Früher Frühling und später Herbst: Verschieben sich gerade wirklich die Jahreszeiten?
Manche Bäume treiben inzwischen bereits im Januar aus, andere halten bis Mitte November an ihren Blättern fest. Ist das nur ein Ausreißer oder das neue Normal?
Beim Blick aus dem Fenster präsentiert sich der Winter in großen Teilen Deutschlands derzeit wie aus dem Bilderbuch: verschneite Hausdächer, wie mit Puderzucker überzogene Bäume, Schneemänner in den Gärten. Gleichzeitig sorgt der Wintereinbruch ordentlich für Chaos – von Glatteis über geschlossene Schulen bis hin zu Stromausfällen und lahmgelegten Flughäfen ist alles dabei.
Damit haben noch vor ein paar Wochen wohl die wenigsten gerechnet. Denn statt in Gold getaucht leuchteten im Oktober viele Bäume noch in saftigem Grün. Erst ab November verfärbten sich die Blätter so zögerlich, als würden sie den Herbst in diesem Jahr am liebsten ganz ausfallen lassen. Aber ist an diesem subjektiven Gefühl etwas dran? Fingen Herbst und Winter später an als gewöhnlich?
Oder allgemeiner gefragt: Verschieben sich die Jahreszeiten?
Die kurze Antwort: Ja! Die Jahreszeiten haben sich in Mitteleuropa in den vergangenen Jahrzehnten merklich verschoben. Im Durchschnitt beginnen Frühling, Sommer und Herbst heute tendenziell früher als noch in den 60er-Jahren, der Winter ist kürzer.
Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily