Während ich diese Zeilen schreibe, warte ich auf meinen Flug. Das Gate ist voll. Menschen führen Videogespräche mit Freund:innen und Familie, die sie bald wiedersehen werden. Eltern bespaßen ihre Kinder und hüten ihre Rucksäcke und Trolleys, die das Handgepäck-Limit ausreizen. Andere schirmen sich mit Kopfhörern vom Treiben des Gates ab und versuchen, sich noch etwas auszuruhen. Oder erledigen ihre Arbeit – so wie ich. Die Atmosphäre ist geschäftig, aber fröhlich. Sonnenstrahlen fallen durch die großen Flughafenfenster auf viele grinsende Gesichter.
Mir selbst ist nicht zum Grinsen zumute. Meine Brust fühlt sich an wie zugeschnürt. Je mehr ich darüber nachdenke, desto schlimmer wird es. Denn ich werde gleich fliegen, wobei ich es doch besser wissen sollte: Flugreisen sind die klimaschädlichste Art, sich fortzubewegen. Sie zu vermeiden, ist einer der größten Hebel, den wir als Individuen haben, um unseren persönlichen Emissionsausstoß zu verkleinern.
Selbst wer sich das ganze Jahr über vegan oder vegetarisch ernährt, fein säuberlich Müll trennt, möglichst saisonal einkauft, Fast Fashion meidet und oft den ÖPNV benutzt, Dabei hat Deutschland sein Emissionsbudget bereits aufgebraucht,
Mit dem schlechten Gewissen bin ich jedoch nicht allein. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2023 hat schon knapp die Hälfte der deutschen Flugreisenden einmal empfunden, In den vergangenen Jahren sei das schlechte Gewissen beim Fliegen außerdem besonders in Deutschland angestiegen, Während im Jahr 2019 nur 23% der Befragten angaben, ein schlechtes Gewissen zu haben, sind es 2023 bereits 45%. Nur in den USA ist dieser Wert mit 55% noch höher.
Doch warum empfinden Menschen so? Wie sinnvoll sind die Gefühle und wie können wir mit ihnen umgehen? Das habe ich Anika Heck gefragt. Die Psychologische Psychotherapeutin aus Braunschweig ist bei aktiv und beschäftigt sich schon lange mit dem Thema. Sie hilft Patient:innen im Umgang mit ihren (Klima-)Gefühlen und hat als einstige Vielfliegerin für sich Konsequenzen gezogen.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind.
Désiree Schneider:
Das Gefühl der Flugscham nimmt in einigen Industrienationen zu. Begegnet dir das Thema auch bei deiner Arbeit als Psychotherapeutin?
Anika Heck:
Ja, aber eher indirekt. Es kommt extrem selten vor, dass jemand zu dir kommt und sagt: »Ich möchte über mein Flugverhalten sprechen, weil es mich belastet.« Das ist zumindest die Erfahrung von mir und meinen Kolleg:innen. Flugscham zeigt sich eher unterschwellig, wenn Patient:innen von Urlaubsplänen berichten und relativierende, erklärende oder entschuldigende Bemerkungen dazu machen, warum sie fliegen. Generell werden schamhafte Themen auch in der Psychotherapie nur ungern angesprochen. Das klappt meistens nur, wenn man sich schon länger und besser kennt.
Wie reagierst du, wenn Patient:innen solche Bemerkungen machen?
Anika Heck:
Ich biete den Menschen an, darüber zu sprechen. Die Reaktionen darauf sind ganz unterschiedlich: Manche sind erleichtert, dass sie einmal darüber reden können. Andere blocken ab und wollen sich den Urlaub nicht vermiesen lassen. Das ist auch okay.
Hast du dich schon einmal fürs Fliegen geschämt?
Anika Heck:
Ja, mehr als einmal, muss ich zugeben. Da ist sie schon, die Scham. Denn »zugeben« ist so eine Formulierung, die sie ausdrückt.
Ich bin sehr viel geflogen, als ich jünger war und die Flüge so günstig waren. Damals war ich mir über das Ausmaß meiner Handlung nicht bewusst und habe dementsprechend auch keine Scham verspürt. Irgendwann hat sich das allmählich geändert. Ich bin aber trotzdem gelegentlich noch geflogen. Vor ein paar Jahren war es dann so weit, dass ich es kaum noch aushalten konnte und mit meinem Mann entschieden habe, nicht mehr zu fliegen. Jetzt im Nachhinein fühle ich mich schuldig. Das ist aber noch mal ein anderes Gefühl.
Das geht mir genauso, Scham- und Schuldgefühle inklusive. Ich habe das Fliegen aber noch nicht gänzlich aufgegeben. Warum fühlen wir uns so – und warum machen viele trotzdem weiter?
Anika Heck:
Schuldgefühle beziehen sich auf ein ganz konkretes Verhalten, von dem wir wissen, dass es falsch ist. Scham bezieht sich hingegen mehr auf unser Selbstbild oder das Bild, was wir wollen, dass es andere von uns haben. Das hat oft einen moralischen Aspekt, der auch an soziale Normen geknüpft ist. Bewusst dagegen zu handeln, macht das Ganze so unangenehm, gerade wenn wir das Gefühl haben: »Dieses Verhalten passt nicht zu mir.«
Also dann, wenn eigentlich umweltbewusste Menschen wider ihre Ideale am Gate sitzen?
Anika Heck:
Genau. Fliegen an sich ist ja nichts Verbotenes. Es gibt keine externen Faktoren wie ein Verbot, die in uns Scham- oder Schuldgefühle auslösen würden. Wenn du aber intrinsisch das Gefühlt hast, dein Verhalten entspricht nicht deinen eigenen Werten, weil dir das Klima eigentlich wichtig ist, kann es zu Schamgefühlen kommen. Aber auch die Werte der Gesellschaft und Menschen um uns herum haben einen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen.
Inwiefern?
Anika Heck:
Wer Flugscham empfindet, schämt sich zum Beispiel mehr vor Kolleg:innen, die sich besonders bemühen, möglichst viel Bus und Bahn zu fahren und nicht in den Urlaub zu fliegen. Gegenüber dem Business-Class-Flieger, von dem wir wissen, dass er viel mehr fliegt als wir, ist das eine ganz andere Geschichte. Es kommt darauf an, mit wem wir uns vergleichen.
Das gilt aber auch für unser Spiegelbild: Es macht auch einen Unterschied, ob wir uns mit unserem wirklichen, jetzigen Selbst vergleichen oder aber der Version von uns, die wir gern sein wollen.
Besuchen Menschen ihre Familie, die sie selten sehen, oder sind sie für mehrere Wochen am Zielort, fühlt sich Fliegen für mich gerechtfertigter an, als wenn jemand für ein Wochenende nach Venedig oder Mallorca fliegt. Sind solche Urteile legitim?
Anika Heck:
Solche moralischen Abstufungen zu haben, ist normal. Damit versuchen Menschen, Dinge, für die sie sich potenziell schämen und bei denen sie spüren, dass sie falsch sind, einzuordnen und zu rechtfertigen. Ich habe das früher auch gemacht und erlebe es oft im Bekanntenkreis. Ein häufig verwendetes Argument ist auch: »Ich fliege zwar, mache dafür an anderer Stelle ganz viel richtig.«
Bei solchen Gesprächen fällt mir auf, dass es nicht nur um das Fliegen geht. Das Thema ist ein Stellvertreter-Gespräch. Es geht um das große Ganze, um unseren Lebensstil und um dessen Selbstverständlichkeit.
Wie können Menschen am besten mit ihrer Flugscham umgehen?
Anika Heck:
Es gibt Möglichkeiten, den in Schieflage geratenen Eindruck von sich selbst wieder geradezurücken. Man könnte beispielsweise an eine Klimainitiative Geld spenden, um seinen Treibhausgasausstoß auszugleichen, oder versuchen, sich im Leben an anderen Stellen massiv einzuschränken, um die Emissionen irgendwie wieder auszugleichen. Ich glaube aber nicht, dass das eine authentische Lösung ist.
Es ist viel wichtiger, immer wieder über solche Gefühle zu stolpern. Sie können nämlich bei ganz ähnlichen Diskussionen hochkommen – rund um Mobilität im Alltag, Fast Fashion, Ernährung. Dann sollten wir uns ganz grundlegende Fragen stellen: Warum stört es mich so sehr? Warum ist mir dieses Verhalten so wichtig, dass ich es nicht loslassen kann? Was brauche ich, um glücklich zu sein? Und ganz wichtig: Wieso empfinde ich das Verhalten als selbstverständlich?
Wir sollten uns die Frage beantworten, welcher Mensch wir überhaupt sein wollen und wie wir mit uns selbst besser in Einklang kommen. Psychologisch ist das die nachhaltigste Vorgehensweise.
Hast du die Fragen für dich beantwortet und herausgefunden, dass du das Fliegen aufgeben willst?
Anika Heck:
So wie du die Frage stellt, klingt das nach einem sehr bewussten Prozess. Das war es in meinem Fall aber nicht. Die Situationen haben sich gehäuft, in denen ich mich emotional schlecht gefühlt habe. Gleichzeitig ist mein Verantwortungsgefühl sehr angestiegen, auch weil ich Mutter geworden bin und mir sehr viele Gedanken über die Zukunft meiner Kinder gemacht habe.
Irgendwann konnte ich das Fliegen vor mir selbst nicht mehr rechtfertigen und habe gemerkt, dass ich mich wohler fühle, wenn ich es nicht mehr mache. Das hat sich bestätigt. Ich habe diese Entscheidung nie bereut.
Hast du Tipps für Menschen, die bewusst ihr Flugverhalten ändern wollen? Vielleicht auch für die vereinzelten Fälle, die vermeintlich auf Fliegen angewiesen sind und nicht von heute auf morgen darauf verzichten können?
Anika Heck:
Es macht natürlich Sinn, sich bei jeder Flugreise erst mal nach der Notwendigkeit zu fragen und zu gucken, was es für Alternativen gibt. Wer bereits über so etwas nachdenkt, der oder die merkt, dass Begründungen wie »Urlaub« oder »Erholung« nicht mehr ausreichen. Weil wir Orte, an denen wir Erholung empfinden, etwa Berge und Meer, innerhalb Europas auch per Zug erreichen.
Flüge, die alternativlos sind, wie zum Beispiel der Familienbesuch oder das Auslandssemester in Übersee – da sollte man sich bewusst machen, was es für einen selbst bedeutet, und sich die Frage beantworten: Was müsste passieren, damit ich mich jetzt damit wohlfühlen kann?
Mir hat es geholfen, mir klarzumachen: Ich gehöre zu den glücklichen Menschen und war privilegiert genug, überhaupt fliegen zu können. Viele konnten das nicht und werden es nie können. Ich habe meinen Anteil gehabt. So eine Haltung kann nicht jede:r entwickeln. Diejenigen, die es können, denen kann sie jedoch helfen, dankbar und demütig zu sein. Dankbarkeit für die ganzen Privilegien, die wir bisher genießen durften. Und Demut vor der Feststellung, dass dieser Lebensstil, den wir hier in den letzten Jahrzehnten genossen haben, noch nie selbstverständlich war. Und es auch nie hätte sein dürfen, weil er so viele Ressourcen verbraucht. Es ist eine Illusion zu glauben, dass wir jemals die Wahl hatten, schuldfrei zu fliegen. Es kann also auch zufriedenstellend sein, freiwillig zu verzichten – ganz ohne Verbote oder moralischen Zeigefinger.
Nehmen wir einmal an, die Themen Fliegen und Klimaschutz werden beim nächsten Familientreffen oder beim Mittagessen mit Kolleg:innen angesprochen. Wie lassen sich solche Gespräche am besten navigieren?
Anika Heck:
Es hilft, authentisch mit den eigenen Empfindungen umzugehen. Vielleicht auch die innere Zerrissenheit darzustellen, wenn man sie selbst verspürt. Schwierig wird es, wenn absolute Positionen wie »Fliegen ist falsch!« vertreten werden. Gibt es feste Positionen, von denen nicht abgewichen wird, gibt es auch keinen Raum, den man gemeinsam ergründen kann.
Offene Fragen stellen und probieren, andere Standpunkte zu verstehen, ist hilfreich. Ich versuche auch, den erhobenen Zeigefinger zu vermeiden. Niemand mag es, verurteilt zu werden. Es ist sinnvoller, Verständnis zu zeigen und anzuerkennen, dass die Situation komplex ist.
Manchmal finde ich es auch hilfreich, nicht konkret über die anwesenden Personen zu sprechen, weil das schnell ins Bewertende geht. Sondern den Blickwinkel zu weiten und eine Metafrage in den Raum zu werfen. Zum Beispiel: »Was glaubt ihr, wie lange fliegen wir noch?« Oder: »Wird es für unsere Enkelkinder noch normal sein, in den Urlaub zu fliegen?« Solche Gedankenexperimente, die auch etwas philosophischer sind, finde ich gewinnbringender als die Diskussion, wer sich jetzt noch wie viele Flüge erlauben darf.
Der erhobene Zeigefinger kam vergangenes Jahr im öffentlichen Diskurs und in den Medien oft zum Einsatz. Mehreren Klimaaktivist:innen wurde Doppelmoral vorgeworfen, weil sie in den Urlaub geflogen sind. Warum ist das so ein Thema, an dem sich Menschen aufhängen?
Anika Heck:
Ich habe den Eindruck, dass es gezielte Ablenkungen sind, wenn wir in der Öffentlichkeit mehr über die Doppelmoral von Aktivist:innen sprechen als über den faktisch katastrophalen Einfluss des Flugverkehrs auf die Umwelt. Menschen scheinen das Narrativ aber gerne anzunehmen, denn es gibt einen Sündenbock – eine Person, die etwas falsch gemacht hat. Diese kann gemeinsam verurteilt werden, und dann können sie zur Tagesordnung übergehen.
Gleichzeitig verschafft es aber auch Erleichterung. Immer wenn moralische Vorbilder aufzeigen, wie Dinge besser gehen, erhöht das den Druck auf einen selbst. In dem Moment, in dem diese Personen vermeintlich scheitern, verändern Menschen auch die Bewertung ihres eigenen Verhaltens und denken sich: »Wenn er es nicht macht, brauche ich es auch nicht machen.«
Generell sind die Diskussionen, die wir in den letzten Jahren in der Politik und in den Medien führen, zu vereinfacht, zu schwarz oder weiß, gut oder böse, richtig oder falsch. Wir müssen anerkennen, dass viele Dinge und Menschen wesentlich komplexer sind. Es ist leichter, Schuldzuweisungen auszusprechen, als sich die Zeit zu nehmen, konstruktiv an Lösungen zu arbeiten.
Wie kann der öffentliche Dialog konstruktiver werden?
Anika Heck:
Wir müssen den Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft richten. Anstatt dass wir fragen »Was hast du (in der Vergangenheit) falsch gemacht?«, sollten wir darüber reden: »Wie können wir es gemeinsam anders machen und Lösungen finden, die für alle gut sind?«
Deswegen arbeite ich persönlich gerne mit dem Begriff Verantwortung. Verantwortung ist ein zukunftsgerichtetes Gefühl. Wir können nicht mehr verändern, was bereits passiert ist. Aber wir haben jeden Tag die Chance zu entscheiden, wer wir in der Zukunft sein wollen.
Nur in die Zukunft zu schauen, würde allerdings manche Menschen wie Millionär:innen, die mit ihren Privatjets unterwegs sind, aber eher aus der Verantwortung nehmen. Oder? Die Pro-Kopf-CO2-Emissionen von Privat- und Geschäftsflugzeugen sind
Anika Heck:
Das darf nicht vernachlässigt werden. Aber die wichtige Frage ist: Wie wollen wir in Zukunft als Gesellschaft leben? Dabei können wir alle eine konstruktive Rolle übernehmen, egal wie viel Schuld wir in der Vergangenheit hatten. Zusammen können wir uns beispielsweise dafür einsetzen, dass öffentliche Verkehrsmittel und Fernzugverbindungen besser ausgebaut werden und
Richtig ist aber auch: Je ausschweifender unser Konsumverhalten ist, desto mehr müssen wir natürlich ändern und persönliche Einschnitte in unserem Lebensstil in Kauf nehmen. Dabei haben gerade Menschen, die wegen ihres Reichtums einen hohen Konsum und Ressourcenverbrauch haben, meist einen großen Einfluss und können viel ändern.
Bei diesem Thema stelle ich mir gerne vor, es gäbe ein Nachhaltigkeitsressourcen-Budget.
Was ist das?
Anika Heck:
Das ist ein Gedankenexperiment. Alle Ressourcen, die dem Menschen zur Verfügung stehen – wie Wasser, Essen, Wohnfläche und auch Emissionen –, werden gerecht aufgeteilt. Jeder Mensch bekommt gleich viel. Ein Budget, das er in einem Jahr oder in einem Leben aufbrauchen darf. Dann würden sich die Vermögensverhältnisse von heute auf morgen komplett umkehren.
Eine Person, die heutzutage finanziell gesehen Milliardär ist, 3 Ferienhäuser und 5 Privatjets hat, würde mit nichts dastehen. Sie dürfte nicht mehr fliegen, nirgendwo mehr hinreisen, weil ihr Budget bereits aufgebraucht ist. Sie müsste extrem minimalistisch leben. Umgekehrt gäbe es bestimmt Menschen, die erstaunt wären, dass sie eine Fernreise unternehmen dürfen. Das Gedankenspiel zeigt, wie ungleich Schuld und Verantwortung in unserer Gesellschaft verteilt sind.
Gibt es nun eine moralisch richtige Antwort auf die Frage, ob das Fliegen verboten gehört?
Anika Heck:
Eigentlich können wir uns das Fliegen nicht erlauben. Aber wir haben das Problem, dass in Öffentlichkeit, Medien und Politik Dinge als diskutabel hingestellt werden, die es nicht sind. Die Klimakrise ist ein Thema wie der Tod: Wir müssen sie akzeptieren und lernen, damit umzugehen. Die Natur fragt uns nicht, ob der Treibhauseffekt zum Tragen kommen darf. Er ist eben da. Es diskutiert ja auch niemand über die Erdanziehungskraft und sagt: »Ich will nicht, dass meine Äpfel nach unten fallen. Die physikalische Kraft darf mir das vorschreiben.«
Wir können den Menschen viel mehr zutrauen, selbst Verantwortung zu übernehmen und entschiedene Einschränkungen ihres Lebensstils in Kauf zu nehmen. Das hat nicht nur den individuellen Nachteil des Verzichts, über den so gerne gesprochen wird, sondern auch positive Effekte. In meiner Arbeit merke ich: Immer mehr Menschen spüren eine innere Unruhe, sind nicht mehr glücklich oder blicken pessimistisch in die Zukunft. Doch nicht nur weil sie depressiv sind und eine Lebenskrise haben. Sondern weil sie angesichts der vielen unterliegenden Krisen merken, dass ihr Selbst- und Weltbild nicht mehr mit dem übereinstimmt, was sie erleben. Sind wir mit uns selbst im Reinen, sind wir auch zufriedener.
An dieser Stelle kommen wir in der Therapie mit unseren verhaltenstherapeutischen Methoden nicht weiter. Zumindest kann ich den Betroffenen zuhören und helfen, Worte für das zu finden, was sie sagen wollen. Denn wir sind zusammen zum ersten Mal in der Situation einer globalen Klimakrise.
Mit Illustrationen von
Frauke Berger
für Perspective Daily
Der Klimawandel hat bereits viele Kipppunkte erreicht. Die gute und die schlechte Nachricht zugleich: Er ist menschengemacht. Wir können also etwas dagegen tun. Als Umweltjournalistin geht Désiree folgenden Fragen nach: Wie können wir unseren Konsum nachhaltiger gestalten? Was müssen Firmen tun? Und wo muss sich das System ändern? Denn jeder Mensch und jedes Unternehmen kann Teil des Problems sein – oder der Lösung.