Wie gut kennst du den Ort, an dem du lebst? Teste dein Wissen!
Die meisten Menschen verbringen immer weniger Zeit in der Natur und wissen entsprechend wenig über ihre Umgebung. Und du?
Um durchs Leben zu kommen, muss man heute nicht allzu viel über die Welt wissen, die einen direkt umgibt. Das Wasser fließt aus dem Hahn, die Lebensmittel liegen in Supermarktregalen bereit, um den Müll kümmert sich jemand anderes. Praktisch. Natur ist meist einfach hübsches, schmückendes Beiwerk.
So kann man es sehen.
Diese Denkweise führt allerdings dazu, dass viele Menschen kaum mehr ein Bewusstsein für die Besonderheiten ihrer unmittelbaren Umgebung haben. Für die einzigartigen Ökosysteme. Dafür, wie leicht oder schwierig es in ihrer Region ist, sauberes Trinkwasser in die Wohnhäuser zu transportieren. Dafür, wie viele Zahnräder reibungslos ineinandergreifen müssen, wie viele Menschen tagtäglich unsichtbar für sie arbeiten, damit der bequeme und praktische Alltag funktioniert.
Der Durchschnittsdeutsche lebt 22 Kilometer von einem Naturraum entfernt
Eine
Wer wenig Zeit in der Natur verbringt, der bemerkt vermutlich nicht, wenn eine Tier- oder Pflanzenart nach der anderen verschwindet. Wer nicht gelernt hat, welche Bäume und Blumen abseits seiner Nutz- und Zierpflanzen in seiner Umgebung zu finden sein müssten, welche Insekten und Vögel abseits der prominentesten Vertreter vor der eigenen Haustür herumflattern sollten, dem fällt auch deren Fehlen nicht auf. Für dieses Phänomen gibt es sogar einen eigenen Begriff:
Die Biologin Robin Wall Kimmerer ruft Menschen dazu auf, ihr Verhältnis zur Umwelt komplett umzukrempeln – nur so könnten wir unsere Lebensgrundlage dauerhaft bewahren. Es müsse in erster Linie von Verantwortung und Dankbarkeit geprägt sein statt von einer berechnenden Kosten-Nutzen-Gleichung; Grundprinzipien, die indigene Bevölkerungsgruppen bis heute pflegen. Kimmerer ist selbst
In ihrer Essaysammlung
Dafür sei es unter anderem nötig, »die Sprache« des Ortes zu sprechen. Also Worte für die Tiere, Pflanzen, Landschaften um sich herum zu haben. Denn erst, wenn wir etwas benennen könnten, würden wir uns dessen wirklich bewusst.
An einem Ort heimisch zu werden bedeutet, zu leben, als wäre dies das Land, das einen ernährt. Als wären dies die Flüsse, aus denen man trinkt, die einem den Körper stärken und den Geist erfüllen. […] Heimisch zu werden, heißt zu leben, als käme es auf die Zukunft unserer Kinder an, für das Land zu sorgen; als hinge unser Leben davon ab und das Leben aller unserer Verwandten. Genau das ist nämlich der Fall.
In eine ähnliche Kerbe schlägt der Autor und Mitgründer des Wired Magazines
Du lebst im ›großen Hier‹. Wo auch immer du wohnst, dieses winzige Fleckchen Erde ist tief mit einem größeren Ort verflochten, eingebettet in ein ganzes System. […] Letztlich ist dein Zuhause eine Zelle in einem Organismus, der Planet genannt wird. All diese Ebenen sind miteinander verbunden. Was weißt du über die Dynamik dieses größeren Systems um dich herum?
Das Quiz aus 30 Fragen beschränkt sich dabei nicht auf die Tier- und Pflanzenwelt, sondern bezieht unter anderem auch meteorologische und geologische Charakteristika mit ein. Dabei geht es nicht unbedingt darum, auf Anhieb alles zu wissen. Im besten Fall ist das Quiz ein erster Anreiz, sich mit seiner Umgebung zu beschäftigen, sich auf die Suche nach Antworten zu machen, neugierig und achtsam durch die Welt zu gehen. Anlass für Gespräche am Küchentisch, mit Nachbar:innen oder Freund:innen, die vielleicht die ein oder andere Wissenslücke schließen können, bietet es allemal.
Hast du Lust, dein Wissen über das »Big Here« an deinem Wohnort zu testen? Im Folgenden findest du eine gekürzte Version des Quiz.
Also los! Schnapp dir Zettel und Stift und schaue, wie viele Fragen du aus dem Stand heraus beantworten kannst.
Die Fragen
- Wo ist von deiner jetzigen Position aus gesehen Norden? Zeige mit dem Finger in diese Richtung.
- Wie viele Meter über dem Meeresspiegel befindest du dich gerade?
- Besteht der Boden unter deinen Füßen eher aus Lehm, Sand, Stein oder einem anderen Material?
- Nenne 5 essbare Pflanzen, die in deiner Nachbarschaft wachsen. Zu welcher Jahreszeit sind sie reif?
- Wie tief müsstest du vor deiner Haustür in den Boden bohren, bis du auf Wasser stößt?
- Nenne 5 Vogelarten, die in deiner Region leben. Welche von ihnen sind Zugvögel, welche bleiben den Winter über dort?
- Weißt du, was eine Wasserscheide ist? Und zwischen welchen Wasserscheiden liegt der Ort, an dem du lebst?
- Wo landet dein Restmüll, nachdem du ihn in der Tonne entsorgt hast?
- Wer verwendet das Plastik, das in deiner Nachbarschaft fürs Recycling gesammelt wird?
- Was ist für gewöhnlich der regenreichste Monat an dem Ort, an dem du lebst? Wie viel hat es dort im vergangenen Jahr insgesamt geregnet?
- Nenne 3 (wilde) Tier- oder Pflanzenarten, die es vor 500 Jahren noch nicht in deiner Region gegeben hat. Nenne eine Art, die innerhalb der letzten 10 Jahre eingeschleppt wurde.
- Welche Arten, die in deiner Region einmal heimisch waren, sind inzwischen ausgestorben?
- Aus welchen Quellen stammt die Verschmutzung der Luft, die du atmest, hauptsächlich?
- Wie weit von deinem Zuhause entfernt gibt es »Wildnis«?
- In wie vielen Tagen ist Vollmond?
Fällt es dir schwer, auf manche Fragen eine Antwort zu finden? Oder weißt du nicht, wo du überhaupt danach suchen solltest? Dann klicke hier auf eine der Überschriften, um direkt zu einer kleinen Hilfestellung für die entsprechende Frage zu springen:
1. Wo ist Norden?
Das Quiz startet mit der vermeintlich einfachsten Frage. Wie die eigene Wohnung ausgerichtet ist und wo der eigene Stadtteil zu verorten ist, wissen wohl die meisten. Alle neueren Smartphones verfügen im Zweifel über einen
Wer mit offenen Augen durch die Straßen läuft, kann aber auch ohne technische Geräte die Himmelsrichtung bestimmen. Zum einen kann man sich ungefähr am Stand der Sonne orientieren, klar. Oder – wenn man ihn am klaren Nachthimmel ausfindig machen kann – am Polarstern. Zum anderen helfen manche Gebäude weiter: So sind Satellitenschüsseln häufig nach Süden ausgerichtet. Bei Kirchen findet sich in der Regel der Haupteingang im Westen, der Altar am östlichen Ende.
Dass sich westlich sozialisierte Menschen erst an äußeren Fixpunkten orientieren oder Hilfsmittel nutzen müssen, um die Himmelsrichtung zu bestimmen, hängt unter anderem mit unserer Sprache zusammen. Anders sieht es bei manchen indigenen Völkern aus. So nutzen beispielsweise die Guugu Yimithirr in Australien in ihrem Alltag statt »rechts« und »links« ausschließlich Himmelsrichtungen. Von klein auf erlernt, tragen sie ständig eine Art inneren Kompass in sich – und können
2. Wie viele Meter über dem Meeresspiegel befindest du dich?
Die Höhe über dem Meeresspiegel eines Ortes kannst du in den meisten digitalen und analogen Karten ganz einfach ablesen.
Aber wusstest du: Welcher Meeresspiegel als Nullniveau genommen wird, ist dabei von Land zu Land verschieden. So liegt das deutsche Normalhöhennull auf Höhe des sogenannten Amsterdamer Pegels. Die Schweiz nutzt hingegen einen Messpunkt, der auf einem Felsen im Genfer Hafen angebracht ist. Der Unterschied beträgt 27 Zentimeter.
Für deinen Alltag spielen diese minimalen Unterschiede keine große Rolle.
Eine Forschungsgruppe der Technischen Universität München hat deshalb nun ein »Internationales Höhenreferenzsystem« entwickelt, um alle Messungen weltweit vergleichbar zu machen. Hier erfährst du mehr über das Vorhaben.
3. Aus welchem Material besteht der Boden unter deinen Füßen?
Aus welchem Material der Boden an einem jeweiligen Ort besteht, kann weitreichende Auswirkungen haben: Es beeinflusst unter anderem, was dort wächst bzw. gut angebaut werden kann und ob der Boden Wasser gut speichert oder eher zu Trockenheit neigt. Nicht zuletzt eignen sich manche Bodentypen mehr als andere, um sie beispielsweise
4. Nenne 5 essbare Pflanzen, die in deiner Nachbarschaft wachsen. Zu welcher Jahreszeit sind sie reif?
Rund 10.000 unterschiedliche Pflanzenarten gibt es in Deutschland, darunter über 3.500 Blumen, Gräser und Bäume. Viele von ihnen sind nicht nur für Insekten und andere Tiere überlebenswichtig, sondern auch für den Menschen essbar und stecken voller Nährstoffe. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) stellt auf seiner Website einige dieser Wildkräuter vor.
Wer sie verzehren möchte, sollte sie einwandfrei und sicher bestimmen können. Im Zweifel helfen neben Bestimmungsbüchern und -apps lokale Wildkräuterexpert:innen weiter, die beispielsweise über Volkshochschulen regelmäßig Führungen und Lehrgänge anbieten.
Du hast keinen eigenen Garten, aber möchtest frisches Obst, Kräuter oder Nüsse naschen? Die Website »Mundraub« zeigt auf einer Karte Orte in Deutschland an, an denen frei zugänglich essbare Pflanzen wachsen. Über das Tool hat Lara Malberger in diesem Artikel geschrieben:
5. Wie tief müsstest du vor deiner Haustür in den Boden bohren, bis du auf Wasser stößt?
Wie tief du bohren musst, hängt von verschiedenen Faktoren ab: von der Bebauung, von der natürlichen Lage des Grundwasserleiters und vom aktuellen, lokalen Wasserstand. An manchen Stellen in Deutschland liegt das Grundwasser in 10 oder weniger Metern Tiefe, andernorts muss man bis zu 100 Meter tief graben. Nahe an Flüssen oder anderen Gewässern stößt man vielleicht bereits nach 10–50 Zentimetern auf Wasser.
Auf dieser Website kannst du dir Karten für die Grundwasserstände in den unterschiedlichen Bundesländern anzeigen lassen.
6. Nenne 5 Vogelarten, die in deiner Region leben. Welche von ihnen sind Zugvögel, welche bleiben den Winter über dort?
Viele Naturschutzorganisationen in Deutschland klären über heimische Vogelarten und deren Schutz auf. Der NABU veröffentlichte beispielsweise erst kürzlich ein
Wer noch tiefer einsteigen oder Vogelbeobachter:in werden möchte, findet zum Beispiel beim Dachverband Deutscher Avifaunisten eine erste Anlaufstelle.
Jedes Jahr rufen NABU und LBV zur »Stunde der Gartenvögel« und »Stunde der Wintervögel« auf. Bei den Zählaktionen kann jede:r mitmachen und muss dafür nur für eine Stunde lang die Vögel im Garten oder Park zählen. Die nächste Aktion findet am 5.–7. Januar statt. Warum du mitmachen solltest, erklärt Lara Malberger in diesem Artikel:
7. Weißt du, was eine Wasserscheide ist? Und zwischen welchen Wasserscheiden liegt der Ort, an dem du lebst?
Der Geograph Rober Szucs visualisiert auf seiner Website auf beeindruckende Weise die Flussläufe in verschiedenen Ländern – unterschiedliche Farben zeigen dabei unterschiedliche Wasserscheiden an:
8. Wo landet dein Restmüll, nachdem du ihn in der Tonne entsorgt hast?
Wo der Inhalt deiner Restmülltonne genau landet, erfragst du am besten bei deiner Gemeinde, deinem Landkreis oder direkt beim Entsorgungsunternehmen. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass er entweder im Ofen oder auf einer Deponie endet.
Von den 40,2 Millionen Tonnen Hausmüll,
9. Wer verwendet das Plastik, das in deiner Nachbarschaft fürs Recycling gesammelt wird?
Über 10% des hierzulande erzeugten Plastikabfalls wird nicht in Deutschland direkt recycelt, sondern in andere Länder wie Malaysia oder die Türkei exportiert. Dort wird ein großer Teil verbrannt, deponiert oder wild entsorgt.
In Deutschland landet ebenfalls neben Bauschutt auch viel Plastikmüll auf illegalen Mülldeponien. Das Recherchekollektiv »Müllparadies Deutschland« sammelt auf seiner Website Standorte solcher Deponien. Die Karte zählt bereits über 300 davon. Es gibt illegale Mülldeponien in deiner Nähe, die nicht eingetragen sind? Über das Kontaktformular der Website kannst du sie ganz einfach einreichen.
China nimmt Europas Plastikmüll nicht mehr an. Was stattdessen mit unserem Abfall passiert, veranschaulicht Désiree Schneider an 4 überraschenden Grafiken:
In diesem Artikel erklärt Désiree Schneider, wieso Mülltrennung zu Hause so wichtig ist:
10. Was ist für gewöhnlich der regenreichste Monat an dem Ort, an dem du lebst? Wie viel hat es dort im vergangenen Jahr insgesamt geregnet?
Betrachtet man Deutschland insgesamt, ist meist der Juni der regenreichste Monat. Wie sich die Niederschläge an einzelnen Orten über das Jahr hinweg verteilen, unterscheidet sich allerdings sehr stark.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bietet auf seiner Website Daten zu Niederschlägen in ausgewählten Städten an – hier lassen sich sowohl Tages- und Monatswerte als auch längerfristige Werte anzeigen.
11. Nenne 3 (wilde) Tier- oder Pflanzenarten, die es vor 500 Jahren noch nicht in deiner Region gegeben hat. Nenne eine Art, die innerhalb der letzten 10 Jahre eingeschleppt wurde.
In den letzten 500 Jahren bis heute haben sich etwa 1.200 gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten
12. Welche Arten, die in deiner Region einmal heimisch waren, sind inzwischen ausgestorben?
Je nachdem, wie weit zurück man in die Geschichte schaut, gibt es einige für Europa überraschende Tierarten zu entdecken: So lebten vor rund 125.000 Jahren, kaum zu glauben, auch in Deutschland
Auf seiner Website stellt der NABU Tiere und Pflanzen vor, die innerhalb der letzten 100 Jahre in Deutschland und weltweit ausgerottet wurden.
Wenn Arten unter rechtlichen Schutz gestellt, Lebensräume wiederhergestellt und Tiere gezielt angesiedelt werden, können sich Populationen von fast ausgerotteten Arten innerhalb weniger Jahrzehnte erholen. In diesem Artikel erfährst du, welche Tierarten ihr Comeback in Europa feiern:
13. Aus welchen Quellen stammt die Verschmutzung der Luft, die du atmest, hauptsächlich?
Wie groß der Anteil verschiedener Quellen an der Luftverschmutzung ist, hängt von deinem Wohnort ab. Außerdem schwankt sie je nach Jahres- und Tageszeit.
Zu den Hauptquellen von Feinstaub in Ballungsräumen und Städten gehören laut
- Straßenverkehr (Auspuffabgase und insbesondere Bremsen-/Reifenabrieb)
- Öfen und Heizungen in Wohnhäusern
- Kraft- und Fernheizwerke
- Metall- und Stahlerzeugung
- Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung
- Bodenerosionen und Waldbrände
- Saharastaub
Aktuelle Werte zur Luftqualität an deinem Wohnort kannst du über die dafür vom Umweltbundesamt entwickelte App abrufen.
14. Wie weit von deinem Zuhause entfernt gibt es »Wildnis«?
Laut
15. In wie vielen Tagen ist Vollmond?
In wie vielen Tagen das nächste Mal der Vollmond am Nachthimmel zu sehen ist, hängt natürlich davon ab, wann du diesen Text liest. Bis der Mond alle Phasen einmal durchlaufen hat – von Vollmond über Neumond bis erneut zum Vollmond –, dauert es ungefähr 29,5 Tage. In der Regel ist der Vollmond also einmal im Monat zu sehen.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat hier die Termine für Neumond und Vollmond für das restliche Jahr zusammengestellt.
Titelbild: Andreas Strandman - CC0 1.0