Dein Körper hat eine eigene Apotheke. So aktivierst du sie
Die menschliche Muskulatur hat eine Fähigkeit, die lange unbekannt war. Sie kann helfen, Krankheiten zu überwinden – wenn wir es zulassen.
Mehr als 650 Muskeln hat der Mensch. Sie halten uns aufrecht, versetzen uns in Bewegung, lassen uns Geschwindigkeit aufnehmen oder abrupt abbremsen. Sie helfen dabei, uns – je nach Bedarf – sehr grob oder auch ganz fein zu bewegen. Gleichzeitig sind sie unser Tor zur Welt: Dank ihnen können wir mit der Umwelt interagieren, über Mimik und Gestik unsere Gefühle ausdrücken, einander bedrohen oder in den Arm nehmen, kitzeln oder wegstoßen. Allein um unsere Stimme zu modulieren, um zu flüstern, zu singen oder zu schreien, nutzen wir rund 100 Muskeln. Selbst Atmen, Verdauen, unsere ganze Blutzirkulation sind ohne Muskeln nicht möglich. Und unsere Fortpflanzung? Ohne sie nicht denkbar – oder zumindest sehr langweilig.
Unser kleinster Muskel ist übrigens der Steigbügelmuskel im Innenohr. Das größte Volumen hat Musculus gluteus maximus, der große Gesäßmuskel. Er ist gleichzeitig ein gutes Beispiel für ein großes Problem der Muskulatur: Sie wird zu oft auf ihr Äußeres reduziert. Fitnessstudios werben mit knackigen Pos, dicken Armmuskeln und gut definierten Sixpacks. Boulevardmagazinen sind die Hinterteile von Prominenten eine Meldung wert. Und in den USA diskutierte eine ganze Nation die gut trainierten Oberarme der damaligen First Lady Michelle Obama.
Dabei können Muskeln so viel mehr, als uns in die gewünschte Form zu bringen. Immer mehr geraten in den letzten Jahren auch ihre inneren Werte in den Blick und die Wissenschaft beginnt langsam zu verstehen, welchen großen Einfluss unsere Muckis auf die Gesundheit haben. Indem sie mit anderen Organen kommuniziert, kann uns die Skelettmuskulatur vor Krankheiten schützen, unseren Stoffwechsel verbessern, uns konzentrierter und ausgeglichen machen – wenn wir sie denn nutzen.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily