Selbst das Gefängnis bringt sie nicht zum Schweigen
Ein Jahr nach dem Tod von Jina Mahsa Amini lebt der Widerstand gegen das Regime im Iran. Viele Aktivist:innen sind inhaftiert, doch sie lassen sich nicht brechen.
Vor uns liegt ein in der Geschichte beispielloses Dokument. Ein seltsames Protokoll. Interviewerin und alle Interviewten sind politische Gefangene. Ihre Gespräche finden in den iranischen Gefängnissen statt, wo weder Journalistinnen und Journalisten noch Vertreterinnen und Vertreter der Menschenrechtsorganisationen Zugang haben. Eine einzigartige Idee, eine große Leistung von Narges Mohammadi.
Diese im Geheimen erstellten Notizen wurden aus dem Gefängnis hinausgeschmuggelt, im Ausland gedruckt und in verschiedene Sprachen übersetzt. Uns liegen die Interviews von dreizehn Frauen vor, aus denen wir erfahren, mit welchen perfiden Methoden die Verhörbeamten versuchen, den Opfern das Gefühl zu geben, sie seien für immer allein und aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Eindeutiges Ziel: die Persönlichkeiten zu zerstören, Gefangene zu brechen, den geringsten Widerstand unmöglich zu machen.
Doch dieses Buch, dieses aus der Gemeinsamkeit und Solidarität entstandene Werk, beweist eine innere Stärke von Frauen, die die zerstörerische Auswirkung der Folter überwindet. Dieses Buch ist ein Zeugnis für die Kraft gegenseitigen Vertrauens, das es möglich gemacht hat, an einem außerordentlichen Ort sogar über tabuisierte Themen ein vertrauensvolles Gespräch zu führen. Ein Symbol großer Zusammengehörigkeit und seelischer Verwandtschaft.
Vorwort von
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily