Unsere 5 guten Nachrichten der Woche
Dieses Mal dabei: Regierung und Kommunen gehen Klimaanpassung gemeinsam an, ein Verein blockt Nazi-Codes und bei Lidl wird Veganes nicht länger teurer als tierische Produkte sein.
Nicht immer schaffen es die Themen, über die wir Woche für Woche stolpern, direkt in einen eigenen Artikel. Vorenthalten wollen wir euch diese Entwicklungen, Geschichten und Ereignisse aber auch nicht. Deshalb berichten wir hier sonntags kurz und knapp über 5 Themen, die uns als Redaktion beschäftigt haben.
Klicke auf eine der Überschriften, um direkt zum entsprechenden Beitrag zu springen:
Deine Gemeinde muss sich gegen Überschwemmungen, Hitze und Co. schützen? Dann sollte sie (und du) nun diese Angebote wahrnehmen
von Désiree SchneiderDie Chance, das Klimasystem mit wenig Aufwand zu stabilisieren, ist verpasst. Die Klimakrise wird sich größtenteils ungebremst entfalten. Wir können uns auf massive, nicht mehr abwendbare Veränderungen der Erde einstellen. Das ist ein
Das bedeutet: Neben dem Klimaschutz müssen Städte und Gemeinden nun vor allem auch in die Klimaanpassung investieren. Diese sieht für jede Kommune anders aus
Der Trost: Die Dringlichkeit zur Klimaanpassung scheint zumindest endlich bei der Regierung anzukommen. Es gibt derzeit einige Angebote, die Städte, Gemeinden und Bürger:innen nutzen können, um das Thema voranzutreiben:
- Überblick über den Bedarf von Kommunen bekommen: Welche Maßnahmen sind geeignet und welche werden bereits umgesetzt? Wo kommen Kommunen an ihre Grenzen und wie können sie bestmöglich unterstützt werden? Um das herauszufinden, befragt ein Forschungsteam des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) derzeit 4.500 der knapp 11.000 Kommunen in Deutschland. 650 davon haben bisher teilgenommen.
- Bürger:innen abholen und ins Gespräch treten: Im September startete das Bundesumweltministerium den »Dialog KlimaAnpassung – Leben im Klimawandel gemeinsam meistern«. Noch bis zum 22. Oktober können alle Menschen an einer bundesweiten Onlinebefragung teilnehmen. Sie fragt dich nach deiner Einschätzung der aktuellen Situation und deinen Erfahrungen im Alltag mit den Folgen des Klimawandels. Damit will die Regierung die Herausforderungen aus Sicht der Bürger:innen identifizieren. Es gibt auch eine Umfrage speziell für junge Menschen im Alter von 14–25 Jahren. Diese findest du hier.
- Klimaanpassung gesetzlich verankern:
- Handeln: Das Bundesumweltministerium
Wie Klimaanpassung in einer Stadt aussehen kann, beschreibt Maria Stich hier:
»Nobelpreisverleihung«: Frauen ins Rampenlicht, die zweite!
von Chris VielhausIn der vergangenen Woche freute sich die PD-Redaktion über gleich 3 Nobelpreise (Frieden, Medizin und Physik),
Jetzt wurde eine weitere Frau in einer von Männern dominierten Disziplin mit einem renommierten Preis bedacht: Für ihre Forschung zu geschlechterspezifischen Unterschieden auf dem Arbeitsmarkt erhielt die US-Ökonomin Claudia Goldin den
Falls du dich über den merkwürdig klingenden Namen des Preises wunderst oder gar andernorts von einem »Wirtschaftsnobelpreis« gelesen hast, muss ich dich enttäuschen: Ein Wirtschaftsnobelpreis existiert nicht. Die Arbeit Goldins und anderer Preisträger:innen ist natürlich trotzdem bemerkenswert.
Claudia Goldin ist die dritte Frau, die den von der Schwedischen Reichsbank gestifteten Preis erhält. Seit den 1960er-Jahren untersucht die 77-jährige Harvard-Professorin wirtschaftliche Phänomene wie die Rolle von Frauen im Arbeitsmarkt. Das Besondere: Bei ihrem mathematischen Ansatz berücksichtigt sie stärker als andere auch eine historisch-soziologische Perspektive.
Goldins zentrale Arbeit ist das 1990 erschienene Buch »Understanding the Gender Gap: An Economic History of American Women«. Darin untersuchte sie die Geschichte weiblicher Arbeit seit dem 18. Jahrhundert bis heute und wie diese das wirtschaftliche Wachstum beeinflusst. Damals ein echtes Novum: Goldin zeigte, wie Geschlechterunterschiede bei der Entlohnung entstanden und warum diese bis heute bestehen.
Leider ist ihre Arbeit bis heute hochrelevant: Frauen verdienen laut Statistischem Bundesamt pro Stunde hierzulande etwa
In diesem Text liest du, was die Dän:innen besser machen:
Protest wirkt: Die niederländische Regierung lenkt ein und will konkrete Vorschläge zum Abbau fossiler Subventionen ausarbeiten
von Maria StichBereits seit 2020 kämpft Extinction Rebellion in den Niederlanden gegen Subventionen für fossile Brennstoffe. In der Vergangenheit blockierten sie bereits die Eingänge zahlreicher Ministerien, um die zuständigen Politiker:innen direkt zu erreichen. Ab 2022 besetzten sie dann regelmäßig die A12, einen Autobahnzubringer, der mitten durch Den Haags Zentrum führt. Anfang September verstärkten sie ihren friedlichen Protest weiter
»No music on a dead planet« – »Keine Musik auf einem toten Planeten«: Im März versammelte sich ein Orchester auf der A12 und spielte Beethovens 7. Sinfonie. Hier kannst du dir einen Ausschnitt davon ansehen:
Zwar wurden die täglichen Proteste immer wieder von der Polizei aufgelöst und
Natürlich ist ein solcher Beschluss kein Garant für eine erfolgreiche Umsetzung. Aber das Beispiel zeigt, dass hartnäckiger friedlicher Protest etwas bewirken kann. Extinction Rebellion wird die Umsetzung des Beschlusses genau verfolgen und steht bereit, die Straßenblockaden jederzeit wieder aufzunehmen, wenn Politiker:innen ihr Wort brechen.
Ein linker Verein sichert sich Markenrechte an Rechtsextremen-Codes – und verklagt die Nazis
von Dirk WalbrühlTrolle nennt man im Internet Personen, die absichtlich andere verärgern wollen. Doch was der Verein »Laut gegen Nazis – Rechte Gewalt kann jeden treffen« macht, dürfte als die beste Form des Trollens gelten. Sie machen Nazis das Leben schwer.
Dafür hat sich der Verein, der vom Hamburger Musikmanager Jörn Menge gegründete wurde, eine besonders effektive Form des Ärgerns ausgedacht: Sie nutzen das Markenrecht.
Der Verein sichert sich die Rechte an rechtsextremen Sprüchen. Diese werden gern auf Szene-Kleidung gedruckt und gelten unter Neonazis
Mit dem Markenrecht auf ihrer Seite kann der linke Verein nun die Vertreiber der rechtsextremen Kleidung juristisch angehen: So erhielten einige Neonazi-Shops in Deutschland diese Woche Abmahnungen. Wenn sie die VTRLND-Marke nicht aus dem Programm nehmen, drohen ihnen Strafen »in mittlerer vierstelliger Höhe«,
Natürlich drängt das nicht den Rechtsextremismus in Deutschland zurück. Doch es macht denen, die von extremistischer Ideologie profitieren, das Leben ein Stück weit schwerer. »Nadelstiche« nennt Jörn Menge von Laut gegen Nazis das. Das könnte Erfolg haben: Denn Neonazis können ihre Szene-Codes nicht offen wählen,
Bei Lidl soll Veganes nicht mehr teurer sein als tierische Produkte
von Lara Malberger- 500 Gramm gemischtes Hackfleich: 3,79 Euro – das entspricht 7,58 Euro pro Kilogramm.
- 375 Gramm Veggie-Hack: 3,29 Euro – also etwa 8,70 Euro pro Kilogramm.
Ungefähr so viel kosteten diese beiden Produkte bislang beim Discounter Lidl. Bei anderen Supermärkten sind die Unterschiede
Jetzt hat Lidl angekündigt, etwas an dieser Preispolitik zu ändern. Künftig soll das gesamte Sortiment der veganen Lidl-Eigenmarke Vemondo nicht mehr kosten als vergleichbare Produkte tierischen Ursprungs. Nach eigenen Angaben will der Discounter damit nicht nur Veganer:innen und Vegetarier:innen ansprechen, sondern auch Flexitarier:innen: »Nur, wenn wir unseren Kunden eine immer bewusstere und nachhaltigere Kaufentscheidung und faire Wahl ermöglichen, können wir die Transformation zu einer zukunftsfähigen Ernährung mitgestalten«,
Ob die Änderungen allein mit einem gesteigerten Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein in der Unternehmensführung zusammenhängen, darf zumindest bezweifelt werden. Vermutlich verspricht sich das Unternehmen von dem Schritt auch etwas anderes: positive Aufmerksamkeit.
Veggie-Produkte zum fairen Preis als Aushängeschild? Dass Marketing-Profis das Potenzial veganer Produkte mittlerweile erkannt haben, ist mindestens eine ebenso gute Nachricht wie umweltbewusste Konzern-Chef:innen!
Redaktionelle Bearbeitung: Leon Hartmann
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily