während das moderne Leben einen Haufen schädigender Faktoren mit sich bringt. Es bleibt nun die Frage: Welche Faktoren sind es, die den modern lebenden Menschen zum Allergiker prädestinieren?
Titelbild: Brandon Nickerson - public domain