Weniger Geld für reiche Eltern? Nur unter einer Bedingung!
FDP und Grüne haben sich darauf geeinigt, die Grenze fürs Elterngeld auf 150.000 Euro Jahreseinkommen zu senken. Klingt, als würden Geschenke für Reiche gestrichen. Doch die Sache hat einen Haken.
»Regierung kürzt beim Elterngeld« – als ich diese
Ich recherchiere weiter und erfahre: Für den Haushaltsplan 2024 hat das Bundesfinanzministerium Einsparungen angeordnet – woraufhin Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) den Kreis der Leistungsberechtigten für das Elterngeld eingeschränkt hat.
Galten bisher 300.000 Euro Haushaltseinkommen (vor Steuern) als Grenzwert, sollen es nun 150.000 Euro sein. Wer in einem Jahr mehr verdient, erhält in der Elternzeit keine finanzielle Hilfe vom Staat. Mittlerweile ist der Vorschlag auch
Wie viel Elterngeld gibt es überhaupt?
Das Elterngeld soll Eltern unterstützen, die nach der Geburt ihres Kindes weniger oder gar nicht arbeiten. Je nach Einkommen beträgt das Basiselterngeld 65–100% des Einkommens, mindestens jedoch 300 und maximal 1.800 Euro im Monat. Dieser Betrag kann bis zu 12 Monate ausgezahlt werden. Mehr dazu erfährst du hier.
150.000 Euro – das ist schon eine Menge Geld. Besonders, wenn man bedenkt, dass es hier um den Betrag nach dem Abzug von etwaigen
Verdienen beide in etwa gleich viel, bleibt in diesem Beispiel nach Steuern ein Betrag von etwa 8.600 Euro netto im Monat. Das ist natürlich sehr vereinfacht kalkuliert, gibt aber einen groben Einblick in die Größenordnung, um die es geht.
Mein erster Schock über die Kürzungen legt sich. Es ist nicht einmal 1% der Familien in Deutschland betroffen. Zudem scheint gerade das zu passieren, wogegen sich besonders die FDP immer wieder vehement wehrt: Es werden die Menschen herangezogen, die mehr haben als die meisten in Deutschland.
Als ich einen Blick in meine sozialen Netzwerke und diversen Onlinemedien werfe, merke ich: Recht viele Menschen sind mit der Kürzung alles andere als einverstanden.
Schneller als Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) »Schuldenbremse« sagen kann, formiert sich Widerstand im Netz, angetrieben durch eine … nennen wir sie »gehobene Mittelklasse-Eltern-Finanz-Influencer-Bubble«. Nach nicht einmal einem Tag hat eine Petition auf change.org mit dem Titel »NEIN zur Elterngeld-Streichung!«
Ich beschließe, mir die Argumente genauer anzuschauen und finde 2 Punkte, die auch meine Haltung ins Wanken bringen:
- Wen trifft es? Natürlich Familien mit Kindern. Der Grundgedanke, da einzusparen, wo ohnehin Geld da ist, erscheint mir nicht schlecht. Doch warum soll das ausgerechnet bei Familien zuerst passieren und nicht bei superreichen Erb:innen? Das (nicht neue) Zeichen: Care-Arbeit ist wertlos.
- Gleichberechtigung? Ciao! Die Kürzung schafft Abhängigkeiten. Stellen wir uns kurz eine Super-Verdiener-Konstellation vor: Der Mann ist Top-Manager mit einem 6-stelligen Jahresgehalt, die Frau verdient als Lehrerin etwa 50.000 Euro im Jahr. Ginge die Frau ab dem 1. Januar nach dem Mutterschutz in Elternzeit (was allein wegen der nach wie vor extremen Ungleichheit bei der Verteilung von Care-Arbeit wahrscheinlich ist), wäre sie ab Geburt finanziell komplett von ihrem Mann abhängig.
Das sind berechtigte Einwände, doch ich habe nach wie vor gemischte Gefühle. Würde es die Familien, die ohnehin schon viel Geld haben, wirklich so hart treffen?
Titelbild: Power Lai / unsplash - public domain