Weißt du, wie die Jugend tickt? Teste dich jetzt!
Wie ticken die eigentlich so, die »goofy« und »cringe« sagen? Finde in diesem Text heraus, ob du da noch durchblickst – oder sogar deren Perspektive teilst.
»Goofy« ist es also geworden. Das Jugendwort des Jahres 2023. So spricht also die Jugend unter sich, wenn niemand zuhört. Und wer nicht weiß, was das bedeutet, gehört zum alten Eisen – oder?
Ganz so einfach ist die Sache aber gar nicht. Das jährliche Brimborium um das Jugendwort suggeriert mehrere fragwürdige Dinge:
- Dass die erwachsene Gesellschaft die Jugend nicht mehr verstehe.
- Dass wir sie verstehen könnten, wenn wir ihre Vokabeln lernten wie eine Fremdsprache.
Und dabei wird sich mit Anlass des Jugendwortes wie jedes Jahr genüsslich in Feuilletons über einzelne Vokabeln aufgeregt
Jedem Erwachsenen sollte dämmern, dass Motzen über »die da« kaum zum Verständnis beiträgt – und dass es mehr braucht, als ein paar Vokabeln zu lernen. In diesem Text versuche ich mich dem von sehr unterschiedlichen Seiten anzunähern: Wie die Jugend tickt, was »jung sein« heute heißt und was es mit diesen verflixten Jugendwörtern auf sich hat, erfährst du spielerisch im Jugend-verstehen-Quiz.
1. Kannst du sagen, was das Jugendwort »goofy« bedeutet?
- Tollpatschig und albern.
- Unangepasst und aufsässig.
- Einfach richtig blöd.
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Kurz gesagt bezeichnet »goofy« eine Person, die besonders tollpatschig oder albern wirkt und sich zum Beispiel in gesellschaftlichen Situationen danebenbenimmt. Das kann Anwesende zum Lachen bringen und ist in der Jugendsprache nicht zwingend negativ konnotiert, sondern hat je nach Kontext auch einen liebevollen Unterton. Kein Wunder, denn das Wort erinnert an die
Überhaupt darf man die Aussagekraft des Jugendwortes durchaus infrage stellen. Dahinter steht nämlich keine sprachwissenschaftliche Studie, sondern eine jährliche PR-Aktion des Langenscheidt-Verlags,
Die aktuellen Trendwörter dieser sehr schnell veränderlichen »Geheimsprache« zu verstehen, ist natürlich gut. Wer aber »goofy« benutzt und über 18 ist, wirkt für die Jugend schnell zum Fremdschämen peinlich (Jugendsprache: »cringe«).
2. Wer oder was ist Montanablack?
- Ein Trend-Deodorant aus den USA
- Eine neue Kryptowährung
- Ein bekannter deutscher Streamer
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Montanablack heißt eigentlich Marcel Thomas Andreas Eris und ist ein deutsch-türkischer Internetstar. Er produziert Webvideos vor allem auf der Streamingplattform Twitch rund um digitale Spiele und hat dort 5,1 Millionen – meist jugendliche – Follower.
Streamer:innen wie Montanablack, Gronkh, oder PietSmiet sind für Jugendliche aber weit mehr als Unterhaltung.
3. Ist die Jugend eher links?
- Klar!
- Ne!
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Bei der Analyse der Bundestagswahl 2021 kam heraus, dass FDP und Grüne vor allem von jungen Deutschen (unter 30 Jahren) Stimmen bekommen haben. Allerdings zeigt sich auch ein anderer Trend: Bei der Landtagswahl in Hessen wählten 18% der 18–24-Jährigen die rechtsradikale AfD. In Bayern waren es 16%. Das Wahlverhalten ist – wie bei Erwachsenen auch – eher komplex.
4. Was versteht man unter einem »Speedrun«?
- Das schnelle Beenden eines digitalen Spiels.
- Das Abschließen der Universität unter der Regelstudienzeit.
- Laufsport unter Drogeneinfluss.
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Ein »Speedrun« meint das besonders schnelle Durchspielen eines digitalen Spiels, oft auch von Spieleklassikern. Dies wird je nach erlaubten Tricks in Kategorien unterteilt (zum Beispiel
Speedrunning und Streaming sind aber nur Aspekte der sehr viel größeren »Gamingkultur«, die seit Erfindung der Spielekonsolen einen großen Anteil am Leben Jugendlicher hat. Games (digitale Spiele) sind ein wichtiger Bestandteil der Jugendkultur,
Das Durchschnittsalter von Konsument:innen digitaler Spiele liegt derzeit geschätzt bei 35–44
5. Was ist die meistgeschaute Netflix-Show, die auch Jugendphänomen war?
- Squid Game
- Wednesday
- Stranger Things
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Doch Squid Game, Stranger Things und Wednesday nun als typisch für die Jugendkultur zu bezeichnen, trifft es nicht. Wären die Serien nur unter Jugendlichen erfolgreich gewesen, hätten sie sehr wahrscheinlich nie die Rekordplätze und beeindruckenden Zuschauerzahlen erreicht.
Stranger Things etwa spielt nicht umsonst in den 80er-Jahren und Wednesday adaptiert ganz bewusst eine Figur der
6. Denkst du, die Jugend hat die Coronazeit gut überstanden?
- Ja klar, die sind doch fit.
- Nein, eher nicht.
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»Sieben von zehn Kindern leiden unter psychischem Stress.« Diese Aussage war im Juli 2023 Schlagzeile in der Wochenzeitung Die Zeit; auch Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne) zeigte sich besorgt. Die Statistik beruht auf Daten der Universitäten Ulm und Hamburg in einer gemeinsamen Studie zu »ökonomischen Folgekosten pandemiebedingter psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen«.
Während Erwachsene nach der Ausnahmezeit wieder in den Alltag zurückgefunden haben, fällt genau das vielen jungen Menschen schwer. Sie berichten von Isolation über Monate hinweg, von fehlender Struktur, beständiger Angst vor Ansteckung und stressvollem Fernunterricht per Videochat. Dazu kommt, dass Impfungen lange Zeit für jüngere Menschen nicht verfügbar waren, um sich zu schützen.
Der Jugend wurde während der Pandemie viel zugemutet. In diesem Text erkläre ich die Ergebnisse der COPSY-Studie.
7. Was sorgt die Jugend derzeit am meisten?
- Private Lebensumstände
- Krieg
- Klimawandel
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8. Kannst du folgende Liedzeile vervollständigen? »Die Welt geht unter, …«
- »und wir kämpfen dagegen bis zuletzt.«
- »und es kümmert einfach keinen.«
- »scheiß egal, denn wir gehen steil.«
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Der Teil des Refrains aus dem Lied »WeltULMtergang« lautet »Die Welt geht unter,
Junge Menschen sind besorgt und sehnen sich nach einem guten, normalen Leben. Kein Wunder, dass der Song den Weltuntergang von sich weist und trotzig eine ganz jugendliche Antwort gibt: »steil gehen«, also heftig feiern, trinken und Sex haben. Dass die düsteren Aussichten den jugendlichen Verfasser:innen aber wirklich »scheißegal« wären, davon sollte man nicht ausgehen. Immerhin sind sie alle Medizinstudierende, die sich dafür entschieden haben, ihr Leben damit zuzubringen, Menschen zu helfen.
Das Lied ist auch eine Anspielung auf einen viel berühmteren Song: »Hurra, die Welt geht unter« von den Berliner Hip-Hoppern von K.I.Z.
Perspektivenwechsel: Jung zu sein, heißt heute …
Okay, Schluss mit dem Quiz. Das diente vor allem dazu, klarzumachen: Über die Jugend zu sprechen ist schwierig, weil es viele Aspekte gibt, die junge Perspektiven heute prägen. Wir dürfen mitnehmen, dass es zum Verständnis der Jugend nicht reicht, einzelne Jugendwörter zu kennen, die ohnehin geringe Aussagekraft haben. Die Jugend lässt sich auch nicht über bestimmte Hobbys wie Gaming definieren, die viele Erwachsene längst teilen. Was die Jugend noch vor 10 Jahren abgrenzte, etwa eine starke Nutzung sozialer Medien, ist längst zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen geworden.
Jugendliche sind auch kein externer Bereich unserer Gesellschaft. Sie teilen Trends, leiden unter Krisen und gesellschaftlichen Sorgen, suchen Orientierung und sehnen sich nach Normalität und »besseren Zeiten« – genauso wie Erwachsene. Und dass es überhaupt eine einheitliche
Dennoch ist es sehr lohnenswert, sich mit der Perspektive von jungen Menschen zu beschäftigen. Denn sie teilen eine Gemeinsamkeit: Im Gegensatz zur durchschnittlichen deutschen Person –
Dass junge Menschen dabei Normen, Traditionen und Werte ihrer Umwelt infrage stellen, ist normal und gehört von jeher zum Erwachsenwerden dazu. Wenn überhaupt etwas typisch »jugendlich« ist, was sich verstehen lässt, dann das. Das kann schnell »rebellisch« oder »unbequem« wirken, hat aber viel Potenzial. Es liegt auf der Hand, dass sich die Herausforderungen von heute und die Probleme von morgen nicht mit Antworten von gestern lösen lassen.
In einer früheren Version des Textes fand sich ein beliebtes Zitat, das sich über die Jugend aufregt und angeblich aus der Antike stammt. Dieses war jedoch sehr wahrscheinlich nicht historisch und wurde deshalb entfernt.
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily