Wieso tragen wir nicht alle diese »Wunderschuhe«? Ein Orthopäde klärt auf
Können sie Fehlstellungen vorbeugen? Oder sogar Einlagen ersetzen?
»Sie schonen die Gelenke, können Fehlbildungen sowie Muskelschmerzen vorbeugen und lehren uns einen natürlichen, gesunden Gang«: Barfußschuhe und -sandalen sind laut der enthusiastischen Schuhverkäuferin, die mich berät, das Nonplusultra in der Welt der Fußbekleidung. Stimmt das? Und falls sie so gut sind, warum laufen dann nicht längst alle Menschen mit diesen minimalistischen Latschen durch die Gegend?
Im Regal sehe ich Schlappen in allen Formen und Farben – von Zehenschuhen aus Gummi über Büro- und Straßenschuhe mit boxigem Zehenkasten aus Hanffasern oder Leder bis hin zu Trekkingsandalen mit Zehensteg oder Riemchen aus Kautschuk. Eines haben sie alle gemeinsam: Ihre Sohlen sind 1,5–4 Millimeter dünn; bei herkömmlichen Schuhen sind es üblicherweise 10–20 Millimeter.
PD-Classic
Dieser Artikel erschien zuerst im September 2021. Vor Neuveröffentlichung haben wir den Text und seine Quellen noch einmal gründlich überprüft und kleinere inhaltliche Anpassungen vorgenommen.
Um herauszufinden, ob die »Wunderschuhe« ihrem hohen Anspruch gerecht werden können, spreche ich mit Stefan Heidl. Der Orthopäde und Unfallchirurg ist begeisterter
Am Telefon erklärt er mir, dass unsere Füße viel mehr Beachtung verdienen. Denn sie tragen uns im Laufe eines Lebens durchschnittlich 3–4-mal um die Erde und ein Fuß allein besteht aus 26 Knochen, 114 Bändern, 20 Muskeln und 33 Gelenken. Außerdem erklärt er, warum er das Geschäft mit gepolsterten Schuhen sowie Einlagen kritisch betrachtet.

Mit Illustrationen von Claudia Wieczorek für Perspective Daily