High oder »High risk«: 9 Fakten, mit denen du im Streit um Cannabis mitreden kannst
Macht Kiffen dumm oder ist Gras harmlos? Und greifen nach der Legalisierung mehr Menschen zum Joint? Wir helfen dir, den grünen Faden in der Debatte nicht zu verlieren.
Es ist eine gefährliche Droge, mit der viele Menschen nicht umgehen können. Sie verursacht weitreichende Schäden im Körper und kann sogar zum Tod führen, obwohl sie in Deutschland verharmlost wird.
Die Rede ist natürlich von … nein, nicht Cannabis … Alkohol.
Was wir hierzulande in Litern saufen und in jedem Supermarkt zu kaufen ist, steht laut der Weltkommission für Drogenpolitik auf Platz 1 der
Da verwundert es schon, dass derzeit – auch in Bierzelten und an Stammtischen – eine so hitzige Debatte um diese eine Droge geführt wird. Für die Befürworter:innen ist Cannabis (auch liebevoll »Bubatz«, »Dope«, »Ganja«, »Hanf«, »Weed« oder »Gras« genannt) ein harmloser Heilsbringer, der Schmerzen lindert, den Geist beruhigt und bei Schlafstörungen hilft. Für die Gegner:innen ist es eine gefährliche Einstiegsdroge für Jugendliche, die psychische Störungen auslöst und sogar dumm machen kann – und die wir nicht auf die Bevölkerung loslassen sollten.
Doch genau das hat Gesundheitsminister Lauterbach vor und hat dafür das deutsche Cannabis-Gesetz auf den Weg gebracht – damit löst er ein politisches Versprechen der Ampelregierung ein. Das Gesetz wurde bereits vom Bundestag verabschiedet und sollte
Währenddessen macht vor
Wir schauen über den Tellerrand und auf die Wissenschaft und erklären dir alles, damit du beim Thema »Bubatz« fundiert mitreden kannst und nicht den Kopf ins Gras stecken musst. Vielleicht änderst du nach dem Lesen sogar deine Meinung.
1. Wie wirkt Cannabis auf Menschen?
Angenommen, du entscheidest dich dazu, einen Joint zu rauchen – also eine Cannabis-Zigarette: Was passiert dann in deinem Körper?
Das wissen wir heute recht gut: Beim Kiffen tritt die Wirkung sofort ein und erreicht nach etwa 15 Minuten ihr Maximum, nach 2–3 Stunden klingt der Effekt wieder ab.
Was wir auch wissen: Entscheidest du dich dafür, Cannabis etwa in einem Cookie zu essen oder es als Tee zu trinken, ist die Zeit bis zum Eintritt der Wirkung schwerer vorherzusehen. Wie und ob das Gras wirkt, hängt beispielsweise auch davon ab, wie du zuvor gegessen hast.
Grundsätzlich kann Cannabis diese psychischen und körperlichen Effekte auf dich haben:
- Du wirst high: Cannabis kann einerseits dein Wohlbefinden steigern, du wirst passiv und entspannst dich – andererseits kann es dich in eine niedergeschlagene, depressive Stimmung versetzen.
- Deine Konzentration und Gedächtnisleistung nimmt (zumindest kurzfristig) ab.
- Du bekommst Appetit.
- In seltenen Fällen kann der Konsum zu Desorientiertheit, Verfolgungswahn und Panik führen.
- Dir kann schwindelig werden, dein Mund wird trocken, deine Augen rot und gegebenenfalls wird dir etwas übel.
Fakt: Die Wirkung von Cannabis hängt davon ab, wie du es konsumierst.
2. Was passiert im Gehirn unter THC?
Mittlerweile wissen sie: Das Endocannabinoid-System (kurz: eCB-System) spielt eine wichtige Rolle bei der Informationsverarbeitung im Gehirn und der Steuerung von Bewegung, aber beispielsweise auch bei der Immunabwehr. Dieses System gibt es nicht nur beim Menschen, sondern bei allen Säugern, aber auch bei Vögeln, Amphibien und Fischen.
Dein Körper produziert eine Art eigenes Cannabis
Normalerweise wird das eCB-System von körpereigenen Endocannabinoiden reguliert, also von einer Art körpereigenem Cannabis. Diese Endocannabinoide docken an Rezeptoren im eCB-System an und spielen eine Rolle bei der Steuerung unseres Zentralnervensystems.
2 Rezeptoren des eCB-Systems sind besonders gut erforscht: CB1 und CB2.
Willst du wissen, wo sie überall zu finden sind? Klicke hier!
CB1: Weit verteilt sind CB-1-Rezeptoren etwa in Teilen des Groß- und Mittelhirns, dem Hippocampus (der beispielsweise an der Gedächtnisbildung beteiligt ist) sowie dem Riechkolben und dem Kleinhirn. Das sind die Orte im Nervensystem, in denen auch Cannabis die größte Wirkung entfaltet. Neben dem Zentralnervensystem befinden sich Cannabinoid-Rezeptoren über den ganzen Körper verteilt: in der Nebenniere, in Fettzellen, dem Herz, der Lunge, der Leber, der Milz, dem Pankreas, dem Gastrointestinaltrakt, im Mund, im Auge, in der Haut, in der Prostata, dem Uterus, den Ovarien, den Hoden, in Knochen, dem Gefäßendothel und weiteren Geweben.
CB2: CB2-Rezeptoren finden sich vor allem in Zellen des Immunsystems, aber auch in weiteren Geweben: in der Lunge, Milz, Haut, den Knochen, im Magen-Darm-Trakt, den Fortpflanzungsorganen, aber auch im Gehirn.
Wer Cannabis raucht, isst oder trinkt, bringt das Gleichgewicht, das in diesem System herrscht, durcheinander. Denn THC ist den körpereigenen Botenstoffen sehr ähnlich. Es kann wie ein Endocannabinoid im eCB-System andocken – und beispielsweise die Dopamin-Ausschüttung anregen. So kann Cannabis-Konsum die oben genannten Effekte hervorrufen.
Lebenserhaltende Prozesse reagieren nicht auf Cannabis
Die Rezeptoren, an die Cannabinoide andocken können, sind über den gesamten Körper verteilt – mit einer Ausnahme: Kaum zu finden sind sie nämlich in Gehirnarealen, die lebenserhaltende Prozesse steuern, etwa dem Hirnstamm. Das ist ein Grund dafür, dass Cannabis nicht tödlich überdosiert werden kann. Die Stoffe können schlicht nicht auf lebensnotwendige Prozesse, wie die Atmung, einwirken – bei vielen Opiaten ist das anders.
Wie stark Cannabis wirkt und welche Folgen der Konsum haben kann, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Geschlecht und Vorerkrankungen spielen dabei eine Rolle, aber vor allem auch eines: das Alter.
Fakt: Auch dein Körper produziert Stoffe, die wie Cannabis wirken. Doch von außen zugeführt, bringen Cannabinoide das Gleichgewicht deines Nervensystems durcheinander.
3. Reagieren Jugendliche anders auf Cannabis?
Wer Cannabis konsumiert, fängt damit laut Statistik oft schon in der Jugend an. Weil die Pubertät ein Zeitraum ist, in dem das Gehirn grundlegende Entwicklungen durchmacht und »neu vernetzt« wird, kann das problematisch werden.
Mittlerweile wissen Forschende, dass Jugendliche mehr Rezeptoren als Erwachsene haben, an die Cannabinoide andocken können. Denn diese Docking-Stationen spielen eine Rolle beim Gehirn-Umbau in der Pubertät. Weil es mehr Rezeptoren gibt, kann Cannabis bei jungen Menschen allerdings auch stärkere Effekte hervorrufen als bei älteren.
Sicher ist auch, dass sich Cannabis zumindest kurzfristig auf die Gedächtnisleistung von jungen Konsumierenden auswirken kann. Wer früh Cannabis konsumiert, hat häufiger auch:
- Lern- und Gedächtnisdefizite
- gestörte Aufmerksamkeitsprozesse
- eine beeinträchtigte Impulskontrolle
- verlangsamte Reaktionszeiten
- eine riskantere Entscheidungsfindung
- eine gleichzeitig erhöhte
Bildgebende Verfahren zeigen, dass sich das Gehirn in seiner Arbeitsweise und seinem Aufbau verändern kann, wenn Menschen frühzeitig und über eine lange Zeit Cannabis konsumieren.
Chronischer Cannabiskonsum kann etwa strukturelle Veränderungen in Gehirnregionen verursachen, die eine hohe Dichte an Cannabinoid-Rezeptoren aufweisen. Das betrifft besonders Bereiche, die an der Gedächtnisbildung beteiligt sind. Etwa die Amygdala und den
Forschende gehen davon aus, dass die Veränderungen im Gehirn auch die kognitiven Fähigkeiten der Studien-Teilnehmenden beeinflussten: Bei einer Nachuntersuchung einige Jahre später reagierten betroffene Proband:innen impulsiver und konnten sich weniger gut auf eine bestimmte Aufgabe konzentrieren.
Bilden sich die Veränderungen zurück?
Inwieweit sich die Auffälligkeiten im Gehirn wieder zurückbilden können, wenn das Kiffen eingestellt wird, ist jedoch unklar – bislang fehlen Studien, die Proband:innen über eine lange Zeit begleiten. Es wäre beispielsweise möglich, dass die Veränderungen zwar bestehen bleiben, das Gehirn sie aber weitgehend kompensieren kann. Zumindest weisen Studien darauf hin, dass sich die Gedächtnisleistung wieder erholt,
Auch bei Erwachsenen deutet die aktuelle Studienlage darauf hin, dass sich die kognitive Leistungsfähigkeit erholt, wenn sie längere Zeit abstinent sind. Konsumieren sie weiter, ist das logischerweise anders.
Fakt: Jugendliche Gehirne bilden sich noch und reagieren damit sensibel auf Drogen, das gilt auch für Cannabis. Die Forschung ist aber noch nicht abgeschlossen – unklar ist etwa, ob die Veränderungen bestehen bleiben und wenn ja, welche Folgen das hat. Damit sie über die Risiken Bescheid wissen, sind Präventionsprogramme wichtig!
4. Wie abhängig macht Cannabis?
Wenn sich die Gedanken nur noch um den Konsum von etwas drehen und andere Bereiche des Lebens dafür vernachlässigt werden, wenn mehr davon nötig wird, um sich gut zu fühlen und Betroffene die Kontrolle darüber verlieren,
Die Symptome sind vor allem psychischer Natur. Cannabis-Abhängige lassen die Droge, die Beschaffung und den Konsum ihr Leben bestimmen – was negative Auswirkungen auf ihr soziales Umfeld oder die Arbeit haben kann. Eine weitere Folge: Desinteresse an allen Nicht-Cannabis-Inhalten und geminderte Belastbarkeit. Auch depressive Verstimmungen sind möglich.
Körperliche Symptome sind dagegen mild und treten vor allem bei einem Cannabis-Entzug auf. Sie reichen von Unruhe über Appetitlosigkeit bis zu Schlafstörungen. Anders als bei anderen Substanzen ist der Entzug aber zumindest körperlich unbedenklich und häufig ambulant möglich – zum Beispiel in Einzel- oder Gruppentherapien. Schwieriger wird es, wenn neben Cannabis beispielsweise noch andere Drogen wie Alkohol im Spiel sind.
Von Cannabis loszukommen, dauert im Schnitt etwa 18 Monate und die Prognose ist besser als
Doch wie viele Menschen betrifft eine Abhängigkeit tatsächlich?
Dazu gibt es verschiedene Schätzungen. Größere internationale Studien zum Thema gehen davon aus,
Was das für die Lage in Deutschland bedeutet, erhebt regelmäßig das Epidemiologische Suchtsurvey (ESA). Darin wird seit 1980 erfasst, welche Substanzen die Allgemeinbevölkerung in Deutschland konsumiert. Demzufolge waren 2018 etwa 1% der Männer sowie 0,3% der Frauen von einer Cannabis-Abhängigkeit betroffen. Unter Jugendlichen zwischen 12 bis 18 Jahren erfüllten 0,8% die Kriterien für eine Cannabis-Abhängigkeit.
Ein höheres Risiko, eine Cannabis-Abhängigkeit zu entwickeln, besteht demnach, wenn folgende Kriterien zutreffen:
- männliches Geschlecht
- häufiger Konsum
- Co-Konsum mit Tabak
- Konsum von hochpotentem Cannabis, also mit hohem THC-Gehalt
Fakt: Cannabis kann abhängig machen, wenn es regelmäßig konsumiert wird. Es gibt Faktoren, die das Risiko erhöhen.
5. Ist »Weed« generell harmlos? Das sind die Risiken
Cannabis kann also abhängig machen und wirkt stärker auf Jugendliche. Doch wie ernst sind gravierende Folgen der Droge, die etwa auch in der Debatte um eine Cannabis-Legalisierung in Deutschland eine große Rolle spielen?
- Unter regelmäßigen Cannabis-Konsument:innen sind psychotische Störungen 2–3-mal häufiger als bei vergleichbaren Nicht-Konsument:innen.
- Am deutlichsten ist das erhöhte Krankheitsrisiko für Psychosen: Bei gelegentlichem Konsum ist es um das 1,4–2-Fache erhöht, bei intensivem Konsum steigt es auf das 2–3-Fache an.
- Cannabis-Konsument:innen erkranken in der Regel rund 2,7 Jahre früher an der psychotischen Störung und haben einen ungünstigeren Krankheitsverlauf.
- Ein hoher THC-Gehalt kann das Risiko für Psychosen weiter erhöhen.
- Aber: Werden die Patient:innen abstinent, unterscheidet sich die Rückfallquote nicht mehr von Patient:innen, die nie Cannabis konsumiert haben.
Obwohl es diese statistischen Zusammenhänge gibt, ist der kausale Zusammenhang noch weitgehend unklar – Forschende wissen also nicht, auf welche Weise Cannabis psychische Probleme begünstigt. Zudem ist nicht immer klar, was zuerst da war: der Konsum oder die psychische Erkrankung. Manche Forschende gehen davon aus, dass sich einige Menschen (unbewusst) mit Cannabis selbst therapieren, um psychische Beschwerden abzumildern.
Insgesamt spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung einer psychischen Erkrankung. Der Co-Konsum mit anderen Mittel, aber auch das soziale Umfeld und genetische Vorbelastungen können eine Rolle spielen. All das herauszurechnen, ist schwierig.
Und wie sieht es mit Problemen abseits der Psyche aus? Körperliche Folgen sind bei Cannabis-Konsum seltener: Rechnet man Alkohol- und Tabakkonsum heraus, zeigt sich beispielsweise kein erhöhtes Risiko für die meisten Krebserkrankungen. Lediglich das Risiko für Hodenkrebs scheint Cannabis-Konsum zu erhöhen. Wer regelmäßig konsumiert, erhöht zudem das Risiko für Atemwegsprobleme wie Husten, keuchenden Atem und ein Engegefühl in der Brust.
Fakt: Die Studienlage weist darauf hin, dass Cannabis-Konsum mit verstärktem Hang zu Psychosen korreliert. Der kausale Zusammenhang ist jedoch unklar, wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Auch hier ist die Forschung noch lange nicht abgeschlossen.
6. Kann man Gras sicherer konsumieren?
Natürlich bleibt der Konsum einer Droge nie ohne Risiko – egal ob es dabei um Cannabis, Alkohol oder Nikotin geht. Für das »High«-Gefühl und den Rausch nehmen Menschen aber schon seit Jahrtausenden die Nebenwirkungen von Drogenkonsum in Kauf. Dass sie einfach damit aufhören, ist wohl eher unrealistisch. Um den Cannabis-Rausch etwas sicherer zu machen, gibt es ein paar einfache Regeln, die sich auch aus den vorherigen Antworten ableiten lassen:
- Cannabis nur in Maßen konsumieren: Zwar hat auch vereinzelter Konsum Risiken, diese sind jedoch vergleichsweise gering. Wer die Kontrolle über den Konsum verliert, sollte sich frühzeitig Hilfe holen, etwa bei einer Suchtberatungsstelle.
- Auf den THC-Gehalt achten: Forschende gehen davon aus, dass insgesamt 12% der Neuerkrankungen an Psychosen verhindert werden könnten,
- Auf den CBD-Gehalt achten: CBD ist der zweite Hauptwirkstoff von Cannabis – ihm werden etwa antipsychotische Effekte zugeschrieben. Normalerweise sind THC und CBD in ähnlichen Mengen in Cannabis vorhanden. Das Problem: Aktuell geht der Trend zu Sorten,
- Dampfen statt Rauchen: Um Lungenproblemen vorzubeugen, kann es helfen, Cannabis zu verdampfen. Das wird auch mit medizinischem Cannabis häufig gemacht. Aber Vorsicht: Verdampfen kann die Wirkung verstärken! Eher nicht empfehlenswert ist es, Cannabis zu essen: Hier sind die Wirkung und der Zeitraum bis zum »High« unvorhersehbar.
- Nur nüchtern am Verkehr teilnehmen: Kiffen vermindert die Aufmerksamkeit – und macht Auto- und Radfahren gefährlich. Mit dem Cannabis-Gesetz soll auch festgelegt werden, wie lange Autofahren nach dem Konsum von Cannabis tabu ist.
- Nicht selbst therapieren: Wenn du Cannabis einsetzen möchtest, um gesundheitliche oder psychische Beschwerden auf eigene Faust zu behandeln, ist das in der Regel keine gute Idee. Nicht in allen Bereichen ist ein positiver Effekt belegt und so kann der Konsum auch nach hinten losgehen. Deshalb solltest du unbedingt mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen, die sich mit dem Thema auskennt!
Fakt: Auch wenn Drogenkonsum immer Risiken hat, kannst du einiges beachten, um den Konsum sicherer zu machen.
7. Welche Vorteile hat der Konsum von Cannabis?
Sind wir ehrlich: Das »High« ist wohl für viele Menschen der zentrale Grund, Cannabis zu konsumieren. Doch Cannabis-Konsum hat darüber hinaus auch positive Effekte auf die Symptome verschiedener Krankheiten. Deshalb ist der Einsatz von medizinischem Cannabis seit 2017 in Deutschland erlaubt.
- zur Linderung chronischer Schmerzen bei MS, Krebs, Rheuma oder Neuropathie (chronischer Nervenschmerz) – hier kommt medizinisches Cannabis am häufigsten zum Einsatz
- bei leichten Spastiken im Zusammenhang mit MS
- der appetitanregende Effekt wird genutzt, um Anorexie oder Gewichtsverlust, AIDS, Tumorerkrankungen oder Alzheimer entgegenzuwirken
- beim Grünen Star kann Cannabis außerdem den Augeninnendruck senken
Krankenkassen zahlen für medizinisches Cannabis, wenn eine schwere Erkrankung vorliegt, andere Therapien nicht helfen und eine Hoffnung auf Besserung durch Cannabis besteht.
Wer Cannabis einsetzen möchte, um gesundheitliche Beschwerden zu mildern, sollte immer mit einem Arzt oder einer Ärztin darüber sprechen. Gerade bei psychischen Erkrankungen kann eine Selbstmedikation negative Konsequenzen haben.
Fakt: Cannabis kann medizinisch eingesetzt werden und zum Beispiel gegen Schmerzen helfen. Doch wie bei allen Wirkstoffen sollte dies ärztlich abgeklärt werden.
8. Warum sollte man überhaupt Drogen erlauben?
Cannabis ist die beliebteste (noch) illegale Droge Deutschlands, besonders unter Jugendlichen. Der Konsum nimmt seit Jahren zu. Das zeigt, dass ein großer Bedarf unter Jugendlichen besteht und das Verbot kaum funktioniert.
Das ist auch in anderen Ländern so. Die politischen Reaktionen auf diese Situation gehen in 2 gänzlich unterschiedliche Richtungen:
- Verbieten: 1961 riefen die Vereinten Nationen die »Konvention zu illegalen Drogen« ins Leben, die dazu aufruft, alle Drogen auf einer bestimmten Liste politisch zu bekämpfen.
- Erlauben: In den letzten 50 Jahren mehren sich Stimmen namhafter Personen mit guten Gründen, Drogen nicht zu verbieten.
Während ein Großteil der Länder weltweit am
Doch zwischen »legal« und »illegal« gibt es eine Menge Möglichkeiten, Drogenpolitik zu gestalten.
Kein Wunder, dass immer mehr Länder in der Drogenpolitik neue Wege gehen. Wenn sich Deutschland demnächst mit einer Liberalisierung von Cannabis dazugesellt, kann es von vielen Vorbildern lernen.
Fakt: Der internationale »War on Drugs« hat bisher kaum Erfolge erzielt und immer mehr Länder liberalisieren die Drogenpolitik.
9. Werden wir alle zu abhängigen Kiffer:innen? Das sagen die Erfahrungen aus anderen liberalisierten Ländern
Mögliche Szenarien zeigt ein Blick in Länder, in denen die Cannabis-Gesetze schon seit längerer Zeit liberaler sind.
- Die Niederlande zeigen: Ein Massenkonsum bleibt aus. In den Niederlanden sind der Besitz, die Produktion und der Verkauf von Drogen illegal – auch der von Cannabis. Allerdings wird der
Die Effekte dieser Entkriminalisierung haben verschiedene Studien untersucht. Sicher ist: Nach der Legalisierung ist der Konsum nicht explodiert. Zwar hat die Zahl der Menschen, die in ihrem Leben mindestens einmal Cannabis konsumiert haben, zugenommen – doch ein direkter Kausalzusammenhang mit der
Schon 1995 berichtete die niederländische Regierung, dass im Vergleich zum übrigen Europa nur wenige junge Menschen in den Niederlanden einen problematischen Drogenkonsum entwickelten. Was in den Niederlanden gut funktioniert zu haben scheint: Die Trennung von Cannabis-Markt und anderen Drogenmärkten. Aktuell läuft in den Niederlanden ein Experiment mit staatlich angebautem Cannabis, dessen Ergebnisse noch ausstehen. - Kanada zeigt: Die Risiken für die Volksgesundheit bleiben niedrig. Kanada legalisierte 2018 den Besitz von Cannabis für Personen ab 19
Auch dort waren konservative Politiker:innen zu Beginn besorgt, dass der Konsum zu mehr Kosten im Gesundheitssystem führen würde – was sich nicht bestätigt hat. Einlieferungen wegen übermäßigen Cannabis-Konsums sind in den letzten 5 Jahren stabil geblieben. Dafür konnte die Bevölkerung besser informiert werden, etwa durch Warnhinweise für Cannabis-Produkte und Thematisierung im - Portugal zeigt: Hilfe statt Strafen wirkt. In Portugal ist seit 2001 der Erwerb, Besitz und Konsum aller Drogen für den persönlichen Gebrauch entkriminalisiert – es gilt nicht mehr als Straftat, sondern als eine Ordnungswidrigkeit wie Falschparken. Drogenhandel ist nach wie vor strafbar. Wer in Portugal unter Drogeneinfluss auffällig wird, landet nicht im Gefängnis, sondern muss eine »Kommission zur Vermeidung des Drogenkonsums« aufsuchen – die meist aus Jurist:innen, Psycholog:innen und Sozialarbeitenden besteht.
Sie helfen der Person, einen möglichen Kontrollverlust zu erkennen, und
Fakt: Erfahrungen anderer Länder zeigen, dass bei der Legalisierung oder Liberalisierung von Drogen die düsteren Prophezeiungen von Skeptiker:innen ausbleiben.
Perspective Daily wird die Cannabis-Legalisierung in Deutschland begleiten. Wir planen mehrere Texte zu dem Thema, etwa zum Eigenanbau. Hast du noch Fragen? Dann schreibe sie uns hier oder in den Kommentaren.
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily