Gehackt: Die Katar-Krise im Whatsapp-Chat
Noch eine Krise im Nahen Osten. Was Trump, Saudi-Arabien und Co. da mit Katar anstellen, sollen sie uns am besten selbst erklären – per Messenger.
Wenn Kleine ganz groß rauskommen, ist das nicht immer eine gute Nachricht: Diese Erfahrung machte vor einem Monat der Mini-Golfstaat Katar, in dem auf einer Fläche halb so groß wie Hessen
Die Isolation Katars folgte auf
Nicht der einzige Grund für den Boykott gegen den wegen
Was außerdem seit Trumps Besuch in Saudi-Arabien passiert ist, sollen uns die verschiedenen Akteure am besten selbst erklären – und das ganz unkonventionell. In arabischen sozialen Medien ist es der Hit, komplexe politische Situationen und ihre Hauptdarsteller im Whatsapp-Chat zu inszenieren. Deshalb: Vorhang auf für die Katar-Krise auf deinem Handy!
»Trump of Arabia«
Werft die Terroristen raus, werft sie aus euren Gebetshäusern, werft sie aus euren Gemeinden, werft sie aus euren Ländern!
Im Gegensatz zum saudischen König war der katarische Emir Tamim bin Hamad al-Thani während des Riad-Gipfels nicht im Trump-Fieber. Wer die rund 40 Sekunden
Der Grund für die schlechte Laune in Katar: Vor dem Besuch des US-Präsidenten in Riad gab die katarische Regierung bekannt,
- Katar hat viel Geld in die Infrastruktur des Gazastreifens gesteckt, in dem die radikal-islamistische Hamas herrscht. Funktionäre der Hamas lebten in der katarischen Hauptstadt Doha.
- Die
- Nach dem Israel-Libanon-Krieg im Jahr 2006 finanzierte Katar neben Saudi-Arabien den Wiederaufbau. Dabei floss das katarische Geld
- Katar unterstützte im Jahr 2013 die
Katar streitet die Finanzierung radikal-islamistischer Terrorgruppen vehement ab.
In die aktuellen Terrorvorwürfe gegen Katar mischt sich von Seiten Saudi-Arabiens und der USA auch die Kritik an der iranisch-katarischen Beziehung. Irans und Katars Küsten trennen nur knapp 200 Kilometer Persischer Golf und ein riesiges Gasvorkommen. Ein wahrscheinlich gefälschter Kommentar des katarischen Emirs al-Thani über den Iran war wohl dann auch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte:
Kein gutes Image
Dass Sigmar Gabriel für eine Aussöhnung am Golf in die Bresche springt, war nach seinen Kommentaren zu Trumps Riad-Trip unausweichlich. Ende Mai kritisierte er den Waffendeal des US-Präsidenten mit Saudi-Arabien und bezeichnete Trumps Politik der nationalen Interessen als Schwächung des Westens. »Wer dieser US-Politik nicht entgegentritt, macht sich mitschuldig«, sagte
Es kann nicht immer nur um Trump gehen.
Doch es kann nicht immer nur um Trump gehen. Genauso wenig wie es nicht immer nur um Saudi-Arabien und den Iran gehen kann, wenn wir über neue Krisen im Nahen Osten reden. In den meisten Analysen wird vereinfacht dargestellt, dass es sich hierbei nur um ein weiteres Muskelspiel zwischen den beiden islamischen Supermächten handle. Die Katar-Krise sei lediglich ein Stellvertreterkonflikt. Doch die 13 Forderungen von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Bahrain zeichnen ein ganz anderes Bild.
Es geht ganz konkret um Katar und seinen Machtausbau in der arabischen Welt. Einfluss gewinnt es in der Region durch Medien, humanitäre Hilfestellungen und Vermittlung in Gebieten, die von radikalen Gruppen kontrolliert werden,
Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen und die Terrorvorwürfe sollen Katars internationales Image weiter schädigen, das erst seit dem Putsch in Ägypten und der Unterstützung der Muslimbruderschaft
Der kleine Golfstaat soll sich dem großen Nachbarn fügen.
Doch das ist nicht genug. König Salman will die Loyalität der umliegenden arabischen Staaten erzwingen. Katar weigerte sich, alle 13 Forderungen bis zum Ablauf des Ultimatums zu erfüllen. Es könnte also weiter Sanktionen hageln, bis sich der kleine Golfstaat dem großen Nachbarn fügt. Es könnte aber auch alles ganz anders laufen: Das behauptet zumindest der amerikanische Thinktank Eurasia Group. Laut seiner
Es bleibt nichts anderes übrig, als weiter zu rätseln, wo die Reise hingeht. Nachdem das Ultimatum abgelaufen war, berieten sich die Blockadestaaten in Kairo. Ihr vorläufiger Fahrplan in der Krise: Sie wollen weitere Schritte gegen Katar beschließen, die nicht gegen internationales Recht verstoßen. Der Boykott bleibt intakt.
Titelbild: NASA - public domain