Wie nachhaltig ist Jagen?
Was tun, wenn der Nachwuchs kein Fleisch mehr essen möchte, die Eltern aber schon? Der Kompromiss unserer Autorin mit ihrer Familie: Nur Wild. Nur am Wochenende. Von Opa geschossen.
Es begann mit einer Politikstunde in der 8. Klasse. Mit einem Video über Zustände in der Massentierhaltung: eingepferchte Muttersauen, abgefressene Schweineschwänzchen, kahlgerupfte Hühner, das ganze Elend. Mein Sohn war entsetzt. Von einem Tag auf den anderen weigerte er sich, Fleisch zu essen. Und er diskutierte engagiert und emotional. Den kleinen Bruder hatte er schnell überzeugt. Auch bei uns Eltern erweckten die Diskussionen das alte Unbehagen angesichts der Zustände in der Fleischindustrie zum Leben, das wir in den letzten Jahren nur notdürftig verdrängt hatten – mithilfe von
Vielleicht liegt es daran, dass ich in der Nähe von Frankreich aufgewachsen bin. Gutes Essen war in meinem Elternhaus eine Art Religion und wer Fleisch gut zubereiten konnte, war der Priester. So etwas lässt man nicht einfach hinter sich. Aber unseren Söhnen zuliebe wollten wir nun endlich etwas ändern: Den Fleischkonsum auf das Wochenende beschränken und auf Wild, das bis zu seinem Tod glücklich durch heimische Wälder und Felder getollt war. Eine durch und durch nachhaltige Lösung. Oder?
Durch die Jagd nehmen Tiere alle Menschen als Bedrohung wahr
Anruf bei Ilse Storch, Professorin für Wildtierökologie und Wildtiermanagement an der Universität Freiburg. Was hält sie von unserem Familienkompromiss? »Für Sie als Familie ist das sicherlich eine nachhaltige Lösung«, meint sie. Das vom Opa geschossene Reh habe bestimmt ein artgerechteres und vielleicht weniger stressreiches Leben gelebt als ein
Titelbild: Eirik Olsen / Bearbeitung: Frauke Berger - public domain