Streitgespräch: Ist Deutschland bereit für die 4-Tage-Woche?
Für Sophie Jänicke, Vorstandsmitglied der IG Metall, ist die 4-Tage-Woche die Zukunft der Arbeit. Sie sieht darin Potenzial für ein gesünderes und nachhaltigeres Leben. Der Ökonom Holger Schäfer bezeichnet die verkürzte Arbeitswoche hingegen als Utopie, die sich nicht realisieren lasse.
3. Januar 2024
– 9 Minuten
Anja Dilk:
Viele Länder experimentieren schon länger mit der 4-Tage-Woche. Anfang 2024 startet auf Initiative der Organisation
auch in Deutschland ein Pilotversuch. 50 Unternehmen testen ein halbes Jahr lang die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Frau Jänicke, ist Deutschland bereit für so ein Arbeitsmodell?
Sophie Jänicke:
Das wird unter anderem dieser Versuch zeigen. Wir sind in einer Entwicklungsphase: Passt das Modell grundsätzlich zu den Arbeitsrealitäten in Deutschland? Wenn ja, wie genau muss es gemacht sein, damit es funktioniert?
Ich glaube, für die Stahlbranche etwa könnte die 4-Tage-Woche die Zukunft sein. Wir als IG Metall fordern hier aktuell eine Verkürzung der 35- auf eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Kurz: Ich glaube, Deutschland ist reif dafür.
Was spricht für Sie dafür?
Sophie Jänicke:
Erstens kann die Verkürzung der Arbeitszeit Beschäftigung sichern. Viele Branchen sind durch die ökosoziale Transformation im Umbruch, sie müssen sich anpassen an die Anforderungen einer klimagerechten Wirtschaft. In einigen Unternehmen und Branchen werden sicher Jobs wegfallen.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.
Titelbild: IG Metall / Institut der deutschen Wirtschaft - copyright