Nachsitzen: Das muss unser Bildungssystem endlich lernen!
Die Schüler:innen in Deutschland haben bei der jüngsten PISA-Studie mal wieder ein schlechtes Ergebnis eingefahren. Ich habe mit einer Zukunftsforscherin und Bildungspädagogin darüber gesprochen, wie wir aus der Misere herauskommen.
Vor rund einer Woche gab es für das ganze Bildungssystem in Deutschland ein schlechtes Zeugnis. wurde veröffentlicht. Die Leistungen deutscher Schüler:innen sackten in den Kernbereichen Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften im Vergleich zur letzten PISA-Studie 2018 deutlich ab. Genauer gesagt, sind sprachliche und mathematische Fähigkeiten von 15-jährigen Schüler:innen laut PISA auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Studie im Jahr 2000.
Kein Wunder, dass seit der jüngsten Veröffentlichung ein Medienrummel losbrach, der bis heute anhält. Man ringt darum, was das Ergebnis bedeutet und was es daraus zu lernen gibt. »Pisa-Desaster« titelt der Spiegel und erklärt oberlehrerhaft, dass früher alles besser gewesen sei und man damals noch richtig gelernt habe.
Zeitungen des Springer-Verlags stürzen sich darauf, dass laut PISA das Bildungsniveau vor allem in »migrantischen Milieus oder unter den jüngst Zugewanderten« niedrig sei. – eine Steilvorlage für populistische Forderungen aus der Politik. Schon fordert Sachsens Kultusminister Christian Piwarz eine Maximalgrenze für Kinder mit Migrationshintergrund an Schulen – .
Über allem schwebt der eklatante Lehrkräftemangel in ganz Deutschland, der anhalten wird. Die Kultusministerkonferenz (KMK) erwartet, dass bis 2035 68.000 Lehrkräfte in Deutschland fehlen werden. Ein Grund ist schon länger bekannt: 25% aller angehenden Lehrer:innen leiden unter Burn-out-Symptomen. , stellte eine Studie bereits 2021 fest. Lehrer:in sein ist schon lange kein Traumjob mehr, Nervenzusammenbrüche im Lehrerzimmer Kein Wunder, denn Lehrer:innen berichten von und teilweise sogar gewalttätig werden. Denen müssen sie den ständigen Noten- und Leistungsdruck der Ministerien weiterreichen.
Einig ist man sich in der Analyse der PISA-Studie nur, dass irgendetwas grundlegend schiefläuft an deutschen Schulen und dringend etwas getan werden muss. Aber was? Das habe ich die Pädagogin und Bildungs-Didaktikerin Marie Czilwik von den Zukunftsbauern gefragt, die sich mit ihrer Initiative für ein grundlegendes Umdenken des Bildungssystems einsetzt. Ihr Ansatz: Bildung radikal neu denken und die ganz großen Fragen stellen.
Dirk Walbrühl:
Was hast du dir gedacht, als du die jüngsten PISA-Ergebnisse gesehen hast?
Marie Czilwik:
Ich war zumindest nicht überrascht. Es bestätigt, was wir seit Jahren sagen.
Und das ist?
Marie Czilwik:
Dass bei unserem Bildungssystem richtig viel zu machen ist.
Wie kaputt ist denn das Schulsystem?
Marie Czilwik:
Es ist schon relativ schlimm. Sagen wir, es ist eigentlich zu spät und wir haben den Gong nicht gehört. Jetzt, also nach den PISA-Veröffentlichungen, gibt es auch immer mehr Medienberichte darüber, was wir den Menschen in diesem System eigentlich antun – Lehrer:innen und Kindern.
Das kennst du ja aus eigener Hand als ehemalige Gymnasiallehrerin, oder?
Marie Czilwik:
Ja, ich komme aus diesem auf Leistung ausgerichteten System. Darauf wird man ja ausgebildet. Ich bin davon immer mehr weggekommen und denke heute viel mehr als Pädagogin. Viele Lehrer:innen haben etwa kaum Ahnung davon, was entwicklungspsychologisch bei Kindern passiert, welche emotionalen Zustände diese durchmachen, was sie wie aufnehmen können. Das zu verstehen und damit richtig umgehen zu können – daran hängt so viel.
Wenn also Lehrer:innen im Nachgang der PISA-Studie immer wieder davon berichten, dass Unterricht kaum möglich sei, weil Aufmerksamkeitsspannen sänken, Respektlosigkeit steige und auch Gewalt ein Problem sei, dann erkennst du ein Muster?
Marie Czilwik:
Ja, klar. Ich verstehe diese Überforderung von Lehrer:innen total. Sie kommen ja gar nicht mehr hinterher und alles landet letztlich auf ihren Schultern. Sie müssen ja auch die Herausforderung von Integration und Digitalisierung stemmen. Wir müssen aber noch einen Schritt zurückgehen und uns fragen: Was machen wir da eigentlich?
Einen anderen Blick auf Schule wagen
Was wäre deine Antwort?
Marie Czilwik:
Schulen sind in erster Linie Orte, wo kleine Menschen zusammenkommen, um das Große zu erproben – also das, was in der Welt heute wichtig wird, etwa auch Kooperation, Respekt und Gewaltfreiheit. Das ist aber nicht der Fokus unseres starren Bildungssystems. Stattdessen steigt der Druck – neuerdings sogar an Grundschulen! Jede Woche werden Tests geschrieben, Noten verteilt. Lernpsychologisch wissen wir doch längst, dass das alles kontraproduktiv ist und dass Druck und Stress in so einem Ausmaß nicht das gewünschte Resultat bringen können.
Wozu führt das?
Marie Czilwik:
Kinder bekommen Angst vor der Schule und geben den Stress an Lehrkräfte zurück, die wiederum ausbrennen. Die Krankheitszahlen steigen ja nicht umsonst. Lehrer gehen in Teilzeit, weil sie nicht anders können. Die Atmosphäre an vielen Schulen macht einfach krank.
Das alles ist schlimm, keine Frage. Aber könnte man nicht auch – böse formuliert – sagen, dass die Schule Kinder genau auf das vorbereite, was sie im Arbeitsleben an vielen Stellen erwarte: Druck, Stress und Leistungsvergleiche? Statt in ein hässliches Büro gehen sie in hässliche Betongebäude und machen etwas, mit dem sie sich nicht identifizieren?
Marie Czilwik:
Es ist nicht ganz falsch. Wir müssen uns klarmachen, woher unser Schulsystem kommt: aus der bismarckschen Zeit, also aus dem späten 19. Jahrhundert. Damals war es dazu gedacht, Soldaten auszubilden. Auf diesen Pfeilern basiert das System heute noch. Es ist im Kern hierarchisch. Alles funktioniert im Gleichschritt, alle Kinder haben zur gleichen Zeit anzutreten, alle werden gleich geprüft. Alle werden gleich erzogen und nach ein und derselben Vorstellung geformt. Übrigens auch Lehrer:innen. Und das wird mit »Reförmchen« aufrechterhalten, anstatt die großen Fragen zu stellen.
Also etwa, um es mit dem bekannten Moderator und Naturphilosoph Harald Lesch zu sagen:
Marie Czilwik:
Wir müssen uns zumindest die Frage stellen, welche Vision wir als Gesellschaft von Schule haben, ob die nicht anders als bei Bismarck sein sollte. Und dann ein Handlungskonzept entwickeln, um eine Wertegemeinschaft zu gestalten mit Werten, die zu unserer Zeit passen. Blinder Gehorsam, Disziplin und Gleichschritt passen nicht in unsere Zeit. Wir brauchen jetzt und in Zukunft Menschen, die ihren Selbstwert kennen, die eigenverantwortlich, engagiert, mutig, resilient und empathisch unsere Welt im Sinne einer wünschenswerten Welt für alle gestalten.
Das klingt sinnvoll. Aber wir haben ja genau jetzt ganz konkrete Probleme, wie du ja selbst sagst, und PISA bestätigt sie. Wir haben Lehrer:innen, die eher als Sozialarbeitende Konflikte und Basics managen, statt Wissen beizubringen. Wie helfen solch große Fragen dabei?
Marie Czilwik:
Sie können uns einen neuen Blickwinkel eröffnen und helfen zu verstehen, was strukturell schiefläuft. Ein Beispiel: Wenn du mit einer Grundschullehrerin aus »Hintertupfing« über ihren Alltag redest und einer Lehrerin aus Neukölln in Berlin, dann können sie über völlig unterschiedliche Dinge reden. Es sind eigentlich ganz eigene Berufsprofile mit eigenen Anforderungen. Grundsätzlich gilt es, »den Lehrerberuf« neu zu framen. Denn was sich viele darunter vorstellen, gibt es nicht mehr. Kaum ein:e Lehrer:in arbeitet nur 26 Stunden und hat in den Ferien und am Wochenende frei.
Wo Schule brennt und was wir tun und lassen sollten
Machen wir es konkret: Ein Problem unseres Bildungssystems ist gerade Gewalt an Schulen, was den Unterricht erschwert – vor allem bei Kindern, die integriert werden. Was können wir hier mit einem anderen Blick lernen?
Marie Czilwik:
Gewalt ist ja erst mal ein Ausdruck, also eine Handlung, die wir von außen sehen. Was aber steckt dahinter bei den Kindern? Psychologisch wissen wir, dass meist Angst, Wut oder Trauer hinter Gewalthandlungen stehen. Wir müssen uns fragen, was für Erfahrungen dahinterstehen, wie wir diese auffangen können, und daraus ein Handlungskonzept erarbeiten. Stattdessen bestrafen wir pauschal gewalttätiges Verhalten, grenzen damit Kinder aus und beschämen sie, statt sie zu verstehen – da können wir uns doch leicht ausmalen, dass das nicht besser wird.
Auch könnten wir mal auf die Hintergründe schauen, die es Kindern schwer machen: Nicht Migrationshintergrund, sondern Armut ist einer der größten Faktoren dafür, dass Kinder keinen Erfolg in der Schule haben und dann Frust erleben. Hier spielt übrigens mit rein, dass Deutschland im Bereich Antidiskriminierung dringenden Nachholbedarf hat.
Verständnis und Auffangen erfordern natürlich ein aufgebautes Vertrauen zwischen Lehrperson und Kind. Und dafür braucht es im Schulalltag natürlich Zeit. Ist das derzeit überhaupt realistisch?
Marie Czilwik:
Natürlich ist das nicht machbar, wenn wir Klassen von 29 Kindern und einer Lehrperson haben. Da müssen wir auch nicht mit Bildungsforscher argumentieren …
Einem Bildungsforscher, der vor allem die Qualität der Lehrperson als ausschlaggebendes Kriterium sieht und der vor allem von denen gern herangezogen wird, die politisch für größere Klassen argumentieren.
Marie Czilwik:
Natürlich brauchen wir starke, tolle Persönlichkeiten als Lehrer:innen. Die haben wir auch. Doch wir bauen drumherum kein gutes System, in dem sie gut wirken können. Deshalb arbeiten sie ständig am Limit – und das ist sicher nicht gut.
An dieser Stelle kommt dann gewöhnlich die Forderung, alles Drumherum bei Lehrer:innen zu streichen, damit sie sich nur auf die Lehre konzentrieren können, damit die nächste PISA-Studie besser ausgeht. Ist das eine Lösung?
Marie Czilwik:
Natürlich nicht. Klar sind Grundfähigkeiten wichtig, wie sie auch bei PISA abgefragt werden. Das wird sich auch nie ändern. Doch wir brauchen ein ganzheitliches Konzept von Lehre, das über reine Wissensvermittlung hinausgeht. Fragt man Lehrer:innen, warum sie diesen Beruf gewählt haben, sagen die meist übereinstimmend: »Weil ich es liebe, mit Kindern zu arbeiten, Vertrauen aufzubauen und ihnen beim Aufwachsen zu helfen.«
Und nicht »um Informationen zu lehren, damit sie eine Abfrage bestehen, um Noten zu erhalten«. Verstehe.
Aber ist es nicht doch so, dass früher einfach mehr Informationen und Inhalte vermittelt wurden und die Anforderungen heute gesunken sind? Simpel formuliert: Ich habe in der Schule noch Gedichte auswendig gelernt und Faust II gelesen.
Marie Czilwik:
Wir müssen erst mal festhalten, dass das Leben von Kindern heute einfach komplexer ist, als unseres früher war, und dass es auch anders funktioniert. Wir hatten ja noch keine Ahnung von Google, Social Media, digitalen Desinformationen, künstlicher Intelligenz und Co. Das heißt auch, dass andere Informationen wichtig sind, die Kinder Informationen anders aufnehmen, aber auch damit überfordert sind. Es gibt durchaus Lehrkräfte, die dann versuchen, Kinder »in Watte zu packen« und es ihnen leichter zu machen. Wir dürfen Kindern aber durchaus mehr zutrauen – übrigens nicht nur bei den Inhalten, sondern vor allem auch bei der Verantwortung und wie wir miteinander umgehen.
Miteinander umgehen umfasst natürlich auch Inklusion und Diversität, also genau das, was von manchen Politiker:innen gerade als Mitgründe für die schlechten PISA-Ergebnisse skizziert werden. Tenor: Früher war das in der Form noch nicht so Thema, deshalb muss das irgendwie Mitschuld sein. Ist das ein Sündenbock?
Marie Czilwik:
Wir haben in diesem Land lange Zeit Menschen im Schulsystem ausgegrenzt, weil sie vermeintlich anders lernen. Vermeintlich! Dabei ist mittlerweile erwiesen, dass alle Kinder durch Inklusion viel lernen. Zum Beispiel Respekt und Umgang miteinander. Wer dann sagt »Wir brauchen weniger Inklusion« oder »Dieses Kind soll aber nicht in der Klasse meines Kindes sein«, der hat ein Haltungsproblem, das wir auch so benennen sollten.
Noch etwas ist heute anders für Schüler:innen als früher: Der Stress durch äußere Faktoren. Kriege, Klimawandel, Propaganda, Pandemie-Nachwirkungen – das alles dürfte ja in die PISA-Ergebnisse reinspielen. Insgesamt sind die Ergebnisse aller geprüften Staaten ja schlechter als 2018 …
Marie Czilwik:
Diese äußeren Faktoren führen zu Zukunftsängsten. Das alles müssen Lehrer:innen in der Schule ja auch auffangen und begleiten. Es gibt aber auch pädagogische Methoden dagegen, etwa sich gemeinsam ein positives Zukunftsbild auszumalen und die große Frage zu stellen: »Wie soll die Zukunft denn aussehen, die ihr wollt?« Schule kann ein Ort dafür sein, für Utopien. Das Schlimmste wäre doch, dass stattdessen Kinder innerlich dichtmachen, wenn Schule nicht mehr andockt. Dass sie sich dann fragen: »Das hier hat doch alles nichts mit mir und meinem Leben, meinen Empfindungen zu tun.«
In welchem Rahmen soll das denn passieren?
Marie Czilwik:
Mit den Schüler:innen zum Beispiel in einer Projektwoche. Es gibt ja längst Modelle dafür, wie wir es besser machen können. Die kamen bisher nur nicht in den Schulen an oder wurden nicht ernst genommen. Das ändert sich gerade, denn das ist das Schöne daran, wenn Dinge schlimm sind: Es entsteht Potenzial, dass sich etwas bewegt.
Du klingt da ja recht hoffnungsvoll.
Marie Czilwik:
Ja, ich habe Hoffnung, dass gerade jetzt Schwung reinkommt. Immer mehr Politiker:innen äußern sich zum Beispiel. Die Sorge wächst und der öffentliche Druck auch. Es gibt viele Initiativen, die sich gerade jetzt in die Schulen reindrängen, und immer mehr Schulen, die sich bei ihnen Hilfe suchen.
Eine Vision für die Schule von morgen, schon heute
Du stehst ja selbst mit den Zukunftsbauern für eine solche Initiative. Was macht ihr?
Marie Czilwik:
Die Zukunftsbauer wurden von 2 Zukunftsforscherinnen gegründet. Wir wollen die Zukunft als Thema an Schulen bringen. Denn wir haben festgestellt, dass dies dort kaum passiert, obwohl die Schule doch ein Ort sein soll, der auf die Zukunft vorbereitet. Dabei gibt es einen Großteil der Berufe heute noch gar nicht, welche die Schüler:innen später ausüben werden! Wir haben dazu Materialien entwickelt, mit denen Lehrer:innen einfach gemeinsam mit ihren Schüler:innen Zukunftsgestaltung einüben können. Sie erarbeiten mit den Kindern dann eine Vision als wünschenswerte Welt und überlegen gemeinsam, mit welchem beruflichen Tun sie auf diese Vision einzahlen können. Zudem schulen wir große und kleine Menschen in Workshops, Impulsvorträgen oder prozessbegleitender Arbeit darin, visionär und zukunftsgewandt zu arbeiten.
Magst du vielleicht deine Utopie für eine Zukunftsschule teilen. Wenn du selbst eine Schule gestalten könntest, wie sähe die aus?
Marie Czilwik:
Wie der Ort letztlich aussieht, wäre fast egal. Vor allem ist es ein wertschätzender Ort, an dem ganz viel Beziehungsarbeit stattfindet. Hier bauen Lehrer:innen Vertrauen und Beziehungen zu Schüler:innen auf und übernehmen dafür die Verantwortung. Die Schule wäre kindgerechter und verspielter. Wir denken oft »Spielen« und »Lernen« als Gegensätze – dabei wissen wir längst, dass Kinder über das Spielen auch lernen.
Das klingt wirklich nach Utopie.
Marie Czilwik:
Wichtig dabei ist, dass es nicht darum geht, Kindern alle Bedürfnisse zu erfüllen. Das meine ich nicht. Kinder brauchen vor allem Orientierung und Grenzen, ohne direkt mit Bestrafung zu arbeiten. Auch Tests sind nicht immer schlecht, wir müssen Wissen auch ab und zu abfragen. Aber das alles geht mit weniger Druck, mehr Sinn, mehr Eigenverantwortung und mehr Wertschätzung. Und das steigert dann auch die Zufriedenheit an der Schule.
Und im besten Fall den Willen der Schüler:innen, mitzuarbeiten.
Marie Czilwik:
Klar. Wir wissen psychologisch, dass Schüler:innen gut lernen, die sich sicher und gesehen fühlen.
Dirk Walbrühl:
Wie kommen wir denn dahin?
Marie Czilwik:
Schulen müssten sich auf den Weg begeben, sich verändern zu wollen. Zum Beispiel könnten sie im Rahmen eines pädagogischen Tags eine Vision entwickeln. Da kann man sich auch Hilfen von außen zur Organisationsentwicklung holen. Es geht nämlich vor allem auch darum, dass tolle Visionen sich im Schulalltag umsetzen lassen. »Wir wollen alle gleichberechtigt miteinander umgehen« klingt schön, aber was bedeutet das, wenn ein:e Schüler:in etwa klaut? Hier braucht es Handlungsanweisungen und das ist ein ständiger Lernprozess.
Können Eltern etwas tun?
Marie Czilwik:
Hinter vielen Neugründungen mit guten Ansätzen, die ich kenne, stehen tatsächlich Elterninitiativen. Ich bin ein großer Fan der Idee, dass Eltern mehr Verantwortung und auch Rollen in der Schule übernehmen, und halte Zusammenarbeit mit Eltern für sehr wichtig. Ich glaube der Spruch »Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen« »Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen« ist aktueller denn je. In einer Welt, die immer komplexer und unsicherer wird, sind starke Beziehungen, erwachsene Netzwerke und Kooperation wichtige Konstanten, die uns Menschen innere Sicherheit bieten. Dazu dürfen sich auch Eltern gern fragen: Wie verhalte ich mich eigentlich tagtäglich, was lebe ich in Alltagssituationen vor, welche Werte vermittle ich? Wir alle müssen unseren Kindern heute vorleben, wie eine Welt von morgen aussehen kann.
Mit Illustrationen von
Frauke Berger
für Perspective Daily
Dirk ist ein Internetbewohner der ersten Generation. Ihn faszinieren die Möglichkeiten und die noch junge Kultur der digitalen Welt, mit all ihren Fallstricken. Als Germanist ist er sich sicher: Was wir heute posten und chatten, formt das, was wir morgen sein werden. Die Schnittstellen zu unserer Zukunft sind online.